17. Oktober 2019 1 Likes

„I ain’t afraid of no remaster“

„Ghostbusters: The Video Game“-Remaster: Ein dritter Film in Spielform

Lesezeit: 5 min.

2009 erschien auf beinahe allen gängigen Plattformen eine Version eines der vermutlich besten Lizenspielen aller Zeiten, das aber wieder im Strudel der Zeit verschwand… Dabei handelt es sich um „Ghostbusters: The Video Game“, das sich nicht nur wie ein lange in Arbeit befindlicher dritter Film anfühlt, sondern gleichsam mit allen großen Rollen und Schauspielern im Schlepptau zurückkehrte. Von Bill Murray, Dan Aykroyd, Harold Ramis bis Ernie Hudson und sogar Max von Sydow kehrten alle Mimen in ihren alten Rollen per computergenerierter Frischzellenkur zurück, während das Drehbuch des Videospiels ebenfalls aus den Federn der Franchise-Erfinder Aykroyd und Ramis stammt. Gerade beim schwer habhaften werdenden Bill Murray grenzte die Rückkehr an ein Wunder und die daraus entstandene Synergie zeigt sich in Form von einem fabelhaften Skript, einer unnachahmlichen Liebe zum Detail der Entwickler und äußerst spaßigem Gameplay, welches jedoch auch – gerade Dank Remaster-Macken – in die Jahre kommt.

Das Spiel, das eigentlich vom ehemaligen Studio „Terminal Reality“ entwickelt und von „Saber Interactive“ remastert wurde, setzt zwei Jahre nach dem Ende von „Ghostbusters II“ ein und spielt zu Thanksgiving im Jahre 1991. Die Geisterjäger sind immer noch auf Erfolgskurs und stocken ihr Team um einen neuen Rektruten auf, der humoristisch stumm über den Verlauf der sieben-Missionen-langen Kampagne bleibt und selbstverständlich vom Spieler selbst gesteuert wird. Sogleich bricht jedoch erneut Chaos in New York aus, als vom Museum of Natural History ein gigantischer übernatürlicher Energiepuls ausgeht und die Geisterjäger zur dortigen Gozer-Ausstellung führt. Von hier folgt der Spieler einer nostalgischen Schnitzeljagd die zu diversen ikonischen Lokalitäten des Ghostbusters-Franchises – vom Sedgewick-Hotel, über einer Begegnung mit dem Marshmallow-Mann, der New York Public Library – und etlichen neuen Abschnitten führt, wie der erstmals enthüllten eindrucksvollen Geisterwelt. Die Story um die Gozer-Ausstellung fühlt sich nicht nur wie eine gelungene Rückkehr zu alten Spielplätzen an, sondern verknüpft viele der ikonischen Orte der Filme mit cleveren Erinnerungen und Anspielungen, ohne dabei wie bloßer Fanservice zu wirken. Aykroyd und Co stecken spürbar viel Liebe in das Skript und ihre Rollen und sind das kräftig schlagende Herz des Spiels, das sich in keinem Deut von einem dritten Film unterscheiden würde. Von cineastischen Filmsequenzen, über filmreif-lustige Dialoge und einer sinnvollen Handlung versprüht „Ghostbusters: The Video Game“ den richtigen Charme, den „Ghostbusters“ zu solch einem kolossalen Franchise erwachsen ließ.


Der Marshmallow-Mann ist der erste eindrucksvolle Boss, dem man sich stellt

Beim „Ghostbusters“-Videospiel handelt es sich wohl um das erste Lizenzspiel, das dem Spieler wirklich das Gefühl eines Protonenpäckchens auf dem Rücken vermittelt und den Spaß den man haben kann, beim wörtlichen ringen mit dem Geist, bevor dieser in der leuchtenden Falle verschwindet. Per Schultertaste lässt sich der Protonenstrahl abfeuern, der auch eine Zweitfeuer-Funktion besitzt, einer energiegeladenen Granate gleichend, die dem Strahl folgt. Nachdem der Spieler den Geistern die inhärente Lebensenergie fort-protonisiert, lassen sich die wild gewordenen Schelmen per Fangstrahl in per Knopfdruck platzierbare Fallen lenken. Dann beginnt quasi ein kleines Minigame, bei dem der Geist zu entweichen versucht, während er langsam in die Falle sinkt und vom Spieler im Strahl der Falle gehalten werden muss. Um das Ganze später auch zu beschleunigen, lassen sich Fallen- und Protonenpäckchen-Upgrades kaufen, die Schaden und diverse Geschwindigkeiten erhöhen oder gar sogenannte Slamdunk-Upgrades für die Geisterfalle, die bei richtiger Platzierung den Geist direkt wie beim Basketball in die Falle haut – und ein ungemein wohliges Gefühl für den Spieler in der Magengegend hinterlässt. Darüber hinaus werden für den Spieler im Verlauf der Story weitere Strahler-Optionen und Waffen freigeschaltet, wie ein aus „Ghostbusters II“ weiterentwickelter Schleimwerfer – der auch für spätere Puzzles in Leveln benötigt wird – einem Vereisungsstrahl oder einer Funktion, die an ein Maschinengewehr erinnert. Geld für Upgrades verdient sich der Spieler per gefangenem Geist und per PKE aufspürbaren Artefakten. Dank PKE lassen sich Geister im Getümmel zusätzlich auf Schwächen scannen, die gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden unbedingt ausgebeutet werden sollten.


Und mindestens ebenso beeindruckend ist die später betretbare Geisterwelt

Das größte Highlight des Spiels sind neben den detailverliebten, abwechslungsreichen Schauplätzen wohl das atemberaubend inszenierte Feuerwehrhaus der Ghostbusters, wohin es den Spieler zwischen den Einsätzen führt. Jede Ecke ist vollgestopft mit nostalgischem, erheiterndem oder schlichtweg interessantem Kram – mit einer schieren Flut an Anspielungen der alten Filme oder gar der Zeichentrickserie „The Real Ghostbusters“. Man kann wörtlich Stunden damit totschlagen, sich alle kleinen Details anzusehen, Sekretärin Janine einfach nur beim Aufnehmen diverser Aufträge per Telefon zuzuhören oder der stetig wachsenden Zahl der urkomischen Nachrichten auf dem Anrufbeantworter zu lauschen.

Es ist aber leider nicht alles so glänzend und nostalgisch, wie es scheint. Denn gerade im Bezug des Remasters werden viele Chancen verschenkt und einige 2009 im Original nicht vorhandene Fehler eingebaut. Die Zwischensequenzen wirken spröder, es gibt gelegentliche Lippen-Asynchronizitäten, die begleitenden Ghostbusters bleiben häufig an Stellen hängen und die K.I. der Teammitglieder ist ebenso frustrierend, wie noch vor 10 Jahren der Fall. Wenn der Spieler dann das Zeitliche segnet und etliche Sekunden auf die Teammitglieder wartet um wiederbelebt zu werden – die lieber in der Gegend herumlaufen, statt sich seiner anzunehmen – entsteht Frust. Besonders auf höheren Schwierigkeitsgraden und dem anspruchsvollen Endgame, wo man unter Umständen im Minutentakt ins Gras beißt, während man zum zillionsten Mal eine 30-sekündige Gesprächs-Sequenz durchmachen muss, bevor es wieder ins Spielgetümmel geht. Über die erschreckend langen Ladezeiten, die dann zum Fluch werden, soll hier am besten gar kein Wort mehr fallen. Insgesamt sieht das Remaster häufig zwar passend modern und deutlich aufgehübscht aus, aber vom reinen Gameplay-Gefühl scheint das Original deutlich geschliffener und runder. Hoffentlich etwas, das diesem Vorzeige-Lizenzspiel per nachgereichten Patch der Entwickler den nötigen Schliff verleiht.


In einer Art Minigame werden Geister effektvoll in die Falle gelotst

Nach dem Debakel, das das 2016er Filmreboot darstellte, zeigt „Ghostbusters: The Video Game“, wie es richtig geht und stellt auch unter Beweis, dass der zwischenzeitlich verstorbene Harold Ramis, Dan Aykroyd und Co ihre Rollen und Schreibfedern immer noch im Griff haben. Das macht zumindest immense Hoffnung auf den angekündigten Leinwand-Nachfolger, der 2020 bereits in die Kinos kommen soll und verkürzt die Wartezeit bis dahin ungemein. Für den günstigen Preis von €29,99 ist es auch dennoch die Investition wert. Und der von 2009 bekannte, äußerst spaßige Multiplayerpart soll zu späterem Zeitpunkt noch per Patch nachgereicht werden. „Ghostbusters: The Video Game Remaster“ ist seit dem 4. Oktober für PC, XBox One, Nintendo Switch und PS4 erhältlich.

Ghostbusters: The Video Game Remaster • Terminal Reality/Saber Interactive • Action-Adventure • PC, XBox One, Nintendo Switch, PS4

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