13. September 2021 2 Likes

Heimkino-Highlights im September

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 6 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. Gaia: Grüne Hölle (2021)

Bei wem? Leonine Als was? DVD, Blu-ray Wann? 24.09.2021

Worum geht’s? Bei einer Beobachtungs-Mission in einem Urwald trifft die junge Park Rangerin Gabi auf zwei Aussteiger, Stefan und Barend, die einen post-apokalyptischen Lifestyle pflegen: Sie leben in einer Holzhütte und ernähren sich von dem, was der Dschungel hergibt. Barend ist dabei so was wie der philosophische Ziehvater von Stefan, der die Welt außerhalb des Dschungels noch nie gesehen hat. Die beiden pflegen zudem eine äußerst merkwürdige Beziehung zur Natur. Tatsächlich scheint der Dschungel eine Art Eigenleben zu führen und verschlingt Menschen, die sich in ihn verirren, um sie dann zu Alien-ähnlichen Wesen zu transformieren …

Prognose: In betörenden Bildern eingefangener Bio-Horror aus Südafrika, in dem die Natur zu bitterbösen Leben erwacht. Das sieht mit seinen Naturaufnahmen und den Bildern von Mensch-Natur-Verschmelzungen unglaublich gut und nach deutlich mehr Geld aus, als mit Sicherheit in der Kasse war. Nur fällt die erst so wunderbar zwischen Existenzialismus und leisem Mystery-Grusel wabernde Atmosphäre mit zunehmender Laufzeit allmählich in sich zusammen, denn „Gaia“ weiß nicht so recht, was er eigentlich erzählen will und klatscht den Zuschauern am Ende ein Message-Törtchen ins Gesicht. Dennoch: Angucken lohnt sich, auf jeden Fall mal eine schöne Abwechslung.

Gaia: Grüne Hölle • Südafrika 2021 • Regie: Jaco Bouwer • Darsteller: Monique Rockman, Carel Nel, Alex van Dyk, Anthony Oseyemi

 


„Battle Drone“

2. Battle Drone (2018)

Bei wem? Sony Pictures Als was? DVD, Blu-ray, Prime Video Wann? 02.09.2021

Worum geht’s? Sechs Söldner erhalten die Top-Secret-Aufgabe, einen russischen Waffenhändler auszuschalten. Die Mission führt das Team nach Tschernobyl, doch dort geraten sie in einen Hinterhalt. Eine ganze Armee von tödlichen Killer-Drohnen erwartet sie – bereit, die Söldner in einer Live-Demonstration für potenzielle Käufer auszuschalten.

Prognose: Nach allem, was man hört und liest, wohl Stangenware, offenbar bereits 2013 (!!!) runtergekurbelt, durch die die übliche Riege an Gesichtern aus dem unteren Regal (Mandylor, Swain, Paré etc.) schlafwandelt. Die Action soll dabei gar nicht mal so übel sein, allerdings übertreibt`s Regisseur Mitch Gould (einziger Film davor: „Hellbinders“, 2009) offenbar so sehr mit dem Zeitlupen-Einsatz, dass gewitzelt wird, „Battle Drone“ ist in Wahrheit ein auf 90 Minuten gestreckter Kurzfilm.

Battle Drone USA 2018 • Regie: Mitch Gould • Darsteller: Louis Mandylor, Dominque Swain, Jason Earles, Natassia Malthe, Michael Paré, Oleg Taktarov, Dan Southward, Richard Reid

 


„Argoman – Der phantastische Superman“

3. Argoman – Der phantastische Superman (1967)

Bei wem? Ostalgica Als was? Mediabook (Blu-ray, DVD) Wann? 17.09.2021

Worum geht’s? Argoman ist ein Superheld mit fantastischen telekinetischen Fähigkeiten. Doch nach jedem Liebesabenteuer büßt er seine Kräfte für sechs Stunden ein. Ausgerechnet in seiner Erholungsphase muss er die Welt vor der machtlüsternen Amazone Jenabell retten …

Prognose: Ausgeburt einer kleinen Welle von italienischen Superhelden-Filmen Ende der 60er-Jahre und ein typisches Kind seiner Zeit, allerdings saß hier mit Sergio Grieco ein fähiger Regisseur auf dem Sessel. Natürlich, „Argoman“ ist unmoralisch (der „Held“, ein selbstverliebter, kaltblütiger Gockel, ist oftmals näher am Schurken dran), sexistisch und völlig gaga, besticht aber eben auch durch krachbunte, wunderschöne Bilder, tolle Sets und Kostüme, knackige Stunts und einen typischen 60‘s Ohrwurm-Soundtrack. Ein rotziges Kleinkind von einem Film, man möchte dem Balg am liebsten eine brettern, macht`s dann aber trotzdem nicht, da halt irgendwie schon voll niedlich. Das Mediabook von Ostalgica kommt wie gewohnt mit allerlei Extras (Booklet, Audiokommentar, entfernte Szenen etc.) – für aufgeschlossene Filmfans mit Sinn für Abseitiges eine dicke Empfehlung.

Argoman – Der phantastische Superman Italien 1967 • Regie: Sergio Gireco • Darsteller: Roger Browne, Dominique Boschero, Eduardo Fajardo, Nadia Marlowa, Nino Dal Fabbro

 


„Tschernobyl 1986“

4. Tschernobyl 1986 (2021)

Bei wem? Capelight Pictures Als was? DVD, Blu-ray, Blu-Ray (2-Disc-Limited Collector`s Edition) Wann? 27.09.2021

Worum geht’s? Prypjat, 26. April 1986: Nach der verheerenden Explosion des vierten Reaktorblocks des Kernkraftwerks Tschernobyl kämpfen Hunderte Einsatzkräfte und Zivilisten darum, eine noch größere Katastrophe zu verhindern. Aus dem Reservoir unter dem Reaktor muss das Wasser abgelassen werden, bevor der geschmolzene Reaktorkern damit in Berührung kommt. Feuerwehrmann Alex, Ingenieur Valerij und Militärtaucher Boris werden mit der gefährlichen Mission beauftragt, sich unter den brennenden Reaktor zu begeben. Viel Zeit bleibt ihnen nicht: Das Wasser in den überfluteten Korridoren wird durch die immense Strahlung von Stunde zu Stunde heißer. Bereit, ihr Leben zu opfern, steigen die drei Männer in die Tiefen des Gebäudes hinab.

Prognose: Kann ich nicht so wirklich was dazu sagen, jedenfalls die erste große russische Produktion, die sich dem titelgebenden Thema annimmt und in einigen Ländern auf Netflix ausgewertet wurde. Das bisherige Feedback ist stark gemischt: Von „Müll“ über „mäßig“ bis „gut“ ist alles dabei, in einem sind sich aber alle einig: Steht hinter der viel gelobten, britisch-amerikanischen HBO-Mini-Serie „Chernobyl“ von 2019 zurück.

Tschernobyl 1986 • Russland 2021 • Regie: Danila Kozlovskiy • Darsteller: Danila Kozlovskiy, Oksana Akinshina, Filipp Avdeev, Ravshana Kurkova, Igor Chernevich

 


„Augen ohne Gesicht“

5. Augen ohne Gesicht (1960)

Bei wem? Wicked Vision Als was? Mediabook (DVD, Blu-ray) Wann? 24.09.2021

Worum geht’s? Aus der Seine wird die Leiche einer jungen Frau gefischt, das Gesicht völlig zerstört. Der Pariser Schönheitschirurg Dr. Genessier identifiziert diese dennoch als seine seit kurzem vermisste Tochter Christiane. Der Fall wird zu den Akten gelegt, doch in Wahrheit war die Tote eine andere. Um ungestört seiner – seit einem Autounfall entstellten – Tochter zu einem neuen Gesicht zu verhelfen, schickt er eine Gehilfin zu den öffentlichen Plätzen der Großstadt, um junge Mädchen in das abgelegene Landhaus der Genessiers zu locken, wo sie dem Professor willenlos ausgeliefert sind. Doch die Transplantationen missglücken, das neue Gewebe wird am fremden Körper nicht angenommen. Während Christiane mehr und mehr verzweifelt, versteckt sie ihr Gesicht hinter einer leblosen Maske. Als ihr Verlobter, der sie für tot hält, bei einem Anruf meint, Christiane’s Stimme gehört zu haben, will er, dass die Polizei den Fall noch mal aufrollt.

Prognose: Eine der ganz, ganz großen, hierzulande seltsamerweise eher unbekannten Perlen des fantastischen Kinos, die sich inhaltlich an everbodys darling „Frankenstein“ anlehnt und vor allem durch eine kunstvolle, bildgewaltige Inszenierung, die tief den Geist der Stummfilm-Ära atmet, besticht und durch ein zwei für die damalige Zeit überraschend harte Szenen, die das spätere Splatterkino vorwegnehmen, überrascht. Die kühle, trostlose Grundstimmung und die sehr ruhige, oft über weite Teile dialoglose Gangart des Films, dürfte nicht jedermanns Sache sein, aber einmal gesehen haben sollte man den eigentlich unbedingt – zumal Wicked Vison nach einer Reihe mäßiger Scheiben nun eine mit Extras vollgepackte Referenz-Edition abliefert.

Augen ohne Gesicht • Frankreich/Italien 1960 • Regie: Georges Franju • Darsteller: Pierre Brasseur, Alida Valli, Juliette Mayniel, Edith Scob, Alexandre Rignault, Charles Blavette

 


„Foundation“

… und was gibt’s im TV & Internet?

• Q-Force, Staffel 1 – ab 02.09.2021, Netflix: Animationsfilmserie um eine Gruppe rauflustiger LGBT-Superspione, in deren Mittelpunkt James Marywhether, genannt Mary, steht, ein schwuler James-Bond-Verschnitt. Um mehr Anerkennung von den Hetero-Kollegen zu bekommen, gründen sie die Q-Force um sich auf diversen Abenteuern zu beweisen. Showrunner sind Sean Hayes (Jack McFarland aus „Will & Grace) und Michael Schur (u.a. Autor für „The Office” und Co-Schöpfer von „Parks and Recreation”).

The Handmaid’s Tale, Staffel 4 – ab 02.09.2021, Magenta TV: Braucht man nichts zu sagen. Allseits bekannt und heiß geliebt.

Dr. Who, Staffel 12 – ab 07.09.2021, One: Die zwölfte Staffel der Kultserie sorgte aufgrund ihrer niedrigen Einschaltquoten im Heimatland für einiges an Irritationen. Qualitativ ist aber nach wie vor alles im Lot.

• Into The Night Staffel 2 – ab 08.09.2021, Netflix: Die schrottige belgische Produktion geht doch tatsächlich in die zweite Runde.

• Anna, Staffel 1 – ab 10.09.2021, Arte: Postapokalyptische Serie aus Italien: Ein Virus hat alle Erwachsenen getötet, die Kinder sind fällig sobald sie in die Pubertät kommen. Die Serie dreht sich um die 12jährigen Anna, die sich mit ihrem kleinen Bruder in einem abgelegenen Landhaus in Sizilien durch den Alltag schlagen muss … Trailer sieht prima aus, und die Serie ist vorerst nur in der Mediathek zu sehen.

Code 404, Staffel 2 – ab 21.09.2021, Sky Comedy: Sehenswerte britische Comedy-Serie um einen Cop, der ums Leben kommt, aber in einem geheimen Regierungsprojekt wieder zum Leben erweckt wird und sich fortan als halber Androide durchschlagen muss, was so einiges an Problemen mit sich bringt …

• Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D., Staffel 4 – ab 22.09.2021, Now!: Die vierte Staffel der beliebten Marvel-Serie, die letztes Jahr mit sieben Staffeln zu Ende ging.

Y – The Last Man, Staffel 1 – ab 22.09.2021, Disney+: Seit Ewigkeiten in der Mache, nun endlich da: Die Adaption des modernen Comic-Klassikers (Mehr Info).

Young Sheldon, Staffel 4 – ab 22.09.2021, Pro Sieben: Fortsetzung der vierten Staffel des eher mäßigen „The Big Bang Theory“-Spin-offs.

Foundation, Staffel 1 – ab 24.09.2021, Appel TV+: Adaption des Sci-Fi-Meilensteins, auf die wir natürlich extrem gespannt sind (Mehr Info)!

Große Abb. ganz oben: „Gaia“, Leonine

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