14. Februar 2022

Kurz-Review: „Bigbug“ - Netflix’ grelle SF-Satire

Der neue Film von Jean-Pierre Jeunet („Die fabelhafte Welt der Amélie“)

Lesezeit: 2 min.

Die Karriere des französischen Filmemachers Jean-Pierre Jeunet ist allemal einen Blick wert: Anfang der 1990er debütierte er mit der schwarzhumorigen postapokalyptischen Komödie „Delicatessen“. Es folgte der nicht minder skurrile Streifen „Die Stadt der verlorenen Kinder“. 2001 kam „Die fabelhafte Welt der Amélie“ heraus, auf das man Prädikate wie märchenhaftes Filmmeisterwerk, moderner Klassiker und Ohrwurm-Garant anwenden könnte. Doch 1997 inszenierte der 1953 geborene Jeunet als Regisseur auch „Alien: Die Wiedergeburt“, den bereits recht umstrittenen vierten Film der Reihe. Außerdem lehnte er es ab, „Harry Potter und der Orden des Phoenix“ zu verfilmen, und scheiterte an seiner Adaption von „Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger“. Seit 12. Februar steht mit „Bigbug“ nun Jeunets neuerster Film auf Netflix, und der ist eine richtig bunte Science-Fiction-Satire.

Der Franzose kehrt also trotz der farbenfrohen Gestaltung zu seinen schwarzhumorigen Wurzeln im SF-Genre zurück. „Bigbug“ setzt im Jahr 2045 ein und präsentiert Monsieur Jeunets Blick auf die beliebte Revolte der künstlichen Intelligenzen und der Roboter: Kriegerische Cyborgs proben den Aufstand. Deshalb sperren die Haushaltsroboter (darunter ein sprechender Einstein-Kopf und eine Haushaltsandroidin) von Alice ihre Besitzerin sowie deren Besuch lieber im Haus ein, wo es sicher sein soll. Während die Cyborgs im Fernsehen gefangengenommene Menschen in einer TV-Show erniedrigen, hat die Schar im KI-Lockdown nichts besseres zu tun, als miteinander zu streiten, rumzumachen oder sich zu überlegen, wie sie das Haus verlassen können …

Der grelle, quietschbunte Look und die satirische Überzeichnung von „Bigbug“ gehen in Ordnung. Auch, weil der Film es schafft, den alten „amerikanischen Glanz“ und Tech-Optimismus der Golden-Age-Science-Fiction mit Elementen unseres gegenwärtigen Zeitgeists zu fusionieren. An dieser Front ist „Bigbug“ gute SF-Satire. Allerdings werden die dünne Story und die langen Szenen bei fast zwei Stunden Laufzeit zu einer ziemlich anstrengenden und nervigen Angelegenheit. Um es mal im Netflix-Kontext einzusortieren: Die individuelle Optik und der prinzipielle Ansatz wissen zu gefallen, leider ist „Bigbug“ trotzdem die zähste und schwächste Nichtfolge von „Love Death + Robots“. Stoff für einen witzigen, bissigen Kurzfilm, jedoch gnadenlos auf Spielfilmlänge ausgewalzt – was man dem Ergebnis jederzeit anmerkt.

Abb.: © 2022 Netflix

Bigbug Frankreich, 2022 • 110 Min. • Regie: Jean-Pierre Jeunets • Drehbuch: Jean-Pierre Jeunet, Guillaume Laurant • Cast: Isabelle Nanty, Elsa Zylberstein, Stéphane De Groodt, Claude Perron, Youssef Hajdi

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