25. August 2022 2 Likes

Trailer: „Athena“ von Romain Gavras

Eine moderne Tragödie in Venedig

Lesezeit: 2 min.

Romain Gavras (geb. 1980) genießt den Ruf eines Provokateurs, was vor allem auf ein paar Videoclips zurückgeht, die der Franzose vor etwas über zehn Jahren angefertigt hat. „Stress“ für Justice, „Born Free“ für M.I.A. und „No Church in the Wild“ für Jay-Z & Kanye West hatten mächtig Staub aufgewirbelt und den Sohn des griechisch-französischen Filmregisseurs Constantin Costa-Gavras („Z“, „Missing“) zum Mann der Stunde gemacht. Es war nicht mal so sehr die gezeigte Gewalt, die provozierte, sondern die damit verbundene anarchisch-dystopische Message. Waren das Aufrufe zur gewaltsamen Revolution oder Revolutions-Chic? Daran schieden sich die Geister.

Gavras drehte in der Folge viele Werbespots sowie die Spielfilme „Notre jour viendra“ (2010; dt. „Our Day Will Come“; ein Parallelprojekt zu M.I.A.s „Born Free“) und „Le Monde est à toi“ (2018; „Die Welt gehört dir“), die das Versprechen der Musikvideos aber nicht wirklich einlösen konnten.

Jetzt kommt „Athena“, der im September beim Filmfestival in Venedig Premiere feiern wird und für Netflix entstand. Schaut man den gerade veröffentlichten Trailer, könnte man es für eine Langfassung von „No Church in the Wild“ halten. Auch hier stehen sich Staatsmacht in Form von Polizisten in Riot Gear und jugendliche Zivilisten gegenüber, auch hier fliegen die Molotowcocktails, dass es eine Pracht ist. Auslöser des Dramas in einem Pariser Ghetto ist der Tod eines Jungen unter ungeklärten Umständen, die Eskalation könnte größer kaum sein. Gavras spricht von einer griechischen Tragödie, in der es um den winzigen Funken geht, der eine ganze Nation anzünden kann.

Wer also seine Apokalypse nicht im Mad-Max-Look braucht, sondern auch im Gegenwärtigen sieht, ist hier goldrichtig. Aber ob das nun ein Aufruf zur gewaltsamen Revolution oder Revolutions-Chic ist? Daran werden sich die Geister bestimmt weiterhin scheiden.

Der Film startet am 23. September auf Netflix. Mit dabei sind u.a. Dali Benssalah, Sami Slimane und Ouassini Embarek. Das Drehbuch stammt von Gavras, Elias Belkeddar und Ladj Ly.

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.