10. März 2023

Heimkino-Highlights im März 2023

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 6 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindest ein wenig leichter machen!

 

1. Atomic Summer (2020)

Bei wem? Tiberius Als was? Blu-ray, DVD, VOD Wann? 03.03.2023

Worum geht’s? Ein kritischer und gefährlicher Zwischenfall im lokalen Atomkraftwerk überrascht Victor und seine Freunde. Ihre späte Flucht mit dem Auto endet mit einer Panne, die Freunde verschanzen sich in einem verlassenen Farmhaus. Das steht aber inmitten der gefährdeten und evakuierten Zone, und schon bald droht ein nuklearer Fallout. Die nächsten 24 Stunden entscheiden über Leben und Tod.

Prognose: Wahrscheinlich nichts, was man angesichts der momentanen Weltlage unbedingt sehen will. Auf die Schmerzfreien könnte aber ein faszinierendes Erlebnis warten, denn der vor allem mit Newcomern besetzte, nahezu dokumentarische Film von Gaël Lépingle soll mit einem hohen Realismusgrad, authentisch wirkenden Darsteller und einer hoffnungsvollen Attitüde gegenüber der Jungend auftrumpfen. Und man soll was für den Ernstfall lernen können: Also ich zumindest wusste bis dato noch nicht, dass man sein Smartphone auch als Geigerzähler verwenden kann.

Atomic Summer Frankreich 2020 • Regie: Gaël Lépingle • Darsteller: Shaïn Boumedine, Théo Augier, Carmen Cassovitz, Manon Valentin, Manon Valentin, Constantin Vidal

 

2. Das Alien aus der Tiefe (1989)

Bei wem? White Pearl Classics Als was? Mediabook (Blu-ray & DVD) Wann? 03.03.2023

Worum geht’s? Die Umweltschützer Jane und Lee wollen heimlich die Machenschaften eines skrupellosen Chemiekonzerns, der auf einer abgelegenen Pazifikinsel hochradioaktive Abfälle in einem aktiven Vulkan entsorgt, auf Film dokumentieren. Doch schnell stellt sich heraus, dass die Umweltsünden ihr geringstes Problem sind, denn die bereits radioaktiven Eruptionen des Vulkans haben eine außerirdische Kreatur angelockt, die die Energie konsumieren und den Planeten vernichten könnte. Jane, Lee und eine kleine Gruppe mutiger Männer versucht sich, dem monströsen Wesen entgegenzustellen. Aber egal ob Helikopterattacken, Gewehrsalven oder Bomben, nichts scheint die Kreatur stoppen zu können …

Prognose: Hach, das waren noch Zeiten! Am 8. August 1989 veröffentlichte James Cameron sein Unterwasser-Epos „Abyss – Abgrund des Todes“, in dem sich alles um eine außerirdische Lebensform am Meeresboden dreht. Bereits am 15. Oktober 1989 waren die Italiener mit „Alien degli Abissi“ (Übersetzung wohl eher unnötig) am Start – allerdings ging die Rechnung nicht auf. Offenbar befürchteten Verleiher außerhalb Italiens Stress mit mighty Cameron und so wurde aus dem „Abgrund“ nicht nur in Deutschland eine „Tiefe“. Inhaltlich hat das Ganze mit der US-Großproduktion aber nichts zu tun, wahrscheinlich wollten die Macher ursprünglich einfach an die durch Ridley Scotts „Alien“ (1979) ausgelöste und durch Camerons „Aliens“ (1986) weiter befeuerte Flutwelle an Ripoffs andocken (gewisse Parallelen zwischen Umweltschützerin Jane und Ripley aus den beiden US-Blockbustern lassen das vermuten) und entschieden sich bei Ankündigung von „Abyss“ dann für eine kurzfristige Titeländerung in der Hoffnung ein paar Extra-Lira einzusammeln. Der Film ist natürlich billig produzierter Quatsch, aber Quatsch von der Sorte, der ich nicht widerstehen kann, zumal hier Antonio Margheriti („Satan der Rache“, 1970; „Asphalt Kannibalen“, 1980) auf dem Regiestuhl saß. Auch er litt Ende der 1980er unter dem desolaten Zustand der italienischen Filmindustrie, war aber Profi genug um die unterfinanzierte Chose (beim „Alien“ handelt es sich die meiste Zeit klar erkennbar um einen umgebauten Bagger) flott durchzuziehen und erfreut in der zweiten Hälfte mit der für diesen Regisseur so typischen Zerstörung klar erkennbarer Miniatur-Sets. Ein Mediabook brauch’s nicht, aber es gibt weiterer Auflagen auf DVD oder Blu-ray, die man ruhig mal vom Grabbeltisch klauben und in geselliger Runde goutieren kann.

Das Alien aus der Tiefe • Alien degli abissi, Italien 1989 • Regie: Antonio Margheriti • Darsteller: Daniel Bosch, Marina Giulia Cavalli, Luciano Pigozzi, Robert Marius, Charles Napier, David Brass

 

3. Insel der verlorenen Seelen (1932)

Bei wem? Ostalgica Als was? Blu-ray Wann? 03.03.2023

Worum geht’s? Als sein Schiff auf hoher See sinkt, rettet sich Edward Parker in ein Rettungsboot und treibt tagelang auf dem Meer. Glücklicherweise wird er von einem Frachtschiff aufgelesen. Das Ziel des Kapitäns ist eine kleine, auf keiner Seekarte verzeichnete, exotische Tropeninsel, die der Kapitän mit seiner geheimnisvollen Fracht ansteuert. Hier führt der skrupellose Dr. Moreau ein eisernes Regiment. In seiner Klinik werden grausige Experimente an wilde Tieren durchgeführt, die er versucht, genetisch zu verändern und zu vermenschlichen …

Prognose: Zumindest hierzulande – eine Kinoaufführung wurde von den Nationalsozialisten verboten, die erste Homevideo-Veröffentlichung fand 2019 statt – eher unbekannte Verfilmung von H.G. Wells bekanntem Science-Fiction-Roman. Wells fand den Film furchtbar und viele Zeitgenossen wurden ebenso wenig glücklich, was sich nicht nur in Deutschland in Zensurbemühungen manifestierte. Doch über die Jahre wuchs die Anerkennung: Creepy Atmosphäre, verblüffend gute Tricks und eine absolute Boss-Performance von Charles Laughton als Dr. Moreau machen den Braten fett und äußerst lecker. Sehr schön und löblich: Die Disc kommt mit einem Audiokommentar von Bodo Traber, Matthias Künnecke und Gerd Naumann daher – bei dem hier vorhandenen, reichhaltigen literatur- wie filmhistorischen Background natürlich ein Muss. Auf der 2019 erschienen Edition vom gleichen Label im Rahmen der „Classic Chiller Collection“ gibt’s noch ein Booklet und das Hörspiel „ Die Insel des Dr. Moreau“, aber die kostet natürlich auch ein gutes Stück mehr. So oder so: Schrankkandidat!

Insel der verlorenen Seelen Island of Lost Souls, USA 1932 • Regie: Erle C. Kenton • Darsteller: Charles Laughton, Richard Arlen, Leila Hyams, Bela Lugosi, Kathleen Burke, Arthur Hohl

 

4. Virus: 32 (2022)

Bei wem? Plaion Als was? Blu-ray, DVD Wann? 23.03.2023

Worum geht’s? Iris hat sich von Javi scheiden lassen und arbeitet nun als Nachtwächterin in einer heruntergekommenen Sporthalle in Montevideo, der Hauptstadt Uruguays. Da sie vergessen hat, dass ihre Tochter Tata heute bei ihr ist, muss sie diese mit zur Arbeit nehmen. Auf halbem Weg zur Schicht hören die zwei im Radio, dass es in der Innenstadt mehrere Attacken gegeben hat. Die Verantwortlichen scheinen sich schnell bewegende und äußerst gewalttätige Individuen zu sein, die sich mit einem neuartigen Virus infiziert haben. So richtig kompliziert werden die Dinge allerdings erst, als Tata in der Sporthalle von einem Moment auf den nächsten verschwindet und die panische Iris sie in dem dunklen Gebäude suchen muss …

Prognose: Kann ich nicht so viel dazu sagen. Normalerweise ein Film, den ich ignorieren würde. Zombies! Gähn! Und bitte, wie OFT wurde ein Plot dieser Art jetzt schon abgespult? Außerdem: Regisseur Gustave Hernández war zwar auf dem Fantasy Film Fest 2010 mit „The Silent House“ vertreten, hat aber auch bei der anschließenden Homevideoauswertung auf dem hiesigen Markt keinerlei Eindruck hinterlassen. Jetzt kommt das ABER: Die bisherige Resonanz ist verblüffend gut. Beim Review-Auswertungsdienst Rotten Tomatoes bringt es „Virus: 32“ auf Presseseite bei 22 Kritiken auf satte 95%. Okay, das Publikum ist weniger begeistert (52%, 50 Bewertungen) und letztendlich muss weder das ein noch das andere was heißen, aber irgendwie … bin ich jetzt dann doch neugierig geworden! Zumal an vielen Stellen die handwerkliche Umsetzung gelobt wird, Hernánendez eine tatsächlich überzeugende apokalyptische Atmosphäre aufkommen lassen soll. Alles in einem: Schaumer mal!

Virus: 32 Argentinien/Uruguay 2022 • Regie: Gustave Hernández • Darsteller: Rasjid César, Sofia González, Daniel Hendler, Paula Silver

 


„The Power“ - Die Gabe

und was gibt’s im TV & Internet?

The Mandalorian, Staffel 3 – ab 01.03.2023, Disney+: Muss man nix zu sagen. Gucken eh alle. Alle. A.L.L.E.

Infiniti – ab 02.03.2023, 7Fun: Auf der Erde wird auf einem Dach in Kasachstan die Leiche eines Astronauten gefunden, der eigentlich gerade auf der ISS sein sollte. Eine französische Astronautin und ein kasachischer Polizist arbeiten zusammen, um einen mysteriösen Todesfall aufzuklären. Mini-Serie von Thierry Poiraud, der in der Vergangenheit unter anderem mit „Alone“ (2015) zumindest in handwerklicher Hinsicht schwer punkten konnte.

Der Schwarm – ab 06.03.2023, ZDF: Über der „Der Schwarm“, die Serien-Adaption von Frank Schätzings Bestseller wurde in den letzten Tagen viel in den Medien berichtet – nur nichts Gutes, selbst Schätzing selbst ist wenig begeistert.

The Last of Us – ab 06.03.2023, Sky Atlantic HD: Adaption des Videospiel-Hits.

Harley Quinn, Staffel 3 – ab 08.03.2023, Warner TV Comedy: Die dritte Season der erfolgreichen Cartoon-Serie um die Ex-Freundin des Batman-Rivalen Joker.

Stargirl, Staffel 3 – ab 12.03.2023, Sky 1: Die letzte Staffel der Adaption des gleichnamigen DC-Comics.

The Power – ab 31.03.2023, Amazon Prime Video: Aus offenbar unbekannten Gründen entwickeln Mädchen im Teenageralter auf einmal die Fähigkeit, andere Menschen mit einem Stromschlag zu verletzen oder gar zu töten. Männer gehen bei diesem Schritt der Evolution hingegen leer aus und so beginnt sich das Machtgleichgewicht auf der Welt vollständig umzukehren. Adaption von Naomis Aldermanns gleichnamigen Buch (dt. „Die Gabe“, Im Shop)

Abb. ganz oben: „Insel der verlorenen Seelen“, Ostalgica

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