24. August 2023

„Pikmin 4“: Einfach cute!

Auch der neueste Ableger von Nintendos Knuddel-Strategie überzeugt

Lesezeit: 4 min.

Sie sprechen vor allem ein junges Publikum an, sind gameplaytechnisch aber auch generell familienfreundlich gehalten und auch für ältere Jahrgänge einfach unwiderstehlich süß. Was im Falle von Nintendo auf viele hauseigene Figuren wie Kirby oder Yoshi zutrifft, meint aktuell die knuffigen Pflanzenwesen namens Pikmin, die mit ihrem mittlerweile schon vierten Abenteuer seit Ende Juli wieder ihr „Unwesen“ auf der Switch treiben und eine schon auf früheren Nintendo-Konsolen gestartete Erfolgsgeschichte fortschreiben.

Auch Pikmin 4 ist im Kern ein Echtzeit-Strategie-Spiel, in dem man die Namensgeber mittels Befehlen kommandiert und aufgrund ihrer teils großen Anzahl genau überlegen muss, wie man sie am besten einsetzt. Denn die Pikmin, die zunächst wie Rübchen im Boden wachsen, ehe man sie pflückt und so zu einer Art willigen Gnomtruppe anhäuft, definieren sich durch unterschiedliche Fähigkeiten, die mittels verschiedener Farben angezeigt werden. So können manche der kleinen Gefährten schwere Dinge tragen, während andere beispielsweise feuerfest sind oder dank körpereigener Leuchtkraft Gegner auf Distanz halten.

Getragen wird Teil 4 von einer gewohnt luftigen Story, die nur als Rahmung dient: Nachdem Captain Olimar, den man bereits aus der Serienhistorie kennt, auf einem Planeten gestrandet ist, versucht eine Gruppe Astronauten ihn zu retten, wobei allerdings einiges schiefläuft und somit letztlich die Retter selbst gerettet werden müssen. Diese Aufgabe liegt nun an uns, jedoch sind wir nicht allein. Denn neben den Pikmin, die wir immer wieder im Verlauf der Kampagne rekrutieren, stoßen wir auf den unfassbar niedlichen Rettungshund Otschin, der ebenfalls unser treuer Begleiter wird. Der tapsige Freund lernt netterweise neben Sprung, Biss und Tragen zunehmend neue Fähigkeiten (bzw. wir schalten sie frei), die wir auch für die Lösung von Umgebungsrätseln oder im Gefecht gegen teils große (Boss-)Gegner benötigen.

Spieltechnisch geht es in Pikmin 4 grundsätzlich darum, Ausflüge in die Welt von unserer Basis aus zu koordinieren, wohin wir jeden Abend auch wieder zurückkehren und die sich im Verlauf des Abenteuers ausbauen lässt. Finden wir wertvolle Ressourcen und weitere Verbündete auf unseren Streifzügen, versorgen wir unser Raumschiff mit Treibstoff und können so zu weiteren Arealen aufbrechen.

Dort warten stets neben ausgiebiger Erkundung vor allem Hindernisse auf unsere Wuseltruppe, die wir mit Planung und Geschick überwinden müssen. Dazu ist es nötig, die Fähigkeiten der Pikmin gezielt einzusetzen und sie aufzuteilen, um etwa Abgründe zu überbrücken (z. B. Lava), Schalter umzulegen oder Gegenstände wegzuschieben. Das Rätseldesign bleibt dabei über die gut 20 Stunden lange Kampagne konstant machbar, aber gerade in den etwas vertrackteren Nachtgebieten unter der Oberfläche präsentieren die Macher gerne echte Kopfnüsse, die einen mehrstufigen, präzise getimten Ablauf einfordern.

Apropos Nacht: Wer von den Pikmin nach Ablauf der Tageszeit bzw. nicht bis Anbruch der Dunkelheit wieder zuhause ist, droht besonders fiesen Fressfeinden in die Hände zu fallen. Das bringt uns zu einem gerade für jüngere Spieler:innen tendenziell vielleicht heiklen Punkt. Denn die bei Gefahr hilferufenden Pikmin können eben nicht immer gerettet werden, sodass Verluste unumgänglich werden. Zwar geht uns der Nachschub im Grunde nie aus, aber es kann schon wehtun, Pikmin letztlich sterben zu sehen – bei aller Nintendo-typischen Verniedlichung.

Abgesehen von diesem Punkt geht das Spielgefühl generell toll von der Hand. Wir steuern unsere Spielfiguren flüssig und ohne überzogen lange Reaktionszeit und die gewohnt kunterbunte Präsentation lädt uns ebenso zur Entdeckungsreise durch die schön gestalteten Gebiete ein wie der meist fröhlich eingängige Soundtrack. Insbesondere der für Switch-Verhältnisse schicke Grafikkontrast aus den Knuddelwesen und detaillierten, recht realistischen Umgebungen definiert den Charme von Pikmin 4 in besonders positiver Art und Weise.

In diesem Umfeld macht gerade das Zusammenspiel mit Otschin und den Pikmin konstant Laune und die Suche nach Gegenständen motiviert dank angenehmer Lernkurve und einer eigentlich immer naheliegenden Lösung und damit stets schaffbaren Herausforderung. Wer im Übrigen einen Fehler begeht, freut sich über eine nützliche Rückspulfunktion. Wenn dann die eigene Basis über die Zeit wächst, macht sich große Befriedigung breit, sodass auch eine gehörige Portion Langzeitmotivation garantiert bleibt.

Echte Kritikpunkte halten sich da bei all den Lobeshymnen logischerweise in Grenzen. Neben den doch sehr reduzierten Multiplayerelementen (es können etwa nur maximal zwei Spieler:innen zusammen agieren), hätte das Design der normalen Gegner (im Gegensatz zu den abwechslungsreich gehaltenen Bossen) etwas mehr Vielfalt vertragen können. Aber da selbst das eher Geschmackssache ist, sollten alle, die es mit Nintendo halten, diesen Titel unbedingt ins Auge fassen.

Fazit

Wunderbar präsentiertes, klug designtes und einfach spaßiges Strategie-Abenteuer, das man sich allein schon wegen Weltraumhund Otschin und den niedlichen Pikmin nicht entgehen lassen sollte.

Pikmin 4 • Nintendo • Echtzeit-Strategie/Adventure • Switch

Abb. © Nintendo

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