8. Mai 2024

„Planet der Affen: New Kingdom“ – Die Affen rasen mal wieder durch den Wald

Eine spektakuläre Fortsetzung des langlebigen Franchises

Lesezeit: 3 min.

Caeser ist tot, es lebe Caeser! Viele Generationen – wie es zu Beginn von „Planet der Affen: New Kingdom“ heißt – nachdem in Teil 3 der neuen „Planet der Affen“-Filme der Revolutionsführer Caeser verstarb –, leben verschieden Affengruppen in Clanstrukturen auf einer verwüsteten Erde. Darunter der junge Noa (Owen Teague), ein besonders hellsichtiger Affe, der schon deutlich besser spricht als manche seiner Art. Schon hier zeigt sich die besondere Originalität und der Blick für Details, die Regisseur Wes Ball und die Drehbuchautoren Josh Friedman und Rick Jaffa in die Weiterführung der Saga gesteckt haben: Denn die Affen sprechen nicht einfach nur Englisch, sondern verwenden gleichzeitig auch noch Affenlaute und verschiedene Handzeichen. Vermutlich eine ziemlich präzise Wiedergabe der tatsächlichen Entwicklung von Sprache, schließlich hat auch die Menschheit nicht einfach den Sprung von Handzeichen zu Goethe vollführt – bevor das Sprachgefühl dank Twitter und Co in der Gegenwart wieder zu degenerieren begann …

Zu Beginn von „Planet der Affen: New Kingdom“ ist die gezeigte Welt noch klein und fast bukolisch: Noa bereitet sich auf ein Initiationsritual vor, turnt über Ruinen von Wolkenkratzern, die längst von Bäumen und Moos überwuchert sind. Später wird er an weiteren phantastischen Sets vorbeikommen, ein überwuchertes Museum etwa, wo ein Mosaik ihm einen Blick auf jene andere Spezies ermöglicht, die auch auf der Erde lebt, die Menschen, die in diesem Film nur eine Randerscheinung sind. Zum Glück für die Affen, denn die Menschen haben immer noch die Herrschaft über die Erde im Sinn, auch wenn die junge Mae (Freya Allen), die sich Noa bald anschließt, zumindest anfangs noch kindlich und verängstigt wirkt.

Nachdem sein Clan von aggressiven Gorillas überfallen wurde, macht sich Noa auf die Reise, mit der sich sein Blick auf die Welt öffnet. Ein weiser alter Orang Utan wird ein kurzzeitiger Lehrmeister und gibt seinen beiden Schülern – dem Affen Noa und dem Mensch Mae – den Rat: „Zusammen: Stark!“ mit auf den Weg, ein Hinweis, der in den intendierten Fortsetzungen vermutlich noch wichtig werden wird. Denn auch dieser Film – man muss es leider immer wieder erwähnen – ist nur der erste Teil einer geplanten Trilogie, hätte zwar ein schönes Ende, aber danach muss es noch einmal ein ganzes Stück weitergehen, zur Vorbereitung der Fortsetzung.

Dies ist jedoch das einzige Manko in einem Blockbuster, der ansonsten wenig falsch macht. Will man ganz kritisch sein, könnte man einige wenige Szenen bemängeln, in denen die Bewegungen der Affen ein wenig zu sehr nach Computerspiel aussehen, allerdings ein sehr, sehr gutes Computerspiel. Ansonsten sieht „Planet der Affen: New Kingdom“ sensationell aus, die Animation der Affen erreicht neue Höhepunkte, das Set Design ist spektakulär, inklusive manch sehr hübscher Anspielungen an den allerersten „Planet der Affen“-Film.

Der spiegelte 1968 auch die komplizierten Verhältnisse in einem Amerika, das von den Kämpfen der Bürgerrechtsbewegung geprägt war, was man auch über die Gegenwart sagen könnte, wo etwa die Black Lives Matter Bewegung den Diskurs beeinflusst. Damals wie heute funktionieren die „Planet der Affen“-Filme als komplexe Reflexionen über das Verhältnis der Ethnien, über Macht und die Schwierigkeit, friedlich miteinander zu leben.

Wer hier für wen steht, darüber darf man diskutieren, denn das Schöne und Komplexe der „Planet der Affen“-Filme ist immer noch, das nicht einfach auf simple Dichotomien zurückgegriffen wird: Gut und Böse sind nicht einfach auf den Gegensatz Affe-Mensch zu reduzieren, denn sowohl unter den Affen wie unter den Menschen gibt es solche und solche. Allein der nominale Held Noa scheint ohne Tadel, doch wenn die Fortsetzungen halten, was dieser tolle erste Teil verspricht, wäre man nicht überrascht, wenn auch Noa sein neues Dasein als Anführer bald zu Kopf steigt und er mit der dunklen Seite flirtet.

Planet der Affen: New Kingdom (Kingdom of the Planet of the Apes) • USA 2024 • Regie: Wes Ball • Darsteller: Owen Teague, Freya Allen, Peter Macon, Lydia Peckham, William H. Macy • ab 8 Mai 2024 im Kino

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