20. Januar 2013

Graues Geraune

„Metropia“ versinkt im Anspruch

Lesezeit: 2 min.

Für Filme wie Metropia ist der Begriff »Arty Farty« mal erfunden worden, und einen besseren wird man dafür auch kaum finden. Denn dieser so hochambitionierte Animationsfilm riecht dermaßen nach Kunsthochschule, dass man das akademische Geraune, das aus den heiligen Sälen auf die Flure dringt, weit hinten auf der Tonspur zu hören glaubt. Das hehre Motto: Erst, wenn es quälend dröge ist, ist es wirklich gut.

Ganz Europa wird von einem superschnellen U-Bahnnetz verbunden, Freiheit und Mobilität für alle. Erbaut hat es der finstere Ivan Bahn, der nebenbei auch noch fleißig an der totalen Gedankenkontrolle mithilfe des Shampoos Dangst bastelt. Seine Tochter Nina hat ganz eigene Vorstellungen, und das kleine Arbeiterlicht Roger wird zum Spielball der Mächtigen im grauen Europa. Und »grau« ist sehr wörtlich zu nehmen, denn in Metropia versinkt alles in dieser Unfarbe, sie durchwabert die Bilder wie digitaler Smog, nein, in dieser Welt möchte man wirklich nicht leben. Die Köpfe der Menschen sind zu groß, die Bewegungen ungelenk, die Stimmen sind verlangsamt und emotionslos, die Dialoge steif und bedeutungsschwanger kryptisch, und im Hintergrund läuft eine Reality-TV-Show, in der Asylanten darum kämpfen, wer in Europa bleiben darf, und wer mittels Katapult zurück ins Meer geschossen wird. Nein, diese Welt möchte man nicht mal neunzig Minuten lang ertragen. Eine Fahrt mit einer (echten) U-Bahn ist weit interessanter.

Metropia • Schweden/Dänemark/Norwegen/Finnland 2009 · Regie: Tarik Saleh · Stimmen: Vincent Gallo, Juliette Lewis, Udo Kier, Stellan Skarsgard

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