9. August 2025

„Panik“ – Tödliche Rasenmäher

Der Wissenschaftsjournalist Sebastian Halm versucht sich an einem KI-Thriller

Lesezeit: 3 min.

Nicht erst seit ChatGPT ist KI in aller Munden, Möglichkeiten und Gefahren der Technik werden beschworen, wird die Frage gestellt, ob man demnächst Angst vor seinem Computer, dem Staubsuagerroboter oder vielleicht sogar vor seiner Küche haben muss, schließlich befinden sich in zunehmend vielen Geräten des Alltags Chips, die mehr oder weniger sinnvolle Aufgaben erledigen sollen.

Kein Wunder also, dass sich immer mehr Filme oder Romane mit den Gefahren der Technik beschäftigen, wobei es ein dramaturgisches Problem gibt: Ein technisches Gerät, das auf einmal selbstständig und zur Gefahr wird, ließe sich im Zweifelsfall einfach dadurch außer Gefecht setzen, indem man den Stecker zieht oder die Batterien entfernt und damit den Spuk beendet.

Um dieses Problem zu umgehen imaginiert der Wissenschaftsjournalist Sebastian Halm in seinem Romandebüt Panik“ (im Shop) gleich ein ganzes Haus als Antagonist und lässt über dessen Intentionen schon im Untertitel des Romans keinen Zweifel, denn der lautet: „Dieses Haus will Deinen Tod“. Vielleicht war es der Verlag, der sich diesen sehr direkten Untertitel ausgedacht hat, um potentiellen Käufern wirklich klar zu machen, worum es hier geht.

Im Mittelpunkt der Story steht das Ehepaar Ruth und Bill, deren Ehe kriselt. Um sich einmal auszusprechen und die Wogen zu glätten, hat Bill für ein Wochenende ein wahres Luxushaus gemietet. Mit welchen Problemen das Paar kämpft, erfährt der Leser auf den folgenden 300 Seiten allerdings nicht, aber sei’s drum: Wie in einem B-Horrofilm geht es auch hier weniger um psychologische Tiefe, als die Figuren auf dem Spielbrett zu positionieren – und sie dann mit dem Grauen zu konfrontieren.

Dementsprechend vage bleiben dann auch andere Aspekte, an irgendeiner deutschen Küste steht das besagte Haus, wo genau bleibt ebenso offen wie die Frage, warum die Vermieterin sich so gar nicht darüber wundert, dass die Vormieter nicht abgereist sind und auch die polnische Putzfrau mitten während der Arbeit einfach verschwunden zu sein scheint.

Was es damit auf sich hat, erlebt das Paar sehr bald, der Leser weiß es angesichts des Untertitels schon: Das Haus ist böse und versucht, seine Bewohner zu töten. Was hier vor allem auf ausufernde Kämpfe mit einem Rasenmähroboter hinausläuft, dem Kampf mit einer elektronischen Swimmingpool-Abdeckung oder einem Treppenlift.


Sebastian Halm. Foto © Sarah Hecker/blende11

Dessen Eigenleben erinnert an eine wunderbare Szene im Filmklassiker „Gremlins“ wie ohnehin vieles in „Panik“ weniger an Tech-Thriller denn an Horrorfilme denken lässt, in denen allerlei Gerätschaften Eigenleben entwickeln und „Poltergeist“-artig durchdrehen. Tatsächliche oder mögliche Bedrohungspotentiale von KI sollten eigentlich ausreichenden Romanstoff abgeben, spielen sich aber oft eher in den Tiefen des Internets ab, weswegen sich Sebastian Halm, hauptberuflich Wissenschaftsjournalist mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz, dazu entschieden hat, die Bedrohungen konkreter werden zu lassen.

Auf Grund dieser dramaturgischen Entscheidung lässt sich Halms Roman nur bedingt als wirklicher KI-Thriller bezeichnen. Welches Bedrohungspotential in der Technik steckt, werden wir in den nächsten Jahren gewiss noch oft in journalistischen Texten, Filmen und Romanen erleben. „Panik“ dagegen funktioniert als ganz normaler, ein wenig übernatürlich angehauchter Thriller, der schnörkellos auf seinen Höhepunkt zuläuft und sich damit als ideale sommerliche Strandlektüre empfiehlt.

Sebastian Halm: Panik • Roman • Goldmann, München 2025 • 336 Seiten • Erhältlich als Taschenbuch und eBook • Preis des Taschenbuchs: 13,00 € • im Shop

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