Trübes Licht
„Green Lantern“ – Ryan Reynolds rockt (wenig)
Eines Tages wird irgendjemand auf die erste cineastische Periode des neuen Jahrtausends zurückblicken und sich wundern, wieso außer Christopher Nolan niemand in der Lage gewesen zu sein schien, eine ordentliche DC-Comic-Verfilmung auf die Reihe zu bekommen. Im Falle von Green Lantern ist das sogar doppelt verwunderlich, haben mit Michael Green und Marc Guggenheim doch zwei Comic-erprobte Autoren am Drehbuch mitgewirkt. Und doch können Hal Jordans geradlinige Origin-Story und sein Werdegang vom draufgängerischen Kampfjet-Piloten zum verantwortungsbewussten kostümierten Beschützer von Erde und Galaxis nur bedingt überzeugen. Das liegt nicht einmal an Hollywood-Schönling Ryan Reynolds und schon gar nicht an Mark Strong. Am Ende liegt es vielleicht nicht einmal am Plot, obgleich die Geschichte in der zweiten Hälfte ordentlich auseinanderfällt und die Logik selbst nach Superheldenmaßstäben oft einfach ignoriert wird.
Womöglich ist am Ende einfach Green Lantern selbst Schuld – eine Comicfigur, die unter Umständen besser nie auf die Leinwand gebracht hätte werden sollen. Denn mal ehrlich: Die Kräfte des 1940 geschaffenen intergalaktischen Friedenspolizisten mit dem wundersamen, von einer Laterne gespeisten Ring sind doch reichlich cheesy. Und egal wie viele 3D-Effekte man nutzt – Riesenfäuste und Spielzeugrennbahnen aus grün leuchtender Energie wirken fern der Comic-Seiten immer noch ein wenig lächerlicher und anachronistischer als so schon.
Apropos 3D: Wenigstens haben die sensationellen Alien-Welten in Green Lantern den Blick durch die Brille absolut gerechtfertigt – und gleichzeitig wieder einmal bewiesen, dass abseits von Animationsfilmen eigentlich nur Filme mit spektakulären Landschaftsaufnahmen den ganzen Aufwand rechtfertigen. Wer braucht schon eine dreidimensionale Schreibtischlampe? Ryan Reynolds und Blake Lively sind zudem auch ohne 3D irritierend attraktiv genug.
Aber zurück zur Grünen Laterne. Die rasante Herkunftsgeschichte und Weiterentwicklung des unerfahrenen Erdenwächters, der durch Zufall die Laterne und den Ring übergeben bekommt und eine düstere Bedrohung für alle Sektoren des Universums besiegen muss, gehen so weit schon in Ordnung. Wenn man aus dem Kino kommt, erleichtert die Brille abnimmt, sich die Augen reibt und richtig Lust auf ein paar Green-Lantern-Comics hat, kann die Verfilmung von Martin Campbell (Die Maske von Zorro, Golden Eye, Casino Royale) jedenfalls nicht alles falsch gemacht haben, und schon gar nicht so viel, wie es immer heißt. Was sie dafür falsch gemacht haben, haben Campbell und Co. dann aber stets richtig verbockt. So wie die Sache mit der Unterhose.
Ein Knüller war der erste Leinwandflug von Hal Jordan also nicht – nicht die finsterste Nacht des vergangenen Filmjahres, aber eben auch nicht der hellste Tag. Die letzte Szene mit Mark Strong als verführte Ober-Laterne Sinestro lässt allerdings hoffen, dass es einen zweiten Teil geben wird, in dem vieles besser gemacht werden kann und sollte. Nach dem enttäuschenden Einspielergebnis der 200 Millionen Dollar teuren Science-Fiction-Superhelden-Mär dürfte ein Sequel freilich erst mal nicht allzu wahrscheinlich sein.
Green Lantern • USA 2011 · Regie: Martin Campbell · Darsteller: Ryan Reynolds, Blake Lively, Peter Sarsgaard, Mark Strong, Tim Robbins
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