7. Oktober 2015 1 Likes

Nur Fliegen ist schöner

Das DLR nimmt uns mit auf einen Flug über Mark Watneys Reiseroute auf dem Mars – in 3D!

Lesezeit: 4 min.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat zum Kinostart von Ridley Scotts Der Marsianer, der Verfilmung des Bestsellers von Andy Weir (im Shop), ein kleines optisches Schmankerl vorbereitet: Einen 3D-Flug über das Gelände, das der gestrandete Astronaut Mark Watney in Buch und Film mit einem Rover durchfahren muss. Die Bilder, aus denen sich das Video zusammensetzt, entstanden im Rahmen einen Mars-Kartierungsprojekts, an dem die ESA-Sonde Mars Express maßgeblich beteiligt ist. Die DLR-Forscher kommen zu dem Schluss: Mark Watney wählt die günstigste Route für seinen Reise über die Marsoberfläche – dank des hervorragenden Kartenmaterials, mit dem er ausgestattet ist.

Achtung! Die folgenden Absätze enthalten Spoiler zu Andy Weirs Roman Der Marsianer (im Shop) und Ridley Scotts gleichnamiger Verfilmung. Sie wurden gewarnt!

 

Watneys Reise beginnt in der Tiefebene Acidalia Planitia am nördlichen Wendekreis. Sie erscheint relativ eben auf den Karten, aber Bilder der HiRISE-Kamera an Bord der NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter zeigten, dass die Ebene in Wirklichkeit von Gräben und Hügel durchzogen ist – was der DLR-Film zu Beginn deutlich zeigt. Die Tiefebenen der Nordhalbkugel, die gut ein Drittel der Planetenoberfläche ausmachen, liegen durchschnittlich drei Kilometer tiefer als die sogenannten „südlichen Hochländer“ und sind geologisch betrachtet jünger. Die „Grenze“ zwischen Nord und Süd, ein mal mehr, mal weniger steiler Hang, wird immer wieder durch Täler, die vermutlich bei gewaltigen Wasserausbrüchen auf der Marsoberfläche entstanden sind, durchbrochen.

Seine Reiseroute führt Watney zunächst einige hundert Kilometer an die südöstliche Grenze von Chryse Planitia. Von dort aus geht es durch das Ausflusstal Mwarth Vallis etwa zwei Kilometer weit hinauf ins südliche Hochland, auf das Meridiani Planum. Das enorme Alter der südlichen Hemisphäre lässt sich an der Anzahl der Krater abschätzen. Als Faustregel gilt: Je mehr Krater es gibt und je größer diese sind, desto älter ist die Landschaft. Arabia Terra, der nächsten Geländeabschnitt auf Watneys Reise, gehört mit über drei Milliarden Jahren zu den geologisch ältesten Orten auf dem Mars.

Mark Watneys Ziel ist der Krater Schiaparelli, in dem das Rückkehrschiff der Ares-4-Crew geparkt ist. Um ihn zu erreichen, muss der findige Astronaut stetig bergauf durch unwegsames Terrain fahren. Dabei überwindet er einen Höhenunterschied von weiteren zwei Kilometern. Danach geht es erneut bergab, denn der relativ ebene Kraterboden Schiaparellis liegt siebenhundert Meter tiefer. Insgesamt legt der fiktive Astronaut eine Strecke von rund 3200 Kilometern zurück, für die er mehrere Monate braucht.

Ohne exakte Karten wäre das nicht möglich – das gilt für Romancharaktere ebenso wie für „echte“ Astronauten, die eines Tages zum Mars aufbrechen werden. Damit die Mark Watneys der Zukunft bestens für ihre Reise zum roten Planeten ausgestattet sind, erstellt das DLR seit fast zwölf Jahren aus hochauflösenden stereoskopischen Bildern Karten und topographische Modelle der Marsoberfläche. Das in Berlin beheimatete Institut für Planetenforschung gehört zu den weltweit führenden auf diesem Gebiet. Als Ausgangsmaterial dienen die Bilddaten des HRSC-Kamerasystems (High Resolution Stereo Camera) des Orbiters Mars Express. Für dieses Video wurden insgesamt 7300 3D-Bilder benutzt (natürlich gibt es das Video auch in 2D). Ralf Jaumann vom DLR-Institut für Planetenforschung sieht den knapp fünfminütigen Film nicht als nettes Gimmick zu einem SF-Blockbuster:

Der Mars fasziniert, er macht uns immer neugieriger! Ganz viele Menschen interessieren sich für unsere Forschung, und vor allem junge Menschen wollen wissen, wie es da oben wirklich aussieht, und wie realistisch es ist, dass wir Menschen dort oben einmal unsere Spuren hinterlassen könnten. Die Daten unserer Kamera zeigen den Mars in einer Anschaulichkeit und Detailtreue von oben, wie kaum ein anderes Experiment, nur die Bilder von der Oberfläche, von Rovern wie Curiosity, sind noch näher an der Realität dran - aber die zeigen wiederum nur einen kleinen Ausschnitt. Auch uns sind durch diese Animation wieder ein paar Details aufgefallen, die wir vorher im räumlichen Kontext noch nicht gesehen hatten. Deshalb haben wir diesen Film berechnet: Damit kann sich jeder ein Bild machen, wie es wäre, wenn Mark Watney wirklich durch diese Gebiete fahren müsste … lediglich bei den Wolken waren wir etwas kreativ, denn die sind - zum Glück - in den HRSC-Daten nicht enthalten.

Ridley Scotts Der Marsianer startet am 8. Oktober 2015 in den deutschen Kinos. Den gleichnamigen Roman von Andy Weir finden Sie in unserem Shop. Mehr Hintergrundinformationen zum aktuellen Stand in Sachen bemannter Mars-Mission gibt es in dem Sachbuch Der Weg zum Mars (im Shop), das am 12. Oktober erscheint. Weitere Infos rund um den Marsianer finden Sie hier unter dem #RettetMarkWatney.

Quelle: DLR.de / Karte: flickr.com/dlr

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