4. Oktober 2018 1 Likes

Die Hardy-Show

Der Spider-Man-Spin-Off „Venom“ ist ein betont altmodischer Superheldenfilm

Lesezeit: 2 min.

Ein ganz klein wenig Mut darf man Sony bescheinigen, dass sie Tom Hardy als Hauptdarsteller des neuesten Superheldenfilms engagiert haben. Ist Hardy doch alles andere als ein glatter, bequemer Typ, so wie die allermeisten Schauspieler, die in die diversen Charaktere des Marvel Universums schlüpfen. Passend also, dass Hardy in Ruben Fleischers „Venom“ keinen Held spielt, sondern einen Anti-Held, eine Figur, die einst als Antagonist von Spider-Man debütierte, aber mit so großer Begeisterung aufgenommen wurde, dass ihr eigene Comics eingeräumt wurden. Schon in Sam Raimis drittem Spider-Man-Film tauchte Venom auf, nun also ein Spin-Off, der noch nichts mit dem neuen Spider-Man, den Sony im Verbund mit Marvel produziert, zu tun hat, deren Wege sich, je nach Erfolg dieses Films, aber wohl bald unvermeidlicherweise kreuzen werden.

Ein klassischer Origin-Film ist „Venom“, der gleichzeitig die Ankunft der Symbioten genannten Alienmasse schildert, einem Glibber, der immer neue Träger sucht, die er parasitär übernimmt, parallel dazu Eddie Brock einführt, den von Hardy gespielten investigativen Reporter, der sich hier mit dem einmal mehr Elon Musk nachgeahmten Tech-Milliardär Carlton Drake (Riz Ahmed) anlegt und Job und Frau (Michelle Williams) verliert.


Jekyll & Hyde: together again – „Venom“

Erst als er von Venom infiziert ist beginnt Eddie und mit ihm der ganze Film Fahrt aufzunehmen, denn gerade das – wie soll man es nennen? – Zusammenspiel zwischen Hardy und Venom funktioniert ausgezeichnet. Wie kaum ein zeitgenössischer Schauspieler lebt Tom Hardy von seiner Physis, spielt mit ganzem Körpereinsatz (zumal er ja bekanntermaßen gern Akzente verwendet, die selbst für Muttersprachler kaum verständlich sind), ist also quasi prädestiniert für die Rolle eines Mannes, der mit einem Parasiten um die Macht über seine menschliche Hülle kämpft.

In gewisser Weise könnte man „Venom“ dadurch als Buddy-Movie bezeichnen, dessen spannendster Handlungsbogen die langsame Annäherung von Eddie und Venom ist, die sich gegenseitig akzeptieren und schätzen lernen und tatsächlich gemeinsam den Tag retten. Darum herum hat Regisseur Ruben Fleischer, der sich durch sein Debüt „Zombieland“ den Ruf eines Experten für schräge Stoffe erworben hatte, einen Superheldenfilm, der nicht furchtbar um Originalität bemüht ist und am Ende weniger durch seine eher vergessenswerten Actionszenen überzeugt, als durch seine altmodische Herangehensweise an eine Origin-Story.

„Venom“ läuft seit dem 3. Oktober 2018 im Kino.

Venom • USA 2018 • Regie: Ruben Fleischer • Darsteller: Tom Hardy, Michelle Williams, Riz Ahmed, Woody Harrelson,

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.