Im falschen Zug
„Source Code“ von Duncan Jones (Moon)
Als Colter Stevens, ein in Afghanistan eingesetzter Hubschrauberpilot, aus einem Nickerchen aufschreckt, findet er sich in einem Vorortzug Richtung Chicago wieder. Ihm gegenüber sitzt eine hübsche Frau, die ihn angeblich kennt, ihn aber mit fremdem Namen anspricht. Verwirrt stolpert Stevens aufs Klo und sieht im Spiegel einen Unbekannten. Da fliegt der Zug in die Luft.
Als Stevens erneut erwacht, liegt er in einer Kapsel, sein Kontakt zur Außenwelt ist die kühle Offizierin Goodwin. Sie informiert ihn darüber, dass er Teil eines mysteriösen Quellcodes ist, mit dessen Hilfe Stevens in der Zeit zurückreisen kann. Das funktioniert immer wieder, allerdings nur in einem begrenzten Zeitrahmen von acht Minuten. An diesem Morgen ist ein Vorortzug nach Chicago einem Bombenattentat zum Opfer gefallen, das Vorspiel zu einer Atombombe, die im Stadtzentrum gezündet werden soll. Stevens hat nun wiederholt acht Minuten, um im Zug den Bomber zu entlarven und die zweite Bombe zu verhindern. Wieder erwacht er in dem fremden Körper neben Christina, wieder sucht er die Bombe, wieder fliegt alles in die Luft. Die Vergangenheit, so lernt er, kann man nicht verändern. Aber die Zukunft?
Wie schon in Jones’ Ein-Mann-Thriller Moon findet sich auch hier der Protagonist in einer Lage wieder, die man aus einem Song von Jones’ Vater David Bowie kennt: »Here I am sitting in a tin can, planet earth is blue and there’s nothing I can do.« Unter der Oberfläche dieses klugen Thrillers werden existenzielle Themen angesprochen: Isolation und Einsamkeit, Identität und das Wissen, sterblich zu sein.
Doch anders als bei Moon hält Jones sein Tempo diesmal über die volle Strecke, bis hin zum traurig-schönen Schluss. Und wie er hier seine großartige Schauspielerschar führt, wie er mit der Stimme von Scott Bakula den liebenswertesten Cameo des Jahres einbaut, wie er ganz im Vorbeigehen einen Gruß an Alfred Hitchcock und dessen Lieblingskomponisten Bernard Herrmann los wird, wie er mitten im Film die Stimmung verändert, das verrät einen jungen Regisseur, der langsam seine Stimme findet und in den kommenden Jahren immer besser werden könnte.
Source Code • USA 2010 · Regie: Duncan Jones · Darsteller: Jake Gyllenhall, Michelle Monaghan, Vera Farmiga, Jeffrey Wright, Scott Bakula
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