Keine Sicherheitsgarantie
„Journey of Love“ – Eine RomCom (mit Zeitmaschine)
Am Anfang steht eine Anzeige: „Gesucht: Jemand der mit mir durch die Zeit zurück reist. Das ist kein Scherz. Bezahlung nach Rückkehr. Du musst deine eigenen Waffen mitbringen. Keine Sicherheitsgarantie. Ich hab das bisher nur einmal gemacht.“ In Ermangelung eines besseren Themas macht sich Jeff (Jake Johnson), Reporter eines Lokalblattes, gemeinsam mit den beiden Praktikanten Darius (Aubrey Plaza) und Arnau (Karan Soni) auf den Weg in ein verschlafenes Städtchen am Meer, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Die hübsche Darius wird dabei flugs zum Lockvogel für den Spinner Kenneth (Mark Duplass), der offensichtlich unter Verfolgungswahn leidet und auch ansonsten nicht alle Tassen im Schrank zu haben scheint. Eine Zeitmaschine? Das kann ja nur Blödsinn sein, und Jeff ist eh mehr daran interessiert, eine alte Flamme zu besuchen, die „zufällig“ im selben Ort wohnt. Doch Darius erkennt schnell eine verwandte Seele in Kenneth, jemanden, den die Menschen missverstehen, weil sie einfach nicht genug über ihn wissen.
Colin Trevorrow erzählt in Journey of Love oberflächlich betrachtet eine ziemlich normale RomCom mit alles was dazugehört. Aber der gesamte Stil seines Films will nicht recht dazu passen. Die Farben sind naturalistisch, der Ort blass, die Darsteller angenehm normal, das Tempo verhalten und der Witz eher trocken. Den Kitsch hat er gleich ganz weggelassen. Und dann ist da dieser doppelte Boden, der einen unruhig macht. Denn Kenneth macht durchaus einen etwas labilen Eindruck und sein Verhalten ist durchaus mitunter etwas verstörend. Sollte sich Darius, die selbst ihr Päckchen trägt, überhaupt mit ihm einlassen? Ist er nicht wirklich ein Spinner? Möglicherweise sogar gefährlich? Interessanterweise beantwortet Trevorrow diese Frage nicht abschließend, aber er steuert auf ein nicht untypisches RomCom-Finale zu, allerdings eins, das man so entwaffnend charmant (und mit einem Hauch von Gänsehaut) selten gesehen hat. Dem einen oder anderen Zuschauer wird man bestimmt die Kinnlade wieder schließen müssen.
Auf doppeltem Boden fühlt sich Mark Duplass, der hier gemeinsam mit seinem Bruder Jay auch als Produzent fungiert, offenbar wohl. Die beiden Mit-Initiatoren der „Mumblecore“-Szene – Indie-Filme mit Mikro-Budget, improvisierten Dialogen, Laiendarstellern – hatten mit Cyrus (2010) und Jeff, der noch zu Hause lebt (2011) nachhaltig bewiesen, dass sie auch unter den Bedingungen der Filmwirtschaft arbeiten können und dennoch nicht ihre Identität einbüßen müssen. Beide Filme waren im Prinzip klassische Feelgood-Stoffe, aber mit einem deutlich unangenehmen Unterton, der dem Süßlichen einen fiesen (aber sehr willkommenen) Beigeschmack gab. Journey of Love ist voll auf dieser Linie, als hätte sich Mark Duplass die Rolle des Kenneth selbst auf den Leib geschrieben.
Und grandios ist natürlich auch die dem Film zugrunde liegende Geschichte von John Silveira, der einen wunderbar ironischen Gastauftritt im Film hat. Im Bonus-Material der US-DVD erzählt er nämlich, dass er diese Anzeige 1997 im Backwoods Home Magazine wirklich aufgegeben hat – und hunderte von Briefen bekam. Und nicht wenige davon waren durchaus ernst gemeint. Die Wirklichkeit ist eben mindestens so spannend wie die Fiktion.
Journey of Love - Das wahre Abenteuer ist die Liebe (Safety Not Guranteed; USA 2012) • Regie: Colin Trevorrow • Darsteller: Aubrey Plaza, Mark Duplass, Jake Johnson, Karan Soni, Kristen Bell
Bilder: Tiberius Film
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