4. Juni 2024

„Jurassic World: Die Chaostheorie“

Netflix’ zweiter Serienstreich für junge und junggebliebene Dino-Fans

Lesezeit: 3 min.

Wenn Dinosaurier wieder auf der Welt wandeln, muss der Mensch kreativ werden. Also macht er das, was er am besten kann: Die Gefahr bannen, bevor sie Schaden anrichtet. Doch was ist, wenn es dafür zu spät ist oder jemand die Giganten dafür nutzt, unliebsam gewordene Personen aus dem Weg zu räumen? Dann ist es an der Zeit für eine Gruppe junger Erwachsener, die sich schon als Kinder dem scheinbar Unmöglichen gestellt haben.

Kinder und Dinosaurier? Da kommt zusammen, was zusammen gehört – und das schon seit vielen, vielen Jahrzehnten. Da nimmt sich die Schreiberin dieser Zeilen nicht von aus. Kein Fernsehkind der späten 1980er und frühen 1990er kam an „In einem Land vor unserer Zeit“ und „Die Dinos“ vorbei. „Jurassic Park“ (nach Michael Crichton; im Shop) war 1993 eine filmische Offenbarung: Nicht nur, dass der Traum eines Urzeitzoos auf der Leinwand wahr wurde, die gewaltigen Eidechsen sahen dank Animatronic realistischer aus als manches CGI-Wesen heute. Allerdings: Obwohl der Film mit Lex und Tim auch zwei Kinder durch den Park begleitete, ein kindgerechtes Kinoerlebnis bot er eher nicht – und das trotz Merchandisingoffensive, die die Altersklasse der Unter-12-Jährigen begeistern konnte.

Umso erstaunlicher ist es, dass es über 25 Jahre und einen Franchise-Reboot gebraucht hat, bis sich jemand gedacht hat: „Jurassic Park? Für Kinder? Machen wir!“. Im September 2020 war es dann soweit. Gemeinsam mit Universal Pictures und DreamWorks Animation präsentierte Netflix die erste Staffel von „Jurassic World: Neue Abenteuer“, in dem die Zuschauer:innen auch die späteren Held:innen von „Jurassic World: Die Chaostheorie“ kennenlernen. Während die fünf Staffeln von „Neue Abenteuer“ vor, während und nach „Jurassic World“ spielen, beginnt „Die Chaostheorie“ kurz vor Jurassic World: Ein neues Zeitalter“.

Sechs Jahre sind vergangen und aus den Teenager:innen des „Camp Kreidezeit“ sind junge Erwachsene geworden. Obwohl es sie von der Isla Nublar in unterschiedliche Bundesstaaten verschlagen hat, sind die Bande zwischen den „Glorreichen Sechs“ getauften immer noch stark. Doch ein Ereignis hat alles verändert: Vor Kurzem ist Brooklynn (Kiersten Kelly) gestorben – getötet und vermutlich auch von einem Dinosaurier gefressen worden. In einer Welt, in der carnivore Riesenechsen an der Spitze der Nahrungskette stehen, ist der Mensch ein willkommener Snack.

Darius Bowman (Paul-Mikél Williams) sucht seither jenen Allosaurus, der Brooklynn auf dem Gewissen hat. Als eines Abends Ben Pincus (Sean Giambrone) vor seiner Tür steht, erzählt dieser eine unglaubliche Geschichte: Ihre gemeinsame Freundin ist nicht dem Hunger eines Raubsauriers zum Opfer gefallen, sie wurde gezielt getötet. Jemand mache Jagd auf die Überlebenden des „Camp Kreidezeit“. Was Darius zunächst als Spinnerei abtut, verwandelt sich in tödlichem Ernst als ein Rudel Raptoren ins Haus eindringt.

Darius und Bens Flucht ist der Auftakt zu einem Roadmovie, in dem die beiden ihre Freund:innen Sammy (Raini Rodriguez), Yaz (Kausar Mohammed) und Kenji (Darren Barnet) aufgabeln, sich mit den Hintergründen von Brooklynns Tod auseinandersetzen und – wie sollte es auch anders sein? – einer Verschwörung auf die Spur kommen. Damit nicht genug: Natürlich muss sich die Clique auch mit all den Dingen auseinandersetzen, die sie zuletzt getrennt haben. So belastete etwa Yaz’ posttraumatische Belastungsstörung ihre Beziehung zu Sammy, während die quasi-Brüder Darius und Kenji nicht mehr miteinander sprechen, seitdem der eine die Freundin des anderen in der Nacht ihres Todes im Stich gelassen hat. Überraschend viele durchaus nachvollziehbare Dramen für eine Kinderserie, auch wenn der Tiefgang hier und da dann doch fehlt.

Apropos Kinderserie: Ist sie das wirklich? Bedingt. „Jurassic World: Neue Abenteuer“ ist durch seine jüngeren Protagonist:innen etwas zugänglicher für die Jüngsten. Ältere dürfte „Jurassic World: Die Chaostheorie“ eher ansprechen – und die lässt sich problemlos auch ohne Kenntnis der Vorläuferserie verfolgen. Beide verzichten jedenfalls auf allzu explizite Darstellungen. Dinos mit blutigen Schnauzen nach einem Menschenimbiss? Fehlanzeige. Die Echsen sind dafür auch hier das Highlight, werden in ruhigen, actionreichen sowie gruseligen Momenten gekonnt in Szene gesetzt. Hommagen an die Originaltrilogie und Verknüpfungen mit dem Reboot? Dürfen natürlich nicht fehlen.Wer sich auf die Fortsetzung einlässt, wird gut unterhalten – und fiebert mit jungen Erwachsene mit, die einem sehr schnell ans Herz wachsen. Staffel 2? Nun, die ist hoffentlich nur eine Frage der Zeit.

Jurassic World: Die Chaostheorie • USA 2024 • Regie: Michael Mullen, Zesung Kang, Dan Forgione, Robert Briggs • Mit den Stimmen von: Paul-Mikél Williams, Sean Giambrone, Kausar Mohammed, Raini Rodriguez, Darren Barnet, Kiersten Kelly • Freigegeben ab 6 Jahren • Seit 24. Mai auf Netflix

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