4. August 2022

„Light & Magic“ – Als die Magie noch handgemacht war

Eine sechsteilige Serie zeichnet den Wandel der Spezialeffekte nach

Lesezeit: 3 min.

„Filme sind Spezialeffekte“ ist das erste, was man in der sechsteiligen Serie „Light & Magic“ aus dem Mund von George Lucas hört. Kein überraschender Satz aus dem Mund des Star Wars-Erfinders, der Mitte der 70er Jahre auch Mitbegründer der Spezialeffektschmiede Industrial Light & Magic war, um die es hier geht, aber doch auch emblematisch für einen der Gründe für die Schieflage des zeitgenössischen Blockbusterkinos.

Die Geschichte, wie George Lucas und sein Kumpel Steven Spielberg ab Ende der 70er Jahre Hollywood und damit die Welt veränderten, ist schon oft erzählt worden und auch über die Entwicklung von ILM gibt es viele Bücher, Dokus und enorme Mengen an Bonusmaterial auf DVDs und Blu-Rays. Dennoch ist es immer wieder beeindruckend zu sehen, wie es damals jungen Männern wie Dennis Muren, John Dykstra, Joe Johnston und ihren vielen weniger bis gar nicht bekannten Helfern gelang, Bilder auf die Leinwand zu bringen, die sich ein paar Jahre zuvor kaum jemand vorstellen konnten.

Durch die Bank waren sie von Filmen wie „King Kong und die weiße Frau“ oder „Jason und die Argonauten“ beeinflusst, Filmen also, die mit handgemachten Spezialeffekten arbeiteten. Methoden, die auch die Basis der ersten Star Wars-Trilogie bildeten, die im Mittelpunkt der Serie steht.

In manchmal arg kleinteiliger Ausführlichkeit wird die Arbeit am ersten Film nachgezeichnet, die Gemeinschaft der ILM-Familie betont und in sehr amerikanischer Weise die eigene Brillanz gefeiert. Gut, von einer Serie, die bei Disney+ zu sehen ist, der Firma, die durch die drei Mega-Franchises Star Wars, MCU und Pixar so sehr von spezialeffektgetriebenem Blockbuster-Kino abhängig ist wie niemand sonst in Hollywood, war sicher nichts anderes zu erwarten, aber dennoch.

Ein wenig ironisch mutet es dann jedoch an, wenn zu Beginn der letzten Folge Regisseure von Steven Spielberg, über James Cameron und Ron Howard bis zu George Lucas betonen, dass die Story das wichtigste ist. Genau das also, was gerade beim zeitgenössischen Superhelden-Blockbusterkino immer mehr in Vergessenheit gerät. Und ob ein James Cameron in seinen nicht wirklich sehnlichst erwarteten „Avatar“-Fortsetzungen mehr zu bieten hat als neue, ohne Frage atemberaubende 3D-Bilder, bleibt abzuwarten.

Wie sehr Spezialeffekte zum Alltag geworden sind, wie oft sie auch in Filmen Verwendung finden, die auf den ersten Blick scheinbar ohne auskommen, wäre ein aufschlussreiches Thema gewesen. Doch der Bogen, den die sechs Folgen von „Light & Magic“ schlagen, führt nur bis 1993, dem Jahr, das als Wasserscheide zwischen praktischen und im Computer generierten Effekten gilt. „Jurassic Parc“ war der erste Film, bei dem in diesem Umfang CGI verwendet wurde, bei dem in der Entwicklung noch daran gedacht wurde, Modelle zu verwenden, es dann aber der Fortschritt der Computertechnik möglich machte, weite Teile der Dinosaurier im Computer zu generieren.

Ein wenig elegisch mutet es an zu verfolgen, wie die seit Jahrzehnten verwendeten und immer weiter perfektionierten Techniken innerhalb weniger Jahre obsolet wurden, wie der Computer scheinbar eine Welt unbegrenzter Möglichkeiten eröffnete – die in den Jahren danach nur selten eingelöst wurde.

Was sicher nicht nur mit der Welt der Spezialeffekte selbst zu tun hat, sondern auch mit sich veränderndem Medienkonsum, größerer Konkurrenz und anderen Faktoren. Dennoch blickt man als in den 80er Jahren sozialisierter Mensch nach den sechs Teilen von „Light & Magic“ mit etwas Wehmut auf die gute alte Zeit zurück, in der die Effekte zwar meist noch handgemacht waren, sie aber gerade dadurch oft viel mehr Wärme und Intimität ausstrahlten als die oft kalt und künstlich anmutenden Computerwelten der Gegenwart.

Light & Magic • USA 2022 • sechs Folgen, jetzt bei Disney+

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.