„Avatar: Fire and Ash“ – James Cameron übertrifft sich selbst
Zumindest stilistisch das aktuelle filmische Nonplusultra
Seit mindestens 20 Jahren arbeitet James Cameron fast ausschließlich an den Avatar-Filmen, hat spezielle Motion-Capture-Systeme und Computerprogramme entwickeln lassen, um seine Vision des fernen Planeten Pandora auf die Leinwand zu bringen. Zumindest der kommerzielle Erfolg hat ihm recht gegeben, die ersten beiden Teile zählen zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten, trotz ihrer gigantischen Produktionskosten. Selbst für den Fall, dass der nun ins Kino kommende Teil 3, „Avatar: Fire and Ash“, nicht an den Erfolg der Vorgänger heranreichen sollte, ist ein Flop nicht zu erwarten.
Seltsam also, dass die Avatar-Filme, die Welt von Pandora und der sie bevölkernden schlaksigen, blauen Wesen namens Na’vi, kaum Spuren im kollektiven Gedächtnis zu hinterlassen scheinen. Verkleiden sich Menschen zu Halloween als Na’vis, so wie sie es nach „Harry Potter“ oder „Star Wars“ mit den dortigen Helden taten? Und welche Filme haben sich von der Welt von Pandora inspirieren lassen, ja, gibt es zumindest eine billige Asylum-Version von „Avatar“?
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Das es daran fehlt, mag andererseits auch damit zusammenhängen, dass Cameron und seinen Myriaden an Technikern mit den Avatar-Filmen etwas gelingt, dass kaum zu kopieren ist: Eine komplett künstliche Welt zu kreieren, die inzwischen eine derartige technische Perfektion erreicht hat, dass allein der Versuch einer Kopie zum Scheitern verurteilt wäre. Schade nur, dass der Drehbuchautor Cameron nicht ähnlich visionär ist wie Cameron, der Stilist.
Schon sein elffacher Oscar-Triumph „Titanic“ war zwar für so ziemlich alles nominiert was ging – aber nicht für das Drehbuch. Und auch nachdem „Avatar“ vor inzwischen 16 Jahren zum ersten Mal nach Pandora entführte, wurden zwar die Bilder gerühmt, die Story dagegen mit „Pocahontas“ oder gar „Ferngully“ verglichen: Liebenswerte Naturwesen mussten sich den imperialen Avancen von Menschen erwehren, eine sehr simple – freundlich formuliert: archaische – Geschichte, die in „Avatar: Fire and Ash“ nun zum dritten Mal variiert wird.
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Der zum Na’vi gewordene Jake Sully (Sam Worthington) versucht seine Familie zusammenzuhalten, Mutter Neytiri (Zoe Saldana) und die Kinder, wobei vor allem der Ziehsohn Spider (Jack Champion) ein Problem darstellt. Dieser konnte bislang nur mit Atemmaske auf Pandora überleben, doch in einer Notsituation rettet ihm seine dem mystischen, matriarchalen Kern Pandoras besonders nahestehende Schwester Kiri (Sigourney Weaver) das Leben und lässt seine menschliche DNA mit der Essenz Pandoras verschmelzen. Was allerdings die Interessen der finsteren menschlichen Invasoren weckt, die ihre Basis auf Pandora immer weiter ausbauen und die Ressourcen des Planeten zunehmend skrupellos ausbeuten.
Ein paar familiäre Streitigkeiten kommen noch hinzu, dazu taucht der alte Bekannte Miles (Stephen Lang) auf, aber was soll man sagen: Die Handlung zieht sich. Nicht zuletzt auf Grund der exorbitanten Länge von weit über drei Stunden. Diese könnte aber auch einen ganz praktischen Grund haben, der wiederum zur spektakulären Qualität von „Avatar: Fire and Ash“ führt: Nach gut anderthalb, zwei Stunden hat man sich an das 3D, die ultrascharfen Bilder, die höhere Framerate gewöhnt und ist erst dann neurologisch bereit, wahrzunehmen, was Cameron auffährt. Und das sind Bilder von überragender Qualität, spektakuläre Schlachtgemälde, vor allem aber so makellos wirkende Bilder von Wasser und Feuer, Rauch und Dampf, wie man sie noch nie gesehen hat. Jedes Detail wirkt perfekt lebensecht animiert und dabei doch nie künstlich, vom Fall der Haare, über die Texturen der Haut, bis zu Feuerbällen und Explosionen. Bilder wie diese hat man im Kino noch nie gesehen, gerade in 3D erzeugt James Cameron ein immersives, überwältigendes Erlebnis, das allein den Kinobesuch lohnt, selbst wenn die Geschichte kaum mehr als Stückwerk ist, dass nur dazu dient, die visuellen Höhepunkte vorzubereiten.
Abb.: Walt Disney Germany
Avatar: Fire and Ash • USA 2025 • Regie: James Cameron • Sam Worthington, Zoe Saldana, Sigourney Weaver • im Kino
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