20. Juli 2016 3 Likes 3

The Stars and the Furious

Ausgerechnet Handwerker Justin Lin dreht den bislang besten der neuen „Star Trek“-Filme

Lesezeit: 3 min.

„Justin, hast Du Lust, den neuen Star Trek-Film zu drehen?“

„Ich? Wieso ich? Ich bin doch eher für zeitgenössische Action-Filme wie diverse The Fast & The Furious-Fortsetzungen bekannt und nicht für Science-Fiction.“

„Genau deswegen wollen wir Dich ja: In Simon Peggs Drehbuch geht es um Familie, um Zusammenhalt, um die besondere Gemeinschaft der Sternenflotte, das wäre doch etwas für Dich, oder?“

„Hmm, hört sich nicht schlecht an, aber ich habe eine Bedingung…“

„Alles, Justin, alles was du willst! Soll Vin Diesel mitspielen? Das wäre kein Problem, als Außerirdischer würde er sich gut machen!“

„Nein, das ist es nicht… was ich gerne hätte… ist ein Motorradstunt.“

Die Paramount-Executives schauen sich ratlos an, doch dann zucken sie mit den Schultern: Wegen so einer Kleinigkeit soll der Deal nicht scheitern.

„Kein Problem Justin, wir rufen Simon er, er schreibt das Drehbuch um. Deal?“

„Deal!“

Und so kam es (vielleicht), dass im Zentrum von „Star Trek Beyond“ eine ziemlich bizarre, ausufernde Actionszene steht, in der James T. Kirk Qualitäten als Motorradfahrer beweist, die ihn problemlos für das „Fast & Furious“-Franchise qualifizieren würden. Puristen werden wohl spätestens hier die Nase rümpfen, wenn sie nicht schon vorher ausgestiegen sind, als in einem gestrandeten Raumschiff der Föderation Public Enemys „Fight the Power“ ertönt. Vielleicht liegt es an diesem unbeschwerten Umgang mit den Ingredienzien einer geradezu heiligen Franchise, dass Justin Lins „Star Trek Beyond“ so viel Spaß macht.

Nach zwei von J. J. Abrams inszenierten Folgen haben Chris Pine, Zachary Quinto, Karl Urban, Anton Yelchin (nach seinem Unfalltod leider zum letzten Mal) und ihre Kollegen längst in ihre ikonischen Rollen gefunden, Charaktere und Konflikte sind etabliert, was es nun ermöglicht, unkompliziert zur Sache zu kommen: Die USS Enterprise befinden sich auf einer fünfjährigen Forschungsmission, die vor allem Kirk zunehmend langweilt und dockt auf der hypermodernen Raumstation Johnstown an. Ein Notruf lockt Schiff und Crew bald zu einem fremden Planeten, wo sie von einem Schwarm artifizieller Killerbienen zur Notlandung gezwungen werden. Dabei wird die Enterprise einmal mehr zerstört, die Experten werden wissen zum wievielten Male. Doch auf dem Planeten liegt Ersatz bereit: Die USS Franklin, ein altertümliches Raumschiff, in dem sich die Überlebenden bald zusammenfinden. Ein Großteil der Crew befindet sich jedoch in den Händen des finsteren Krall (Idris Elba), der aus lange unerfindlichen Gründen Rache an der Sternenflotte nehmen will.

Ein überaus loses Handlungsgerüst haben Simon Pegg und sein Co-Autor Doug Jung sich hier ausgedacht, das sie jedoch liebevoll ausfüllen: Kirk, Spock, McCoy, Uhura, Sulu und Scotty, sie alle bekommen ihre Momente, die von entspanntem Charme geprägt sind, ihre Figuren zwar kaum weiterentwickeln, aber warum auch? Man weiß, was man an ihnen hat, mehr braucht es da nicht immer. Zumal es Justin Lin gelingt „Star Trek Beyond“ trotz eines für heutige Verhältnisse eher bescheidenem Budgets von „nur“ 150 Millionen Dollar unfassbar gut aussehen zu lassen.

Allein die Raumstation Johnstown ist mit ihrer futuristischen Architektur, die a la „Inception“ teils auf dem Kopf steht, eine wahre Augenweide und weckt wie die Kostüme und Make-Up oft den Wunsch, den Film anzuhalten, um Muster und Texturen im Detail bewundern zu können. Oft ermöglicht dies Justin Lins Inszenierung auch, die von einer erstaunlichen Gelassenheit geprägt ist und dem Treiben gelegentlich den Anschein eines entspannten Klassentreffen verleiht. Was keineswegs Negativ gemeint ist, im Gegenteil: Es macht einfach Spaß sich für zwei Stunden in diese Welt zu begeben, die bis ins Detail perfekt ausgestattet ist und von sympathischen Figuren bevölkert ist. Das Rad erfindet Justin Lin mit „Star Trek Beyond“ gewiss nicht neu, aber das muss ja auch nicht immer sein, gerade wenn die Grundqualität einer Produktion derartig hoch ist.

Abb. © Paramount Pictures

„Star Trek Beyond“ startet am 21. Juli im Kino.

Star Trek Beyond • USA 2016 • Regie: Justin Lin • Darsteller. Chris Pine, Zachary Quinto, Karl Urban, Zoe Saldana, Simon, John Cho, Anton Yelchin, Idris Elba

Kommentare

Bild des Benutzers Elisabeth Bösl

Huch? Das klingt ja direkt positiv. Vielleicht tue ich mir den doch im Kino an, auch wenn ich mir das nach dem unfassbar dämlichen "Into Darkness" eigentlich schenken wollte.

Bild des Benutzers Johann Seidl

Der Film ist i.O. Mir fehlt aber der Witz und die Frische der beiden Vorläufer. Die Jagd nach "der Waffe" hatte streckenweise was von Quidditch im All.

Bild des Benutzers Johann Seidl

ah - noch vergessen: Dass die Alienenfrau permanent mit Schätzchen bezeichnet wurde war grenzwertig...

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