22. Februar 2018 1 Likes

Singing in the Wood

Das zauberhafte Fantasy-Abenteuer „Fe“

Lesezeit: 4 min.

Waren sogenannte Indie-Games, die dennoch von großen Publishern herausgebracht wurden, bis vor einigen Jahren noch eher die Ausnahme, haben Hits wie Journey, Inside oder Unravel längst dafür gesorgt, dass vermeintlich kleinere Titel ähnlich stark im Rampenlicht stehen wie mittelgroße Blockbuster. Die typischen Indie-Zutaten eines eher unkonventionellen Designs, einer meist einfachen Spielmechanik und einer technisch weniger bombastischen, dafür aber besonders durchdachten Inszenierung, gelten heute für zahlreiche Vertreter und so haben es viele Neuerscheinungen schwer, noch den Zauber der oben genannten Vorreiter zu erreichen.

So gesehen auch wieder beim Plattformer Fe, das vom kleinen Studio Zoink entwickelt und im Rahmen der Originals-Reihe von EA nun frisch für PS4, Xbox One, PC und Switch das Licht der Welt erblickt hat (hier unser damaliger Ersteindruck). In seinen gut 7-8 Stunden Spielzeit weiß das Abenteuer speziell zum Start mithilfe einer markanten Spielidee und vor allem einem wunderschön eigenwilligen Grafikdesign zu fesseln, doch nach all den Games mit ähnlichem Grundkonzept mag sich die letzte Begeisterung nicht so ganz einstellen. Aber der Reihe nach. 

In Fe übernehmen wir die Rolle eines kleinen Fuchs-ähnlichen Wesens, das zusammen mit anderen fantastischen Tieren in einer Art magischem Wald lebt. Bäume, Flüsse und Täler prägen ebenso das Gesamtbild wie die unterschiedlichen Farbtöne, was zusammengenommen mit den stimmungsvollen Lichteffekten ästhetisch regelrecht begeistert. Allerdings wird das farbintensive Idyll bedroht, denn unheimliche Wesens (die sogenannten Geräuschlosen) streifen durch den Wald und fangen alle Bewohner ein, die nicht rechtzeitig fliehen können.

Welche Ziele die bedrohlichen Einäuger tatsächlich verfolgen und was es mit dem Wald und seinen Bewohnern letztlich auf sich hat, wird nur mithilfe sehr weniger Cut-Scenes und einiger in der Spielwelt verteilter Rückblick-Kugeln angedeutet, mit denen wir einzelne Ereignis-Schnipsel aus Sicht der Geräuschlosen erleben. Sprache oder Text gibt es hingegen nicht und so tappen wir leider selbst nach dem Abspann storytechnisch weitgehend im Dunkeln. Variable Interpretation und das Erleben einer eigenen Geschichte in allen Ehren - Fe übertreibt diese Offenheit allerdings und verschenkt so ein gutes Stück Potenzial. 

Unsere Rettungsmission starten wir zunächst mit einer Sing-Fähigkeit, die sich im Verlauf der Handlung weiter ausbauen lässt. Unser Füchslein muss neben Springen, Klettern und sich im Grass vor Gegnern Verstecken mit den anderen Tieren oder Pflanzen singend kommunizieren, um deren jeweilige Fähigkeiten wie Fliegen oder besonders weit Springen nutzen zu können. Verfügen wir folglich nicht über den jeweiligen Gesang unseres Gegenübers, kommt im wahrsten Sinne keine Kommunikation zustande und wir können die Fähigkeit nicht nutzen.

In der Praxis fällt die Umsetzung dieses Kernfeatures denkbar einfach aus, da wir zum Singen nur einen Button entsprechend länger oder kürzer gedrückt halten und unsere angelernten Singfrequenzen über ein Optionsrad auswählen müssen. So ist es dank flüssiger Steuerung gerade im späteren Verlauf recht einfach, innerhalb längerer Sprungpassagen zwischen den Fähigkeiten hin und her zu wechseln. Der Ablauf beim Erwerb neuer Skills fällt immer gleich aus: Ehe wir einen neuen Gesang erlernen, müssen wir zunächst ein besonders großes Exemplar einer Gattung beispielsweise befreien oder ihm irgendeinen anderen Dienst wie die Rettung seines Nachwuchses erweisen. Kleinere Verbesserungen wie eine erhöhte Sprungkraft erhalten wir dagegen, indem wir in der Welt verborgene Kristalle sammeln. Mehr gibt es leider nicht zu finden.

Richtige Rätsel gibt es ebenfalls kaum. Zwar müssen wir stets die Umgebung im Auge behalten, um beispielsweise Gegner mit Früchten abzulenken, doch in der Regel beschränkt sich das Gameplay auf die Erkundung der sich mithilfe neuer Fähigkeiten weiter entfaltenden Welt. Die an festen Punkten stationierten Geräuschlosen können wir nur umgehen. Erblicken sie uns dennoch, müssen wir uns schnell verstecken und möglichst schnell Abstand gewinnen, um nicht von ihrem Augenstrahl gefangenengenommen zu werden. Tritt letzteres dennoch ein, setzt uns das Game sofort an einen sehr fair gelegten Rücksetzpunkt ab. Frust kann daher im Verbund mit den Gegnern eigentlich nie aufkommen. 

Wie bereits angedeutet, fällt die Spielwelt zwar grafisch trotz reduzierter Technik wunderschön, aber dennoch ein bisschen leer aus. Außer den Geräuschlosen und einigen Bewohnern, gibt es im relativ großen Territorium nicht viel zu erleben. Daher sinkt trotz erweitertem Skill-Repertoire die Motivation, sich in bisher unerforschte Bereiche zu begeben.

Zusätzlich negativ kommt noch hinzu, dass die Übersicht im Detail aufgrund der groben Wandtexturen häufig flöten geht. Zwar gibt es eine dynamische Übersichtskarte, die jederzeit unseren nächsten Zielpunkt anzeigt, doch da wir es mit einem Plattformer mit mehreren Ebenen zu tun haben, drehen wir die Kamera häufig hilfesuchend herum, um einen Weg zu finden. Da helfen auch die kleinen Vögel nicht immer wirklich weiter, die uns auf Knopfdruck den Weg anzeigen sollen. Daher gilt leider auch in Sachen Gameplay der bereis bei der Story genannte Kritikpunkt, dass Fe uns zu oft allein lässt, wenn wir nicht weiter wissen. Auch der sehr angenehme Soundtrack kann darüber nicht hinwegtäuschen.

Fazit

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Zoinks Plattform-Adventure ist für Indie-Freunde mit Hang zu einzigartigen Designideen und atmosphärisch eigenwilligen Gameplay-Konzepten definitiv lohnenswert. Doch speziell nach einigen Stunden Spielzeit sind die Mängel nicht zu übersehen. Die leider recht leblose, storytechnisch nicht wirklich gut motivierte Welt, der abnehmende Schauwert des Waldes und der Mangel an Abwechslung bei Gegnern und Aufgaben, führen dazu, von Fe als einem zwar guten, letztlich aber nicht herausragenden Game sprechen zu können. Der kleine Fuchs hätte es schon aufgrund seiner guten Steuerbarkeit und des eigentlich sehr spannenden Fantasy-Ansatzes verdient gehabt, einen Titel mit noch mehr Feinschliff und spielerischer Tiefe spendiert zu bekommen. 

Fe • EA/Zoink Game • Action-Adventure

Abb. © EA/Zoink Game

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