29. Januar 2020

Wenn Schweine fliegen können…

Das tierisch-futuristische Action-Adventure „SuperEpic: The Entertainment War“ nimmt die Macht der Spieleindustrie auf die Schippe

Lesezeit: 3 min.

Mit guter Spielesatire ist es (wie bei jeder Medienform) immer so eine Sache. Trifft sie bei aller humoristischen Verzerrung und Vexierspiegelei nicht ihren inhaltlichen Kern, kann man ihr leicht Beliebigkeit vorwerfen. Geht sie allerdings mit ihrem Gegenstand zu schroff ins Gericht, verfällt der Unterhaltungsrahmen und man fühlt sich um seinen Genuss gebracht. Dieser zuweilen nur schwer zu meisternde Spagat dominiert auch die Metaebene des knuffigen Action-Adventures SuperEpic: The Entertainment War, das bereits Mitte Dezember als Download für alle gängigen Konsolen und PC für rund 15 Euro herauskam.

Der Titel transportiert uns in eine angeblich „nahe“ Zukunft im Stile Orwells, in der die Menschheit ausgerechnet von einem Spieleimperium kontrolliert wird, das die Welt mit dümmlich simplen Minigames bei Laune hält. Um den satirischen Kern dennoch möglichst realitätsfern auszuschmücken, leiten wir mit einem Waschbären auf einem Lama die Revolte gegen den fiesen Konzern ein. Unser buschiger Freund beherrscht zunächst ein mit Angriff, Springen und Rennen stark eingeschränktes Aktionsrepertoire, welches sich im Lauf der Kampagne um Fähigkeiten wie Dash, Doppelsprung und weitere Attacken erweitert.

Im Kern ist SuperEpic eine pixelige Hommage an Metroidvania-Sidescroller wie dem PS1-Klassiker Castlevania: Symphony of the Night, vor dem sich das Gameplay sowie zahlreiche Passagendesigns passenderweise auch permanent verbeugen. Während wir in den epischen Weiten des Konzerns die eng verzweigten, miteinander verbundenen Areale nach Extras und Endbossen abklappern und uns – Stichwort Metroidvania – manche Gebiete erst mit bestimmten Fähigkeiten erschließen können, versuchen putzige Tierfeinde uns von unserem Weg abzuhalten.

Gerade hier setzen die Macher des noch eher unbekannten spanischen Studios Undercoders auf kleinere Kalauer. Uns erwarten beispielsweise Angriffe von Finanzhaien oder Schweinen in Anzügen ebenso wie wildgewordene Sekretärinnen, blutsaugende Manager oder rücksichtslose Markenbotschafter. Entsprechend durchgeknallte Endgegner wie der Produkt Evangelist, der uns mit einem fliegenden Riesenroboter in die Bredouille bringt, sind da nur allzu logisch.

Das Ganze ist sympathisch umgesetzt und macht dank insgesamt flüssiger (Konsolen-)Steuerung und relativ abwechslungsreichen Szenarien auch ohne zeitgemäße Technik stundenlang Laune - zumal die RPG-Mechanik mit verschiedenen Waffen und versteckten Sammelobjekten mit besserer Kenntnis des Gebiets immer motivierender wird. Der angestrebte Witz von SuperEpic nutzt sich jedoch mit der Zeit spürbar ab.

Entlocken selbst Kleinigkeiten wie ein Stoppschild als Waffe gegen wirbelnde Damenhandtaschen anfangs vielleicht noch ein dezentes Schmunzeln, erschöpft sich der etwas zu kindische, auch in den Textinserts nur leidlich vorangetriebene Humor in der nerdigen Suche nach bestimmten Verweisen auf Castlevania und andere Retroperlen der 16- und 32Bit-Ära. Somit steht der Spaß an einem kurzweiligen, durchaus fordernden Action-Adventure im Vordergrund, bei dem der satirisch etwas altbackene Ansatz eines ökonomisch machthungrigen Großkonzerns eher aufgesetzt wirkt.

Nur an einer Stelle entfaltet SuperEpic so etwas wie ein echtes reflexiv-subversives Potenzial. An mehreren Stellen des Titels finden sich in der Spielwelt QR-Codes, die sich tatsächlich via Smartphone scannen lassen und ganz im Sinne des innerfiktional verhandelten Geschäftsmodells der Firma zu besonders dümmlichen Handyspielchen weiterleiten. Als Belohnung für erfolgreiche Abschlüsse winken Codes für weitere Ingame-Währung, mit der sich wiederum das Waffen- und Fähigkeiteninventar unseres Waschbären auffüllen lässt.

Wer sich also von diesen Spielen im Spiel catchen lässt, könnte auf die Idee kommen, wie weit es schon mit der Gamifizierung in unserer Gesellschaft gekommen ist und womit wir uns offenbar unsere Lebenszeit buchstäblich vertreiben. Bei aller ablenkenden Knuddeloptik; das wäre doch immerhin schon ein gar nicht mal so schlechter Ansatzpunkt.

Fazit

Niedliches Pixel-Metroidvania mit spaßiger Spielmechanik, dessen satirischer Ansatz allerdings nur leidlich verfängt.

SuperEpic: The Entertainment War • Undercoders/Numskull Games • Action-Adventure • PS4/Xbox One/Switch/PC

Abb. © Undercoders/Numskull Games

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