Run, Baby, run
Rebooting a modern classic: „Mirror´s Edge Catalyst“ ist da!
Wer hätte das noch vor ein paar Jahren für möglich gehalten: Runnerin Faith darf nun doch wieder ihr futuristisches Schuhwerk in einer dystopischen Zukunft schnüren, um ihren Kampf für Freiheit in Zeiten von Big Data und der totalen Kontrolle des Einzelnen durch den Kapitalismus fortzusetzen. Nach den mit deutlich unter 3 Millionen Einheiten eher bescheidenen Verkaufszahlen des ursprünglichen Mirror´s Edge im Jahre 2008, das damals als Prestige-Titel deutlich größere Erwartungen kommerziell erfüllen und bei den Spielern wecken sollte, war eine Fortsetzung der gameplay-technisch sehr innovativen Parkour-Hatz nicht unbedingt zu erwarten. Doch Entwicklerstudio DICE bringt nun mit Mirror´s Edge Catalyst einen waschechten und vor allem konsequenten Reboot heraus, der schon nach den ersten Spielminuten jedes Gerede verstummen lassen möchte, dass die Game-Branche speziell im Blockbuster-Segment nur noch ohnehin ausgelaugte Franchises bis auf den letzten Cent ausmelkt.
Als Reboot erfindet Catalyst das Spiele-Rad natürlich nicht vollständig neu und baut zum Großteil auf den bekannten Stärken des Originals auf. Noch immer geht es vor allem darum, in Form eines Action-Adventures aus der Ego-Perspektive im Highspeed-Tempo über die Dächer einer Stadt zu hetzen, ohne von feindlichen Truppen entdeckt zu werden. Dabei sind verschiedene Missionen zu erfüllen, die sich zwischen Story- und Side-Quests aufsplitten und vor allem darauf ausgerichtet sind, Faiths Fähigkeiten als Runnerin auszureitzen. Kämpfe sind in diesem Konzept zwar nach wie vor enthalten und können je nach Spielstil mal mehr oder weniger umgangen werden, doch der Schwerpunkt liegt eindeutig darauf, Areale möglichst schnell zu absolvieren, indem man die markierten Routen mit akrobatischem Geschick meistert. Wer sich erst lange orientieren muss, um etwa den nicht gerade zimperlichen Feinden zu entkommen, sah schon im Erstling relativ schnell kein Land mehr. Auch das Reboot belohnt eine reaktionsschnelle Auge-Hand-Koordination des Spielers mehr als abwartendes Taktikverhalten. Ein letztlich designtechnisch schmaler Grad zwischen spielerischer Freiheit und (sanft) vorgegebener Frustvermeidung bei der Bewältigung der Parkoure und den sich für den Spieler bietenden Möglichkeiten.
Protagonistin Faith ist als sogenannte Runnerin eine weitgehnend auf sich allein gestellte Widerstandskämpferin, doch diesmal nimmt DICE sie als Character wesentlich ernster und verpasst Faith eine Backstory, die in ihren Konsequenzen für die Handlung deutlich mehr sein will als nur ein Mittel zum (Gameplay-)Zweck. Auffällig sind dabei neben den natürlich viel aufwändigeren Cutscenes vor allem die Einbindung mehrerer charismatischer Figuren, die für einen wesentlich griffigeren Einstieg in die Spielwelt und Faiths Motivation sorgen. Auch die politischen und gesellschaftskritischen Hintergründe um die Stadt (die nicht umsonst den mehr als passenden Namen Glass trägt) und ihre Führungsstrukturen gewinnen gleich in den ersten Missionen deutlich stärker an Profil als im Vorgänger.
Was das Gameplay angeht, lässt sich der Neuansatz allerdings sogar noch deutlicher akzentuieren, da Catalyst eine offenere Spielwelt anbietet, die sich erst nach und nach als solche vollständig erkunden und durch das Absolvieren von Missionen erweitern lässt. So haben Spieler die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob sie in der Story fortfahren wollen oder ob sie lieber auf die Jagd nach versteckten Boni oder Skill-Punkten gehen, um Faiths Fertigkeiten auszubauen.
Ob und wie sich diese ersten Eindrücke über die gesamte Spielzeit bestätigen und wie sich neue Features wie etwa Social-Play, User-generated Content oder auch das neu strukturierte Kampfsystem in das Gesamtkonzept einfügen, verraten wir in einem ausführlichen Review zum Spiel.
Alle Interessierten können sich schon einmal in einem ausführlichen Gameplay-Video ein Bild machen.
„Mirror’s Edge Catalyst“ ist gerade für PS4, Xbox One und PC erschienen.
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