2. August 2017

Ape-Pocalypse Now

Matt Reeves „Planet der Affen: Survival“ möchte schwer bedeutsam sein

Lesezeit: 3 min.

Man kann sich noch nicht einmal selbst auf die Schulter klopfen, weil einem das Wortspiel „Ape-Pocalypse Now“ eingefallen ist, denn irgendwann in den fast zweieinhalb Stunden von Matt Reeves „Planet der Affen: Survival“ ist tatsächlich ein Graffiti zu sehen, der den Bezug zu Francis Coppolas Vietnamfilm-Klassiker auf den Punkt bringt. Vermutlich zur Sicherheit, falls irgendjemand noch nicht kapiert hat, dass der von Woody Harrelson gespielte glatzköpfige Colonel, der meist mit nacktem Oberkörper seinen Soldaten befiehlt, die sich in einem fernen Außenposten verschanzt haben und die Befehle der Regierung ignorieren, eine Anspielung an Marlon Brandos letzten großen Auftritt als Colonel Kurtz ist.

Der Bezug zum Vietnamkrieg, der in der amerikanischen Popkulur gerade gesteigerte Beliebtheit erfährt (gerade in Bezug auf Affen, wenn man an den nur wenige Monate zurückliegenden „Kong: Skull Island“ denkt, der genauso gut „King Kong in Vietnam“ hätte heißen können) ist vom ersten Moment überdeutlich, in dem menschliche Soldaten durch den Urwald schleichen und die immer noch von Caeser angeführte Affenbande attackieren. Es ist dies auch die einzige Szene in diesem finalen Teil der aktuellen Planet der Affen-Trilogie, die aus menschlicher Perspektive erzählt wird, denn im Anschluss an diesen Prolog wechselt die Perspektive und der Exodus der Affen steht im Mittelpunkt. In einer fernen Region will man endlich Frieden finden, fernab der Menschen, die die Affen immer noch jagen, auch wenn diese nur friedlich leben wollen. Besonders Harrelsons namenloser Colonel hat es auf die Affen abgesehen, benutzt sie als Sklavenarbeiter, um eine Mauer (!) zu bauen, die ihn und seine Männer schützen sollen.

Ja, Matt Reeves, der vor einigen Jahren mit „Cloverfield“ und dem Remake „Let Me In“ bekannt wurde und demnächst – ob mit oder ohne Ben Affleck – eine neue Batman-Trilogie angehen darf, spart nicht mit Verweisen an vergangene und aktuelle Historie: Wenn man mag kann man Bezüge finden, die von Trumps Mauer über Vietnam bis zu den Lagern des Zweiten Weltkriegs reichen, inklusive verräterischen Affen als Kapos, kann die Affen als verfolgte Juden sehen oder auch als Vietcong, die sich gegen den westlichen Eindringling zur Wehr setzen. Und als wäre all das nicht genug, bemühen sich Reeves und seine Drehbuchautoren auch noch, einen Bogen zur Originaltrilogie zu spannen, deuten etwa die bekannten, markanten x-förmigen Kreuze an, die die verbotene Zone markieren, finden auch eine Erklärung für die sprachlosen Menschen des allerersten Planet der Affen-Filme, sprengen mit diesen Bezügen allerdings so ziemlich jede Logik.

Was unter der brillanten Oberfläche schnell übersehen werden kann, denn die Bilder von „Planet der Affen: Survival“ sind fraglos makellos. Im Gegensatz zu all zu vielen Regie-Kollegen, die in diesem und den letzten Jahren Großproduktionen stemmen, weiß Reeves was er tut, hat ein Auge für Kompositionen, für stimmungsvolles Licht, für satte Farben und eindrucksvolle Bilder. Dass er diese Qualität allerdings so deutlich zur Schau stellt, sie geradezu ausstellt, dazu noch im Dienst einer im Kern schlichten Geschichte, lässt ihn gleich etwas weniger sympathisch erscheinen. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen: Weniger Bedeutung, vor allem aber weniger Bezüge zu allem und jedem, die so lose und unpräzise gestrickt sind, das am Ende ein Brei übrig bleibt, aber keine Haltung mehr zu erkennen ist. – Doch die Bilder sind eindrucksvoll, keine Frage.

„Planet der Affen: Survival“ startet am 3. August im Kino.

Planet der Affen: Survival • War for the Planet of the Apes; USA 2017 • Regie: Matt Reeves • Darsteller: Woody Harrelson, Andy Serkis, Steve Zahn, Amiah Miller, Judy Greer

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