21. Januar 2020

Ein fremder Planet und ein tödliches Geheimnis

Eine erste Leseprobe aus Adrian Tchaikovskys phänomenalem Weltraumepos „Erben der Zeit“

Lesezeit: 11 min.

Mit seinem Roman „Die Kinder der Zeit“ (im Shop) landete der britische Autor Adrian Tchaikovsky einen Bestseller, wurde mit dem Arthur C. Clarke Award ausgezeichnet und zählt seither zu den einflussreichsten zeitgenössischen Autoren des Genres. Nun ist mit „Die Erben der Zeit“ (im Shop) die Fortsetzung seines Erfolgsromans erschienen – en gewaltiges Weltraumepos das die Grenzen von Raum und Zeit überwindet.

 

 

1

 

So viele Geschichten fangen damit an, dass jemand aufwacht.  Disra Senkovi hatte jahrzehntelang geschlafen. Zu Hause zog währenddessen ein ganzes Leben vorbei; da sie knapp unter Lichtgeschwindigkeit reisten, drängte die Relativität diese Zeit im Umfeld seines bewusstlosen Körpers auf den Bruchteil einer Lebensspanne zusammen. Für ihn selbst gab es dagegen gar keine Zeit, nur das Vergessen in der Kälteschlafkammer. In jenen Zeiten wusste man noch, wie man so etwas baute.

Senkovi hatte sich selbst ausgesucht, wie er geweckt werden wollte. Einige seiner Kollegen – in seinen Augen die weniger fantasievollen – ließen sich wichtige Daten über die Mission, Nachrichten von zu Hause oder Messwerte vom Schiff einspeisen, um mit dem Kopf voller Informationen aus dem Kälteschlaf zu springen, auf ihren Posten zu eilen und gleich am ersten Tag die Nase vorn zu haben. Lächerlich, wenn man bedachte, dass sie Arbeiten vor sich hatten, die Jahrzehnte dauern würden. Von den meisten seiner Kollegen hatte Senkovi noch nie viel gehalten.

Er selbst ließ sich paradoxerweise von einem Traum aufwecken.

Er schwamm im warmen, sauberen Wasser eines Korallenmeers, das schon lange vor seiner Geburt nicht mehr in diesem jungfräulichen Zustand existiert hatte. Von oben schien die Sonne auf die Oberfläche und brachte das Meer zum Leuchten, als bestünde es aus unzähligen Saphiren. Unter ihm erstreckte sich, so weit das Auge reichte, nach bestem Wissen rekonstruiert, das längst verschwundene Große Barriereriff in satten Rot-, Violett- und Grüntönen wie eine Alienstadt. Um die Korallenmetropole tummelten sich kriechend, schwimmend, dahinschießend oder sich treiben lassend ganze Scharen von Lebewesen. Er drehte sich langsam um sich selbst und warf noch halb im Schlaf, halb bereits wach, einen wohlwollend göttergleichen Blick über seine Schöpfung. Der Traum hatte den Zweck, ihn das Glück darüber spüren zu lassen, dass er diese Herrlichkeit hervorgebracht hatte, aber keinen Schmerz darüber, dass das Original schon lange vor ihm dahingegangen war.

Endlich machte sich einer seiner besonderen Freunde bemerkbar, zwängte seinen plastischen Körper aus einer Felsspalte und kam mit wellenförmigen Bewegungen vorsichtig auf ihn zu geschwommen. Augen wie die seinen und doch wieder nicht betrachteten ihn mit jenem Blick voller Weisheit, mit dem die Natur sonst nur die Eulen bedacht hatte. Er oder sie – das Geschlecht eines Oktopus war auf diese Entfernung nicht so einfach zu bestimmen – streckte wie Adam nach Gott einen Arm nach ihm aus, und er bewegte sachte seine Hand nach vorne, um sich berühren zu lassen.

Diesen schönen Traum hatte er selbst programmiert. Aus seinen persönlichen Erinnerungen hatte er eine Folge von komplexen mentalen Stimuli zusammengemischt und so etwas halbwegs Neues geschaffen. Das Ergebnis war immer noch von traumhafter Unwirklichkeit, aber das war gut so, das hatte er beabsichtigt. Außerdem hatte er mit viel Scharfsinn einen Weg finden müssen, um seinen Traum in den Schiffscomputer einzuschleusen, Begegnungen mit Meerestieren waren im Menü von verfügbaren Aufwachsequenzen schließlich nicht enthalten. Die Schwierigkeit war dabei nicht gewesen, der Datenbank des Schiffes die neurologische Sequenz unterzuschieben, sondern alle Spuren seines Eingreifens zu beseitigen. Allerdings war er zuvor schon so oft in die Systeme der Mission eingedrungen, ohne dass es jemand bemerkt hätte, dass er den Eindruck gewonnen hatte, die Terraforming-Initiative zu Hause nehme es mit der digitalen Sicherheit nicht so genau. So hatte er seine Streifzüge durch die virtuelle Architektur der Missionsprotokolle achselzuckend fortgesetzt. Was konnte ihm schlimmstenfalls passieren?

Auf diesen Wanderungen war Disra Senkovi auch auf Disra Senkovi gestoßen, zumindest auf das Crewprofil und das Gutachten, die unter diesem Namen gespeichert waren. Hohe Fachkompetenz war für alle Crewmitglieder selbstverständlich, viel mehr interessierte ihn das Ergebnis der verschiedenen Persönlichkeitsbeurteilungen. Bei einer Mission, die sich über viele Jahrzehnte erstreckte, legte man im Wesentlichen zwei Kriterien an, die einander zuwiderliefen. Einerseits untersuchte man, wie gut ein Crewmitglied über lange Zeit isoliert arbeiten konnte und damit zurechtkam, von der großen Masse und der Geschichte der Menschheit abgeschnitten zu sein. Diesen Test hatte er mit Auszeichnung bestanden. Andererseits wollte man wissen, inwieweit es der Kandidat tolerierte, auf engem Raum zusammen mit anderen Menschen zu leben, ohne ihnen entkommen zu können, und Senkovi sah erschrocken, dass er kurz davorgestanden hatte, deshalb abgelehnt zu werden. Dabei hielt er sich selbst für umgänglich und kontaktfreudig. Seit seinem neunten Lebensjahr hatte er sich Pseudointelligenzen ausgedacht, mit denen er sich unterhalten konnte, und hatte er nicht – mehr als sonst jemand in der Crew – daheim immer Haustiere gehalten? Gab es einen besseren Beweis für einen warmherzigen, liebevollen Charakter? Er hatte neunzehn Aquarien besessen, drei davon so groß, dass er darin schwimmen konnte. Viele der Wasserbewohner betrachtete er als enge Freunde. Wie konnte man so jemanden für antisozial halten, geschweige denn in so unfairer und verletzender Weise beurteilen?

Das war natürlich nicht ganz ernst gemeint. In den Gutachten ging es um Freundschaften mit Menschen, und die waren nie seine Stärke gewesen. Immerhin hatte er ein paar Freunde, und in einem aufgabenbezogenen Umfeld, wo alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiteten, fügte er sich gut ein. In der dienstfreien Zeit war er zwar nicht gerade die Seele der Party, trat aber zumindest niemandem auf die Zehen. Seiner bescheidenen Meinung nach gab es außerdem keinen Menschen, der Witze mehr schätzte als er; leider fand die seinen außer ihm selbst niemand komisch.

Letzten Endes hatte man ihn so weit für sozial unbedenklich eingestuft, dass man ihm mit Blick auf seine unbestreitbare Fachkompetenz die Eignung für die Crew bescheinigt hatte. Anschließend hatten ihn diverse Unterroutinen des Computersystems in Kombination mit irgendwelchen Evaluationen zum Leiter des Terraforming-Teams hochgejubelt, eine Stufe unter dem Missionskommando, denn wenn man ein leicht gestörtes Genie im Team hatte, war es wahrscheinlich besser, es steuern als rudern zu lassen. So lautete tatsächlich der Kommentar des Psychologen, der die Beförderung empfohlen hatte, und Senkovi, der auch in diese Datei eingedrungen war, fühlte sich geschmeichelt.

Nun brauchte man ihn also, wenn er wach war. Er streckte seine Hand noch weiter durch den unwirklichen Ozean, aber der Tentakel konnte seinen Finger nicht ganz erreichen, und seine Haustiere auf der mehr als dreißig Lichtjahre entfernten Erde weilten längst nicht mehr unter den Lebenden.

Disra Senkovi schlug die Augen auf. Das selige Lächeln aus dem Traum hatte den Übergang mitgemacht und lag immer noch auf seinem Gesicht. Er fühlte sich erquickt und bereit für den neuen Tag. Eine kurze Anfrage an die Schiffssysteme gab ihm die Gewissheit, dass sie am Ziel waren. Die lange Reise durch die Kälte war zu Ende, der Abbremsvorgang abgeschlossen. Er richtete sich auf, rekelte sich (mehr der Form halber, als dass es wirklich nötig gewesen wäre, aber schließlich tat er ja alles Mögliche, weil man es so machte, um nur ja die Gefühle seiner Mitmenschen nicht zu verletzen). Er war in seinem Kälteschlafabteil nicht allein, aber auch nicht von einer ganzen Schar eben erwachter Crewmitglieder umgeben. Für seinen Auftritt gab es nur einen Zuschauer: Yusuf Baltiel, den Missionskommandanten.

»Chef«, grüßte Senkovi. Warum Baltiel ihm beim Aufwachen zusah, war mysteriös und daher beunruhigend. Senkovi hatte Ursache und Wirkung gern im Griff und war normalerweise klug genug, sich nicht überraschen zu lassen. Er schickte eine neue Anfrage an das Schiff und stellte fest, dass eine Menge Informationen für ihn und alle anderen außer Baltiel gesperrt waren. Das sieht nicht gut aus.

»Ich brauche eine zweite Meinung«, erklärte Baltiel.

»Lassen Sie mich raten – der Planet ist nicht da?« Der Witz war bei den ersten Exo-Sonden ein Dauerbrenner gewesen – manchmal zeigten die Daten einen erdähnlichen Planeten an, aber das war nur ein Eindruck, der durch das Zusammenwirken vieler anderer Faktoren entstand. Natürlich hatte man damals eine Sonde ins All geschossen, die viel stärker beschleunigte, als das bei einem bemannten Schiff möglich war. Die hatte festgestellt, dass tatsächlich ein terraformingfähiger Planet vorhanden war, und diese Information auch gemeldet. Man hätte doch wohl nicht bloß zum Spaß eine bemannte Mission losgeschickt? Senkovi wollte keinesfalls umkehren und nach Hause zurückfliegen.

»Der Planet ist da.« Erst jetzt fiel Senkovi auf, dass Baltiel, der sich normalerweise vollkommen unter Kontrolle hatte, ungewöhnlich verkrampft wirkte. Er vibrierte wie eine zu straff gespannte Saite. »Der Planet ist da«, wiederholte er. »Allerdings gibt es ein Problem. Ich halte es vorerst noch unter der Decke, aber um allein eine Entscheidung zu treffen, ist es zu groß. Sie müssen es sich ansehen.«

 

Wegen der Blockade – eine Maßnahme, die Senkovi als kindisch empfand – mussten sie tatsächlich zu Fuß zur Kommandozentrale gehen, um sich das Ding anzusehen, das Baltiel so sehr in Erregung versetzte. Alle anderen Crewmitglieder lagen noch friedlich auf Eis. Wen also wollte er mit dieser Nacht-und-Nebel-Aktion ausbremsen? Senkovi bombardierte das System mit Anfragen, um festzustellen, was er erfahren durfte und was nicht. Der Computer konnte ihm nicht sagen, was verboten war, doch als Senkovi schließlich auf einen Nerv traf, machte das System kurzerhand dicht. Zu Fuß von einem Ort zum anderen zu gelangen war in Senkovis Augen eine Art der Fortbewegung, die längst abgeschafft gehörte. Seine Beine hatten mit der zentrifugalen Schwerkraft zu kämpfen, und so stolperte er mit weichen Knien hinter Baltiel her, der mit forschen Schritten am Rand des ringförmigen Mannschaftsbereichs entlang vorauseilte. Baltiel blockierte auch Funksprüche nach Hause, stellte Senkovi mit Unbehagen fest, obwohl jeder Hilferuf, den er hätte absetzen können, erst in dreißig Jahren und ein paar Zerquetschten ankommen würde. Falls Baltiel ihm ans Leben wollte, könnte er sich, wenn überhaupt, keinesfalls so lange wehren.

»Sagen Sie mir doch, was los ist, Chef«, appellierte er kläglich an den Rücken des Mannes.

Baltiel blieb stehen und drehte sich um. Aus seinem Gesicht sprach ein geradezu religiöser Eifer, der Senkovi erschreckte. Er hat Gott gefunden, war sein erster Gedanke, und das war in vielfacher Hinsicht ein sehr schlechtes Zeichen, besonders mit Blick auf die jüngsten Nachrichten von zu Hause. Senkovi hatte auf dem Weg nebenbei die Updates durchgesehen – sie waren alle seit Jahrzehnten überholt, aber es hatte den Anschein, als hätte die Erde vor einiger Zeit größeren Ärger mit Wissenschaftsfeinden und verschiedenen Terrorgruppen gehabt. Du kannst froh sein, dass du im Weltall bist, Mann.

»Ich will, dass Sie es sich ansehen.« Das war keine bloße Geheimnistuerei. Baltiel hatte sich zu einer Erklärung aufschwingen wollen und es dann doch nicht geschafft.

Nach weiteren hundert knieweichen Schritten hatten sie die Kommandozentrale erreicht. Auf großen Bildschirmen waren

Daten zur Sonne und den Planeten und eine visuelle Darstellung des Zielsystems zu sehen, das sie nun endlich erreicht hatten. Man hatte es nach dem vor langer Zeit um die Erde kreisenden Satelliten, der es zuerst am Firmament entdeckt hatte, Tess 834 genannt.

Senkovi fing ganz oben an, vergewisserte sich zunächst, dass der Stern nicht dabei war, zur Nova zu werden, und suchte dann nach größeren Störungen oder Lücken bei Tess 834 b, c und d, den drei gewaltigen Gasriesen um den Gürtel des virtuellen Planetenmodells. Sie durften sich mit den ersten Buchstaben des Alphabets schmücken, weil sie dank ihrer Masse als Erste von den Instrumenten der Erde entdeckt worden waren. Zwei davon standen dem Jupiter an Größe nicht viel nach, der dritte war sogar erheblich größer. Guter Schutz vor Meteoriten für unsere inneren Welten, dachte er. Die Planeten e und f waren weiter draußen, riesige Klumpen aus Felsen und Eis, die einsam in den Gefilden ihre Bahnen zogen, wo die Sonne des Systems kaum mehr war als ein weiterer Stern unter vielen. Innere Welten gab es drei, eine davon streifte auf ihrer Bahn fast die Sonnenatmosphäre, die beiden anderen kreisten unmittelbar nebeneinander in der breiten Ökosphäre, waren aber so unterschiedlich, wie Geschwister nur sein konnten. Senkovi rief, immer noch auf Störungssuche, weitere Informationen ab. Tess 834 g, der äußere von beiden, war etwas kleiner als die Erde. Seine Eis-Albedo leuchtete durch die dünne, von Treibhausgasen freie Atmosphäre. Was ihn an Wärme erreichte, wurde sofort abgestrahlt und verschwand im All; auch wenn sich diese Welt in der sogenannten Goldlöckchenzone befand, die für Menschen bewohnbar war, bekäme eine blonde Besucherin außer im Hochsommer am Äquator ihren Haferbrei nur als ungenießbaren Eisklumpen zum Frühstück serviert. Tess 834 h, der zweite Planet und ihr Ziel, war wärmer als die Erde und etwas größer, seine schwüle, wärmespeichernde Atmosphäre hielt gierig alles fest, was von der Sonne kam. Er hatte einen Mond, der groß genug war, um mit seiner Schwerkraft für Gezeiten zu sorgen und die Drehachse stabil zu halten. Erste Scans zeigten, dass die meisten Elemente, die für menschliches Leben nützlich sein konnten, vorhanden waren. Nachdem man die Terraformer darauf losgelassen hatte, wäre er alles in allem als Lebensraum gut geeignet. Die Terraformer konnten mit minimalem Aufwand eine funktionierende Ökologie etablieren, und eines Tages könnten dann vielleicht menschliche Kolonisten kommen und dort leben. Wenn ihnen nicht die verrückte Kern zuvorkam und im Namen der Wissenschaft abscheuliche Verbrechen beging. Viele Mitglieder des Terraforming-Teams waren von ihrer berühmten Meisterin und Führerin Avrana Kern enttäuscht, weil ihre Prioritäten offenbar nicht wirklich mit den Missionszielen übereinstimmten. Senkovi war jedoch frustriert, weil sie mit all den schönen Dingen spielen durfte, die ihm selbst gefallen hätten.

»Das sieht alles …« Gut aus, hatte er sagen wollen, aber als er es aussprach, erschien es ihm etwas zu gut. Besonders der Sauerstoffgehalt auf Tess 834 h war höher, als man erwartet hätte. »Äh, was sollte ich …?«

»Das war eine von den späteren Untersuchungen«, sagte Baltiel hinter ihm. »Zu diesem Zeitpunkt arbeitete man schon sehr gezielt. Nach den anderen Dingen suchte man gar nicht mehr. Den ausgefallenen Dingen.« Den wirklich interessanten Dingen. Das hatte er zwar nicht gesagt, aber Senkovi hörte den Gedanken unausgesprochen mitschwingen.

Das Schiff hatte eine eigene Untersuchung durchgeführt, als es sich dem System von Tess 834 näherte. Seine Instrumente waren den alten Exo-Sonden weit überlegen und zeichneten ein detailliertes Bild der Herausforderungen, die auf die Terraformer warteten. Das Schiff selbst hatte bei den Ergebnissen nicht mit der Wimper gezuckt und auch nicht in Betracht gezogen, dass es womöglich eine Entdeckung gemacht hatte. Wie die Exo-Sonde konnte es nur das wahrnehmen, wonach es suchte. Senkovi hatte ähnliche Schwierigkeiten. Er rief sogar das beste visuelle Bild des Planeten auf, im Vorbeiflug aufgenommen, bevor das Schiff auf seiner Bahn um die orangerote Sonne abbremste. Ein einziger brauner Megakontinent, ein großer tintenschwarzer Ozean, spiralförmige Wolkenfetzen. »Wenn ich ehrlich bin, sieht das nach einem idealen Gebiet für ein Terraforming aus …«

Aber Baltiel schwieg, und nach einer Weile versank jedes Geräusch im Raum, jedes Scharren und Rascheln im unergründlichen Abgrund seines Schweigens. Er wartete darauf, dass Senkovi die Daten hin und her wendete wie eine optische Täuschung, um auch die Kehrseite der Medaille zu sehen. Und endlich betrachtete Senkovi die Werte nicht länger wie eine Exo-Sonde, sondern las sie wie ein Mensch, und nun verstummte auch er.

Sie hatten sich weiter von der Erde entfernt als je ein Mensch zuvor. Seit einer Generation waren sie unterwegs, hatten einen von politischen Unruhen zerrissenen Planeten hinter sich gelassen, um diese ferne Wüstenkugel mit Leben zu beschenken. Aber sie kamen zu spät. Das Leben war bereits da.

Adrian Tchaikovsky: „Die Erben der Zeit“ ∙ Roman ∙ Aus dem Englischen von Irene Holicki ∙ Wilhelm Heyne Verlag, München 2020 ∙ 672 Seiten ∙ Preis des E-Books € 12,99 (im Shop)

 

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