13. September 2023

Heimkino-Highlights im September 2023

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 7 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindest ein wenig leichter machen!

 

1. Robots (2023)

Bei wem? Leonine Als was? Blu-ray, & DVD Wann? 25.08.2023

Worum geht’s? Charles ist ein Frauenheld, der heimlich einen exakt nach ihm nachgebildeten Roboter benutzt, um Frauen zu umwerben, während er Videospiele spielt und später die Früchte erntet. Eines Tages trifft er Elaine auf einer Eislaufbahn und ist hin und weg. Er setzt seinen Roboter C2 ein, um sie für sich zu gewinnen. Dabei ahnt er nicht, dass Elaine ihre eigene Roboterkopie E2 hat, die für sie reiche Männer verführt, so dass sie Geschenke einsammeln kann. Zum Pech der beiden Betrüger treffen sich ihre Roboter, verlieben sich ineinander und wollen nach Mexiko fliehen, um ein Leben in Freiheit zu führen. Elaine und Charles müssen sich zusammentun und sie aufhalten, bevor ihre Geheimnisse ans Licht kommen.

Prognose: Na nu? Was ist da denn schief gelaufen? Der Hintergrund liest sich jedenfalls vielversprechend: „Robots“ basiert lose auf der 1978 erschienenen Kurzgeschichte „The Robot Who Looked Like Me“, geschrieben von der für Witz und Ironie bekannten Sci-Fi-Ikone Robert Sheckley (im Shop) (mit dessen Arbeit dank Tom Toelles genialer Adaption „Das Millionenspiel“ auch ein genrefremdes Publikum schon in Berührung gekommen sein sollte). Als Co-Regisseur und Co-Drehbuchautor war Anthony Hines aktiv, der vor allem dank Zusammenarbeiten mit dem legendären Kult-Komiker Sacha Baron Cohen a.ka. Borat a.k.a. Brüno a.k.a. Ali G. für Furore gesorgt hat. Da sollte doch eigentlich nichts schief gehen? Seltsamerweise findet sich vom subversiven, bissig-brachialen Humor der Cohen-Produktionen hier so gut wie nichts. Der Film startet vielversprechend gallig (die Roboter-Klone sind eigentlich eine Lösung für Amerikas Einwanderungspolitik und ersetzen die mexikanischen Niedriglohn-Arbeitskräfte, so dass diese zurückgeschickt und die Mauer fertig gebaut werden konnte), versandet dann aber innerhalb kürzester Zeit in einer kreuzbraven, jederzeit vorhersehbaren Verwechslungskomödie. Was noch erschwerend dazukommt: Es existiert nicht nur keinerlei Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Shailene Woodley und Jack Whitehall, die beiden schaffen es zudem nicht einen deutlichen Unterschied zwischen ihren Charakteren und deren Roboterklonen herauszuarbeiten, so dass man oft den Eindruck hat, es mit zwei Roboter-Pärchen zu tun zu haben. Wirklich schade.

Robots USA 2023 • Regie: Casper Christensen, Anthony Hines • Darsteller: Shailene Woodley, Jack Whitehall, Paul Rust, Nicholas Rutherford, Paul Jurewicz

 

2. Kids vs. Aliens (2022)

Bei wem? Plaion Pictures Als was? Mediabook (Blu-ray & DVD), DVD, Blu-ray Wann? 28.09.2023

Worum geht’s? Es ist Halloween-Wochenende und Samanthas und Garys Eltern sind mal wieder auf einer ihrer endlosen Geschäftsreisen. Eigentlich hatte Samantha ihrem Bruder versprochen, ihm dabei zu helfen, sein episches Fantasy-Werk mit seinen Kumpels Jack und Miles in ihrer Scheune fertigzudrehen. Doch dann lässt sie sich vom coolen Teenager Billy dazu überreden, in ihrem Haus eine rauschende Kostümparty zu veranstalten. Als die Stimmung auf dem Höhepunkt ist, crashen mordlüsterne Außerirdische die Party und die beiden Geschwister müssen sich zusammenraufen, um die Nacht zu überleben.

Prognose: Ja, „Kids vs. Aliens“, der neue Film von Jason Eisener, der 2011 mit „Hobo With A Shotgun“ den deutschen Jugendschutz ärgerte, ist nicht so richtig gelungen, aber das die Kids nervig sind und zuviel Fäkalsprache benutzen, wie an so einigen Stellen geschrieben wurde, ist nun wirklich Unsinn und die totale Vergangenheitsverklärung. Wir waren – gerade in einem bestimmten Alter – alle nervig und vor allem Jungs werfen meist noch im Erwachsenenalter gerne mit „bösen“ Wörtern um sich. So weit passt das, zudem die Kinderdarsteller wirklich überzeugend sind. Das Problem von Eiseners Zweitwerk liegt darin, dass trotz einer Laufzeit von gerade 75 Minuten schnell spürbar wird, dass man es mit einem aufgepumpten Kurzfilm zu tun hat.

„Kids vs. Aliens“ basiert auf „Slumber Party Alien Abduction“ vom selben Regisseur, ein Segment der Anthologie „V/H/S/2“ (2013). Was damals aber kurz und knackig war, kriegt hier einen arg langen Vorbau in Form von typischen Teenager-Problemen: Samantha will Billy zuliebe etwas erwachsener werden, weswegen natürlich die Beziehung zwischen Gary und ihr anfängt zu kriseln. Das bietet dank holzschnittartigen Figurenzeichnungen und Holterdiepolter-Dramaturgie kaum emotionale Anschlussmöglichkeiten und wirkt eher wie eine pflichtschuldige Hinführung zum Hauptgericht, an der so richtig erquicklich nur die wirklich süßen Szenen sind, in denen die Kids mit kein Geld aber umso mehr Fantasie ihr Epos drehen. Das echte Interesse von „Kids vs. Aliens“ liegt jedenfalls bei den Aliens. Wenn die dann endlich zuschlagen, mutiert das Ganze zum spaßigen, schön schleimigen Sci-Fi-Horror-Handmade-Splatter, der eine gewisse Dringlichkeit entwickelt, da relativ ruppig mit dem Figurenpersonal umgegangen wird. Leider gibt’s aber kein echtes Finale, da Eisener ein Sequel anpeilt. In der Endabrechnung jedenfalls ziemliches Mittelmaß, aber trotzdem nicht ganz unsympathisch. Wenn der Streifen auf einem der Streaming-Anbieter auftaucht, sollte man draufklicken. Aber eine Scheibe braucht’s nicht.

Kids vs. Aliens • USA 2022 • Regie: Jason Eisener • Darsteller: Dominic Mariche, Phoebe Rex, Calem MacDonald, Asher Greyson, Ben Tector, Emma Vickers

 

3. Die Erfindung des Verderbens (1958)

Bei wem? Ostalgica Als was? Mediabook (Blu-ray & DVD & CD) Wann? 04.09.2023

Worum geht’s? Der Wissenschaftler Prof. Roch erfindet einen Explosivstoff mit ungeheuerlicher Sprengkraft. Er kann mit diesem Sprengstoff Kohle und Erdöl ersetzten, er kann jedoch auch die ganze Welt vernichten. Der Pirat Artigas entführt den Gelehrten Roch auf eine Insel im Atlantischen Ozean, auf der sich in einem erloschenen Vulkan eine Stadt befindet. Artigas stellt Prof. Roch alle Mittel zur Beendigung seiner Erfindung zur Verfügung und beteuert, dass er die Erfindung für humane Zwecke verwenden wird. Assistent Hart entdeckt jedoch bald die Wahrheit. Er versucht zu fliehen …

Prognose: Verfilmung des gleichnamigen Jules-Vernes-Romans von 1896 und wahrscheinlich nicht nur in der Geschichte der Jules-Vernes-Verfilmungen einzigartig, denn Regisseur Karel Zeman pfiff auf jegliches Bemühen um Realismus und nutzte die wundervollen Illustrationen der Originalausgaben der Jules-Vernes-Romane als Vorlage für eine surreale Kulisse vor der die Darsteller agieren. Soll heißen, die Künstlichkeit wird ganz offen ausgestellt. Was – nach einer kurzen Gewöhnungszeit – erstaunlicherweise schnell überzeugender, immersiver, „realistischer“ wirkt als viele Filme, die versuchen realistisch zu wirken. Optisch wirklich einzigartig. Muss man unbedingt gesehen haben.

Der Film ist als DVD oder Blu-ray schon lange zu haben, jetzt folgt ein Mediabook, das, wie es beim Label Ostalgica oft der Fall ist, tatsächlich einen gewissen Mehrwert bietet. Enthalten sind eine neu restaurierte Fassung des Films, die Featurettes „The Birth of a Film Legend“ und „Karel Zeman - The Legend Continues“, Trailer, ein Radiospot, eine alternative Eröffnungssequenz, weitere Materialien und eine CD mit dem Hörspiel „Die geheimnisvolle Insel“ nach Jules Verne.

Die Erfindung des Verderbens Tschechoslowakai 1958 • Regie: Karel Zeman • Darsteller: Lubor Tokos, Arnost Navrátil, Miroslaw Holub, Frantisek Slégr, Václav Kyzlink

 

4. Grid Runners (1995)

Bei wem? AMS, WMM Als was? Mediabook (Blu-ray & DVD), Blu-ray Wann? 29.09.2023 (Mediabook), 17.11.2023 (Blu-ray)

Worum geht’s? Im Jahr 2025 findet die Wissenschaft Wege, die Grenzen der Vorstellungskraft zu überschreiten. Eine Welt innerhalb der Computer. Jede Phantasie und jedes Spiel kann Wirklichkeit werden. Aber sie gehen zu weit und erwecken Spiel und Spieler zum Leben. Sie dringen in das Raster des Computers ein. Als sie diese Grenze überschreiten, verletzen sie die Regeln und das Programm gerät außer Kontrolle. Der einzige, der sie noch aufhalten kann, ist Quarry, der Grid Runner …

Prognose: Hach ja, Actiongülle aus guten alten Zeiten, in denen reihenweise kampfsportgestählte Muskelprotze die Plakate der Videotheken zierten. Natürlich, bei diesen Filmen handelt es sich in erster Linie um Bierdosen-Unterhaltung, die mit der Hoffnung auf eine möglichst hohe Rendite produziert wurde. Aber eben auch um aufrichtiges und ehrliches Entertainment, das nie vorgibt, mehr zu sein und zudem oft doof-liebenswerte Eigenheiten mit sich bringt. So zog Don „The Dragon“ Wilson, Star von „Grid Runners“, während seiner Karriere mit Vorliebe bei allen möglichen Gelegenheiten sein Hemd aus. Das führte zum Beispiel dazu, dass während einer sich anbahnenden Kneipenschlägerei in einem der „Bloodfist“-Filme (leider Teil vergessen, Szene dafür eingebrannt) die Angreifer erst brav abwarten, bis Wilson mit nacktem Oberkörper dasteht, und dann loslegen. Unfreiwillige Komik, die ich persönlich oft weitaus lustiger finde, als beabsichtigten Humor. Und man muss diesen Filmen vom mittleren bis unteren Videoregal eins zugestehen: Die Action kann sich oft wirklich sehen lassen. Und das gilt heutzutage – in Zeiten von CGI-Helikoptern, CGI-Explosionen und Keanu-Reeves-Pausenhof-Kung-Fu – noch viel mehr als damals.

Gut, gerade „Grid Runners“ gehört jetzt nicht gerade zur Premiumliga in diesem Sektor, vor allem über das Drehbuch sollte man nicht allzu intensiv nachdenken. Der Film wartet aber mit gelungenen futuristischen Kulissen auf und erfreut mit regelmäßigen, flott umgesetzten Martial-Arts-Einlagen, in denen Wilson gegen Cracks wie Mike Bernardo oder Loren Avedon antreten darf, Profis unter sich, und das sieht halt schon anders aus als John Wicks hüftsteifer Ausdruckstanz.

Grid Runners Virtual Combat; USA 1995 • Regie: Andrew Stevens • Darsteller: Don Wilson, Michael Bernado, Dawn Ann Billings, Carrie Mitchum, Larry Poindexer, Rip Taylor, Johnny Williams

 


„He-Man and the Masters of the Universe“

und was gibt’s im TV & Internet?

Young Sheldon, Staffel 6 – ab 04.09.2023, Pro 7: Die sechste Staffel des gar nicht mal gar nicht mal so tollen „The Big Bang Theory“-Spin-off-Prequels. Die siebte Runde ist auch schon in der Mache.

Star Trek: Lower Decks, Staffel 4 – ab 07.09.2023, Paramount+: Die vierte Staffel des gar nicht mal nicht so tollen „Star Trek“-Spin-offs. Die fünfte Runde ist auch schon in der Mache.

He-Man and the Masters of the Universe, Staffel 1 – ab 18.09.2023, Super RTL: Hä? Das Netflix-Reboot des Spielzeug-Cartoons von 2021 läuft jetzt im Free TV? Aber okay, Kollege Endres war begeistert und nicht jeder hat einen Netflix-Account.

Abb. ganz oben aus „Robots“, Leonine

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