19. September 2015 4 Likes 1

Märchenhafte Superhelden

Salman Rushdies neuer Roman „Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte“

Lesezeit: 2 min.

Bei Superkräften denkt man trotz allem magischen Realismus und aller modernen Märchen nicht unbedingt zuerst an den weltbekannten Schriftsteller und Religionskritiker Salman Rushdie. Das ändert sich nach der Lektüre seines neuesten Romans womöglich.

„Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte“ – in anderen Worten: tausendundeine Nacht – beginnt mit dem von Rushdie sehr geschätzten Philosophen Ibn Rushd (Averroës), nach dem ein Mondkrater benannt ist und von dem Rushdies Vater einst den Familiennamen ableitete. Rushd und Dunia, die Fürstin des Lichts, gehen im 12. Jahrhundert eine fruchtbare Liebesbeziehung ein. Gleichzeitig eskaliert der Konflikt zwischen Rushds Geist und dem des frommen islamischen Philosophen Ghazali – ein Konflikt zwischen Vernunft und Glaube, der einen so gewaltigen Sturm entfacht, dass sich im Weltall ein Spalt auftut, durch den die gefährlichen Dschinn auf die Erde kommen. Doch im New York der nahen Zukunft verfügen die Nachfahren von Rushd und Dunia über Superkräfte und sind bereit für den epischen Kampf …

Superhelden von einem der wichtigsten zeitgenössischen Literaten? Aber gerne! Und für Rushdie selbst keine Überraschung: „Als Kind war ich ein absoluter Science-Fiction-Süchtiger“, erzählte er vor Kurzem in einem Interview und fügte hinzu, dass es einfach nur ziemlich lange gedauert habe, bis sich für ihn der Kreis schloss und er als Autor zu seinem frühen Interessengebiet zurückkehrte. Außerdem, so Rushdie, sei sein neuer Roman eine Reaktion darauf, zwei, drei Jahre lang versucht zu haben, seine Memoiren zu schreiben und die Wahrheit zu erzählen – er hätte vorerst also genug von der Wahrheit gehabt.

Ob der neue Roman von Salman Rushdie ein Ersatz für die Showtime-Science-Fiction-TV-Serie ist, an der er vor ein paar Jahren arbeitete und die dann allerdings nie zustande kam, weshalb Rushdie heute vergnügt „Game of Thrones“ schaut? Das kann man ab 21. September nachlesen, wenn „Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte“ in der Übersetzung von Sigrid Ruschmeier als Hardcover, E-Book und Hörbuch erscheint.

Salman Rushdie: Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte • C. Bertelsmann, München 2015 • 384 Seiten • € 19,99

Kommentare

Bild des Benutzers Sebastian Pirling

Ein Rushdie? Wow. Muss ich lesen. Aber wer "Mitternachtskinder" kennt, weiß, wie dicht bei Rushdie das Realistische, Historische, und das Märchenhaft-Phantastische liegen ...

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