Bela Sobottke: „Terror 3000“
Zwischen Futurama und Zeitgeist: Berlin, die Tiefsee und der Mond im Jahr 3000
Den Berliner Comic-Künstler Bela Sobottke kennt man für launige Independent- und Genre-Werke wie „Knochen Jochen“, „König Kobra“, „Krepier oder Stirb“ und „Die Legende von Kronos Rocco“. In denen hat Sobottke sich bereits immer schön zwischen Italo-Western, Postapokalypse und Zeitreise ausgetobt, mit unübersehbaren Anleihen bei Sobottkes persönlichen Lieblingen um Alejandro Jodorowsky, Philippe Druillet oder Frank Miller. Nun ist pünktlich zum Comic-Salon in Erlangen Sobottkes neuestes Science-Fiction-Album „Terror 3000“ bei Gringo erschienen.
Dessen eigenständige Geschichte setzt im Jahr 3000 ein: Die Klimakatastrophe hat die Menschheit stark dezimiert, gemäßigte Lebensräume rar gemacht, vieles verändert – wirklich klüger geworden ist die teils mutierte Gesellschaft deshalb nicht. So kommt es, dass die Angestellten eines Lieferdienstes, die per futurama-mäßigem Raumschiff das Weltall ebenso erreichen wie die Tiefsee, noch immer auf allerhand Extremisten prallen, sei es in der Mondkolonie oder im Marianengraben, seien es fremdenfeindliche Faschisten oder Fischmenschen. Autor und Zeichner Sobottke nutzt die stets in reichlich Krawall endenden Missionen der Zusteller also auch dazu, um unverhohlen gegen die sozialen und politischen Strömungen unserer Gegenwart auszuteilen.
Zu Lasten des Unterhaltungswerts von „Terror 3000“ geht das trotz reichlich Zeitgeist in der Zukunft zum Glück nie. Die episodische Story und ihre Figuren machen bei aller Einfachheit, aller Satire, aller Klischees und aller Kürze von Anfang bis Ende genug Spaß. Außerdem ist das Album durchgehend gut inszeniert und realisiert, man kommt beim Lesen leicht ins Staunen, sogar Schwärmen. Sobottke bleibt seinem herrlich kruden Stil treu, variiert dabei jedoch gekonnt, was Panel-Raster, Splashpages, Rhythmus und Kolorierung angeht. Das alles macht „Terror 3000“ zu einem so pulpigen wie wachen, so satirischen wie kurzweiligen Science-Fiction-Comic aus der deutschen Independent-Szene. Also genau zu der Art Bildergeschichte, die man von Bela Sobottke erwartet.
Abb. © Bela Sobottke
Bela Sobottke: Terror 3000 • Gringo Comics, Esslingen 2024 • 48 Seiten • Hardcover: 17,90 Euro
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Christian Endres berichtet seit 2014 als Teil des Teams von diezukunft.de über Science-Fiction. Er schreibt sie aber auch selbst – im Mai 2024 ist bei Heyne sein SF-Roman „Wolfszone“ erschienen.
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