Retro-Frühling
Science-Fiction-Comic-Neuheiten im März
Neue Serien wie „Paper Girls“ und „Power Man & Iron Fist“ beschwören den Geist vergangener Popjahrzehnte und sorgen dennoch dafür, dass man sich selbst heute noch sofort in sie verliebt. Doch auch lange gehegte Lieblinge wie „Spirou & Fantasio“ und „Flash“ beweisen im März, dass sich die jahrelange Treue immer wieder auszahlt. Dazu kommen Fortsetzungen zu jungen Romanzen wie „Black Science“ und „Uncanny Avengers“ und sogar eine große, tragische Zeitreiseliebesgeschichte von Daniel „Der Todesstrahl“ Clowes.
Paper Girls Bd. 1
Cross Cult, Hardcover, 144 S.
US-Autor Brian K. Vaughan fügt seinem Schaffen, zu dem „Saga“, „Ex Machina“ uns „Y: The Last Man“ gehören, mit „Paper Girls“ einen weiteren Spitzentitel hinzu. Noch bevor die abgefeierte Serie „Stranger Things“ auf Netflix das 80er-Jahre-Feeling perfekt emulierte und wieder salonfähig machte, reisten Vaughan und der starke Zeichner Cliff Chiang („Wonder Woman“, „Neil Young’s Greendale“) in ihrer eigenständigen Serie „Paper Girls“ in diese Ära zurück. Ihre nostalgische, nichtsdestotrotz hochmoderne Serie konfrontiert vier fahrradfahrende Zeitungsausträgerinnen – die titelgebenden Paper Girls – mit umwerfenden Science-Fiction-Phänomenen in einer beschaulichen amerikanischen Vorstadt. Die beste neue SciFi-Comicserie, die 2017 auf den deutschen Markt rollt? Das ist sie, und gleich der erste Hardcoverband ist ein Meisterstück.
Power Man & Iron Fist Bd. 1
Panini, Softcover, 116 S.
Power Man Luke Cage eroberte letztes Jahr gleich in zwei Serien die Herzen der Netflix-Zuschauer. Diesen März debütiert sein bester Kumpel Iron Fist Danny Rand in einer eigenen Serie beim Streamingdienst. Den beiden Freunden, die lange als Helden für Geld unterwegs waren, eine neue gemeinsame Comicserie zu geben, macht daher allemal Sinn. Autor David F. Walker, der ein Experte für das schwarze Kino der 70er ist und schon die neuen Comics mit Shaft textete, setzt auf Action und Humor, die Zeichner Sanford Greene hervorragend umsetzt. Das Ergebnis? Eine neue lustige Marvelserie für langjährige Fans und Netflix-Quereinsteiger, die sich selbst nie zu ernst nimmt und deren erster Band ungeheuer viel Spaß macht.
Black Science Bd. 3: Fluchtmuster
Cross Cult, Hardcover, 136 S.
„Black Science“ von Autor Rick Remender und Zeichner Matteo Scalera bleibt sich treu: Der unberechenbare, unkontrollierte Trip des egoistischen Genies Grant McKay und seiner Mitstreiter durch die gefährlichen Parallelwelten sieht immer atemberaubend aus und ist inhaltlich manchmal etwas schwierig zu durchschauen. Nach dem eher undurchsichtigen zweiten Band findet Remender im dritten deutschen Hardcover bei Splitter aber wieder zurück in die Spur und versteht es, seinen Leser mit einer intensiven Geschichte zu packen, und Scalera begeistert ja sowieso jedes Mal.
Uncanny Avengers Bd. 3
Panini, Softcover, 100 S.
Vor einigen Jahren hat der vielseitige Rick Remender die Uncanny Avengers von der Leine gelassen, ein Team aus Avengers und X-Men, das die Kluft zwischen Menschen und Mutanten überbrücken und Einigkeit demonstrieren sollte. Inzwischen schreibt „Deadpool“-Stammautor Gerry Duggan die Serie, und mit den Inhumans ist eine dritte Partei hinzugekommen. Angeführt wird die Unitiy Squad von Steve Rogers, zum Team gehören u. a. Deadpool, Cable, Quicksilver, Rogue, die Fackel und Dr. Voodoo. Im dritten Band der aktuellen Serie kehrt Hank Pym aus dem All zurück, der sich in Rick Remenders Graphic Novel „Ultrons Zorn“ mit seiner boshaften Schöpfung Ultron verbunden hat. Kann man dem neuen Pym – dem neuen Ultron – trauen? Das will und wird die Squad gemeinsam mit Pyms Exfrau Wasp herausfinden …
Valerian & Veronique: Two-In-One
Carlsen, Paperback, 96 S.
Die Comicsparte des Hamburger Carlsen Verlags feiert dieses Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum. Gratulation! Zu diesem freudigen Anlass erscheint die Reihe „Two-In-one“ mit je zwei Alben eines verkaufsstarken, waschechten Carlsen-Klassikers zum Sonderpreis. Zehn Euro für zwei komplette Alben? Eine gute Gelegenheit, um vor Anlauf der Verfilmung durch Luc Besson z. B. mal in die Comics der Serie „Valerian und Veronique“ reinzuschnuppern. Im Jubiläumsdoppelalbum warten die Einzelbände 3 und 4 von Pierre Christin und Jean-Claude Mézières.
Patience
Reprodukt, Hardcover, 180 S.
Daniel Clowes gehört zu den erfolgreichsten Vertretern der amerikanischen Alternativcomicbewegung. Auf sein Konto gehen viel beachtete Comics wie „Wilson“, „David Boring“ und „Der Todesstrahl“. Nach dieser Superheldengeschichte legt Clowes mit seiner neuen auf Deutsch erscheinenden Graphic Novel „Patience“ jetzt eine waschechte Zeitreisegeschichte vor, in der ein Witwer aus der Zukunft versucht, das Leben seiner ermordeten Frau schon vor ihrem ersten Treffen so zu beeinflussen, dass sie einander später nicht auf so tragische Weise verlieren. Doch natürlich sorgt der Eingriff in den Lauf der Dinge für viele Probleme …
Flash Bd. 1 & Aquaman Bd. 1
Panini, Softcover, je 116 S.
Das DC-Universum hat die Rebirth-Ära betreten, in der die Autoren wieder auf die traditionsreiche Vergangenheit der Welt von Superman, Batman und Wonder Woman zurückgreifen können. Das generiert verlockende Einstiegspunkte in viele Serien, zum Beispiel in diese beiden unterhaltsamen, neuleserfreundlichen Bände: In „Flash Bd. 1“ von Autor Joshua Williamson und Zeichner Carmine Di Giandomenico erhalten plötzlich zahlreiche Menschen die Fähigkeiten des rasenden Roten Blitzes – und nicht alle tun Gutes damit. In „Aquaman Bd. 1“ von Dan Abnett („Guardians of the Galaxy“, „Warhammer“), Scot Eaton und Brad Walker kämpft Aquaman gegen seinen Erzfeind Black Manta und will als König von Atlantis außerdem die Kluft zwischen den Meerbewohnern und den Landbewohnern überbrücken. Seine Bemühungen, die Aquaman bis ins Weiße Haus führen, werden jedoch von Terroristen torpediert …
Spirou und Fantasio Spezial 22: Der Meister der schwarzen Hostien
Carlsen, Paperback, 64 S.
Im Album „Der Meister der schwarzen Hostien“ setzen Szenerist Yann und Zeichner Olivier Schwartz endlich ihren Bestseller „Die Leopardenfrau“ fort, in den es Spirou vor einigen Jahren mit einer afrikanischen Leopardenlady und einäugigen mechanischen Gorillas zu tun bekommen hat. Der Zweite Weltkrieg hat Brüssel und den Rest der Welt schwer getroffen und die Gesellschaft zerrüttet, und jetzt wird der berühmteste Page der Comicszene auch noch von der belgischen Kolonialgeschichte eingeholt. Mit Band 19 und 22 der Reihe „Fantasio Spezial“ ist der zeitlos inszenierte Zweiteiler von Yann und Schwartz dann abgeschlossen.
Gefährliches Spiel Bd. 1
Panini, Hardcover, 48 S.
Das erste frankobelgische Album des Mehrteilers „Gefährliches Spiel“ von Autor Toldac und Zeichner Philan ist eine Spionageschichte aus den Anfangsjahren der Raumfahrt. Im Mittelpunkt des Auftaktbandes „Erste Partie“ steht Hugo Ebeling, der das durch Wernher von Braun geleitete Zentrum für Hitlers Vergeltungswaffen verlässt, um in den Wirren des Zweiten Weltkriegs seine große Liebe zu finden und zu verlieren. Jahre später trifft Ebeling von Braun in den USA wieder und muss mit ihm neue Raketen entwickeln, die das Wettrennen der Amerikaner und der Russen zum Mond befeuern …
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