„Trillium“: Raum, Zeit und Graphic Novels

Seine Essex County Trilogy ist pures erzählerisches Gold, Sweet Tooth gehört zu den packendsten Postapokalypse-Entwürfen, die das Comicmedium in  der jüngeren Vergangenheit hervorgebracht hat: Der Kanadier Jeff Lemire ist zweifelsohne einer der derzeit angesagtesten Autoren, Zeichner und Denker im Bereich bildhaften Erzählens. Was ihm längst auch schon prestigeträchtige Aufträge bei DC (Superboy, Animal Man) eingebracht hat. Am eindrücklichsten bleibt sein Schaffen aber immer dann, wenn er aus seinen eigenen erzählerischen Universen schöpft. Wie zuletzt in seiner berückend schönen Mystery-Novel The Underwater Welder. Oder jetzt mit seinem neuesten Wurf, der Science-Fiction-Saga Trillium.

Die wird seit August letzten Jahres - zunächst nur auf Englisch - von Vertigo publiziert und dürfte uns spätestens im Sommer 2014 auch als Sammelband erfreuen. In acht Teilen läst der Kanadier Vergangenheit und Zukunft hier auf einzigartige Weise aufeinandertreffen. Über Kopf quasi, da Lemire die verschiedenen Zeitebenen von hinten bzw. von vorne aufeinander zulaufen lässt, wir zunächst einige Seiten lang dem Weltkriegsveteranen William Pike durch den peruanischen Urwald folgen, bevor wir das Heft umdrehen und einer Wissenschaftlerin aus ferner Zukunft in ihrem Versuch begleiten, ihr Volk vor dem endgültigen Aussterben zu bewahren. Zum Schlüssel hierzu könnten eine außerirdische Rasse, das merkwürdige Element Trillium und eine Inka-Pyramide werden, die unsere beiden Figuren schließlich auch auf einer Zeitebene zusammenführt. Das Ergebnis ist nicht nur künstlerisch und konzeptionell einzigartig, es verknüpft auch verschiedene Science-Fiction-Traditionen auf unnachahmloche Weise. Und ist vielleicht am ehesten noch mit Darren Aronofskys The Fountain zu vergleichen.

Zwei weitere neue Vertigo-Reihen stellen wir Euch in den kommenden Tagen vor!