12. April 2023

Heimkino-Highlights im April 2023

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 7 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindest ein wenig leichter machen!

 

1. Offseason – Insel des Grauens (2021)

Bei wem? Pandastorm Als was? Blu-ray, DVD Wann? 28.04.2023

Worum geht’s? Marie erhält eine mysteriöse Nachricht, die besagt, dass das Grab ihrer Mutter auf der entlegenen Insel Lone Palm verwüstet worden ist. Mit ihrem Freund George macht sie sich auf den Weg um nach den Rechten zu sehen und kommt gerade rechtzeitig auf der nebelverhangenen Insel an, bevor die einzige Brücke bis zur nächsten Feriensaison geschlossen wird. Schnell dämmert es Marie, dass an dem einsamen Ort und seinen feindseligen Bewohnern etwas faul ist. Und findet sich in einem Albtraum wieder, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint …

Prognose: Der erst 33-jährige Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Mickey Keating hat bisher ganze sieben Filme (u.a. „Ritual“, 2013; „Carnage Park - Willkommen in der Hölle“, 2016) auf die Beine gestellt und dabei einen Hang zum Stilwillen und zum Abwechslungsreichtum bewiesen, denn kein Film gleicht – egal ob in inhaltlicher und formaler Hinsicht – dem anderen. Und so steuert „Offseason“ nach dem blutrünstigen „Psychopaths“ von 2017 nun in die komplett gegensätzliche Richtung, denn hier ist sanfter Grusel angesagt, der zwar auf keiner Vorlage von H.P. Lovecraft basiert, aber bis zur letzten Sekunde von Lovecraft beziehungsweise von dessen Erzählung „Schatten über Insmouth“ durchtränkt ist. Und es ist durchaus beeindruckend wie „Offseason“ über weite Teile die besondere Stimmung der Geschichten des Horror-Altmeisters besser einfängt als viele der direkten Verfilmungen (man denke nur an die unglücklichen Umsetzungen vor einigen Monaten im Rahmen von „Guillermo del Toro’s Cabinett of Curiosities“) beziehungsweise das Ganze zu einem an Handlung armen Schauerstück mit nur sehr wenigen Charakteren runterkocht. Keating verlässt sich hauptsächlich auf finstere, nebligen Sets und einem gezielten Einsatz von Musik, konzentriert sich drauf, mittels Bild und Ton Gefühle von Isolation, Einsamkeit und undefinierbarer Bedrohung hervorzurufen. Das funktioniert gut, lässt aber an Konsequenz missen: Gelegentlich wird sich im Ton vergriffen, dann wird’s entweder etwas zu schrill oder plötzlich arg normal (es war keine gute Idee, die Atmosphäre mit banal anmutenden Rückblenden zu durchbrechen) und leider mündet das Ganze in einen etwas zu lauten, zu formelhaften, aber immerhin gut bebilderten Showdown. Dennoch: Trotz Macken durchaus in Ordnung.

Offseason – Insel des Grauens USA 2021 • Regie: Mickey Keating • Darsteller: Jocalin Donahue, Joe Swanberg, Jeremy Gardner, Melora Walters, April Linscott

 


„Deep Star Six“

2. Deep Star Six (1989)

Bei wem? Pandastorm Als was? VOD Wann? 31.03.2023

Worum geht’s? Sechs Meilen unter der Meeresoberfläche soll die Crew der „Deep Star Six“ auf dem Meeresboden eine Raketenabschuss-Station errichten. Bei der geplanten Sprengung einer unterirdischen Höhle wird ein Teil der Station beschädigt und erweckt eine seit Jahrhunderten in den Tiefen des Ozeans verborgene Urzeit-Kreatur. Für die stationierte Crew beginnt ein erbitterter Kampf ums nackte Überleben …

Prognose: Auf den ersten Blick möchte man meinen, dass sich hier wieder mal jemand an James Camerons „Abyss – Abgrund des Todes“ rangehängt hatte, aber in der Tat war „Deep Star Six“ der erste einer Reihe von Unterwasserfilmen, die 1989 veröffentlicht wurden. Dennoch stehen beide Filme in Verbindung zueinander, denn Cameron und Lewis Abernathy, der Drehbuchautor von „Deep Star Six“, waren befreundet und Abernathy wurde von Cameron gebeten, seinen Film zu verschieben um eine Konkurrenz zu „Abyss“ zu vermeiden, was Abernathy allerdings ablehnte, worauf es zum Zerwürfnis kam. Die Freundschaft wurde erst 1995 gekittet, während Camerons Tauchgängen zum Wrack der Titanic. Den Streit hätte man sich sparen können, den „Deep Star Six“ stellt nun wirklich keine Konkurrenz dar. Sean S. Cunningham, dem die Horrorfans dieser Welt die „Freitag der 13.“-Franchise zu verdanken haben, war nie ein großer Regisseur, zieht hier aber erneut – mit dem üppigsten Budget seiner Karriere (im Vergleich zu „Abyss“ aber immer noch sehr niedrig: Hier wurden $8 Mio verbraten, Cameron hatte 47 zur Verfügung) – sein Ding so schlicht, gradlinig und aufrichtig durch, dass man dem feuchten kompakten Reißer trotz des rumpeligen Skrips und des eher amüsanten als furchteinflößenden Monsters kaum ernsthaft böse sein kann. Wie so viele Filme aus der Dekade: Will einfach nur schnell und unkompliziert unterhalten und daran ist nichts verkehrt.

Deep Star Six • USA 1989 • Regie: Sean S. Cunningham • Darsteller: Taurean Blacque, Nancy Everhard, Greg Evigan, Miguel Ferrer, Nia Peeples, Matt McCoy

 


„The Deal – Der verwüstete Planet“

3. The Deal – Der verwüstete Planet (2022)

Bei wem? Dolphin Medien Als was? DVD, Blu-ray Wann? 27.04.2023

Worum geht’s? Durch eine globale Pandemie wurde die Erde verwüstet, die Folge sind knappe Resourcen. Tala Bayani nimmt deshalb den „Deal“ an, den das Regierungsgremium „Das Büro“ anbietet: Sie bekommt einen Job, eine Unterkunft und medizinische Versorgung und kann 20 Jahre sicher leben, doch dann muss sie sich das Leben nehmen. Nimmt man den Deal an, gibt es kein Zurück mehr. 19 Jahre hat Tala nun ihre Tochter Analyn aufgezogen und versuchte Geld zu sparen, damit ihre Tochter den Deal nicht annehmen muss. Nur fünf Tage bevor Tala sterben soll, erhält Analyn eine unerwartete medizinische Diagnose. Nun beginnt ein Abenteuer, in dem Tala darum kämpft, Analyn aus der Reichweite des übermächtigen Büros zu bringen, bevor ihre Zeit abgelaufen ist.

Prognose: Wenn irgendwo der Name Dean Devlin auftaucht, sollte man in Deckung gehen, denn der langjährige Weggefährte von Ronald Emmerich steht bisher egal ob als Regisseur („Geostorm“, 2017) oder als Produzent („Independence Day“, 1996; „Independence Day: Wiederkehr“, 2016; „Godzilla“, 1998) für Krawallkino mit schlechten Computereffekten. „The Deal“, gedreht von der ungarischen Regisseurin Orsi Nagypal, produziert von Devlin, ist deutlich ruhiger und weitaus weniger effektlastig, aber trotzdem nicht besser. Das Konzept von „The Deal“ klingt auf dem Papier zwar nicht unbedingt brandneu, aber ganz brauchbar, gemacht wurde daraus allerdings nicht viel mehr als eine in fahle TV-Bilder gekleidete, zum Rührseligen neigende, Mutti-/Tochter-Abenteuerstory vor hässlichen Kulissen im Plattenbau-Schick. Stoff, der im Abendprogramm vom ZDF besser aufgehoben wäre.

The Deal – Der verwüstete Planet USA 2022 • Regie: Orsi Nagypal • Darsteller: Lisa Brenner, Emma Fischer, Alastair Mackenzie, Pearl Mackie, Sumalee Montane

 


„RoboForce – Die Zukunft hat begonnen“

4. RoboForce – Die Zukunft hat begonnen (1988)

Bei wem? Imperial Pictures Als was? Blu-ray Wann? 14.04.2023

Worum geht’s? Die Robogang terrorisiert Hongkong mit Hilfe ihrer zwei Roboter. Während „Pioneer 1“ ein übermannsgroßer, bulliger Mecha ist, wurde das zweite Model nach der so schönen wie auch agilen Maria, der durchtriebenen rechten Hand des Bandenchefs modelliert. Als das Maria-Ebenbild ein abtrünniges Gangmitglied töten soll und bei der Mission beschädigt wird, sieht ein erfindungsreicher Polizist seine Chance gekommen: Er stiehlt den beschädigten Roboter und programmiert ihn in Eigenregie neu, um ihn als Waffe gegen ihre Erbauer einzusetzen. Doch dann entwickelt ‚Pioneer 2‘ ein eigens Bewusstsein …

Prognose: Einer der dieser typischen Wundertüten, für die man das Hongkong-Kino jahrzehntelang heiß und innig geliebt hatte. Natürlich wurde sich auch hier wieder an westlichen Vorbildern orientiert (in diesem Fall: „Terminator“, „Robocop“ und „Frankenstein“), aber halt auch wieder etwas komplett Eigenes draus gemacht: Eine dermaßen wilde, hyperschräge Mischung aus kinetischer, brutaler Action, liebevollen designten und auch nach 35 Jahren immer noch sehenswerten Roboter-Effekten und diesen so typischen, extrem kruden Humor war einfach nur in Hongkong möglich. Die gut gelaunte Star-Besetzung (John Sham, Tsui Hark, Tony Leung, Sally Yeh) macht das Rundumwohlfühlpaket endgültig fett. Der Film wird zum ersten Mal auf Scheibe veröffentlicht und das komplett ungeschnitten (alte VHS- und TV-Fassungen hatten ganz schön Federn lassen müssen). Tipp: Würde in der Originalsprachfassung mit Untertiteln gucken, die deutsche Synchronisation ist wie so oft bei asiatischen Produktionen mau und zieht den Film runter.

RoboForce – Die Zukunft hat begonnen Hongkong 1988 • Regie: David Chung • Darsteller: John Cham, Sally Yeh, Tsui Hark, Tony Leung Chiu-Wai, Lam Ching-Ying

 


„Kindred“

und was gibt’s im TV & Internet?

Tender Hearts, Staffel 1 – ab 06.04.2023, Sky/Wow: Deutsche Comedy über eine junge Frau, die sich nach zahlreichen erfolglosen Dates einen humanoiden Roboter als Lebenspartner bestellt.

Yonder – ab 11.04.2023, Paramount+: Koreanische Mini-Serie um einen gramgebeugten Witwer im Jahr 2032, der eines Tages eine Videobotschaft seiner verstorbenen Frau erhält: Er soll sich mit ihr an einem geheimnisvollen Ort namens Yonder treffen, ein Ort, an dem Angehörige Verstorbenen treffen und mit ihnen interagieren können. Doch natürlich läuft das nicht ganz ohne Probleme ab, sonst gäbe es keine sechs Episoden …

Outlander, Staffel 6 – ab 16.04.2023, Universal TV: Die sechste Staffel der beliebten Adaption der Romanserie von Diana Gabaldon - üppiger Nachschub ist in Anmarsch: Zwei weitere Seasons plus Prequel-Serie folgen.

Kindred – ab 19.04.2023, Disney+: Nach einer Staffel auch schon wieder eingestellte Adaption des gleichnamigen Romans von Octavia E. Butler (im Shop) über eine Schriftstellerin, die durch die Zeit reist.

Sweet Tooth, Staffel 2 – ab 27.04.2023, Netflix: Fortsetzung der Comic-Adaption, deren erste Runde uns sehr gut gefallen hat (zur Review von Christian Endres geht’s hier lang.)

Citadel, Staffel 1 – ab 28.04.2023, Amazon Prime Video: Zweitteuerste Amazon-Serie der Marvel-bewährten Russo-Brüder, deren sechs Episoden um die 250 Millionen Dollar verschlungen haben. Aber nicht genug der Superlativen: „Citadel“ soll viele lokale Ableger bekommen, die alle im gleichen Universum spielen und sich immer mal wieder kreuzen sollen. Inhaltlich dreht sich alles um zwei Ex-Agenten mit Gedächtnisverlust, die sich eines Tages einem alten Feind stellen müssen.

Abb. ganz oben: „RoboForce – Die Zukunft hat begonnen“, Imperial Pictures

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