1. August 2018 1 Likes

Heimkino-Highlights im August

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 7 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. Das Grauen auf Schloss Witley (1965)

Bei wem? Wicked-Vision Media Als was? Mediabook (Blu-ray/DVD) Wann? 17.08.2018

Worum geht’s? Der Amerikaner Stephen Reinhart reist nach Schottland, um dort seine Verlobte Susan auf Schloss Witley zu besuchen, das sich im Besitz von Susans Vater Nahum befindet. Und da ihr Vater von Boris Karloff gespielt wird, wundert es auch nicht wirklich, dass die Dorfbewohner allesamt schlecht drauf sind, sich auf dem Anwesen bald mysteriöse Dinge ereignen und Mutter Letitia drauf drängt, dass ihre Tochter und ihr Schwingersohn in spe baldmöglichst wieder abreisen. Kurz nach ihrer Warnung läuft Letitia Amok und zerfliest zu einer blutigen Masse …

Prognose: „Das Grauen auf Schloss Witley“ basiert auf H.P. Lovecrafts Kurzgeschichte „Die Farbe aus dem All“ und entstand zu einer Zeit, als der Grusel-Großmeister aus Providence allmählich wiederentdeckt wurde. Die Regie übernahm Daniel Haller, ein Schüler Roger Cormans, der kurz zuvor mit einer Reihe von Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen für die berühmt-berüchtigte Billigheimer-Bude „American International Pictures“ für Entzücken gesorgt hatte, bei denen Haller maßgeblich mithalf, den so AIP-typischen, farbenprächtigen Gothic-Geisterbahn-Look zu entwickeln, der auch das Hauptargument für seinen Film ist. Als Lovecraft-Adaption reiht sich „Das Grauen auf Schloss Witley“ nämlich unter die unzähligen fehlgeschlagenen Versuche ein, dessen Geschichten in adäquater Form auf die Leinwand zu bringen, denn der literarische Stil der Horror-Ikone eignet sich aufgrund seines rückblendenlastigen Stils und natürlich vor allem  der berühmten Vagheit der Schilderungen einfach nur schwer für die Leinwand, weswegen man einen Weg ging, den Generationen an nachfolgenden Filmemachern ebenso gehen sollten: Es wurde letztendlich nur die Grundidee übernommen und in einen konventionellen Gruselfilm mit Sci-Fi-Einschlag gepackt; die Schilderung eines schleichenden Verfalls wurde zu einer klassischen Gut-gegen-Böse-Story ummodelliert, in der die Charaktere einen Zacken zuviel durch die Gänge eines großen Hauses latschen. Dennoch: Wer nur ein bisschen ein Faible für knallig kolorierte, naiv-unschuldige Oldschool-Unterhaltung mit gelungener, stellenweise fast schon wieder übertriebener Ausstattung (man beachte Karloffs Keller – einfach herrlich!) hat, dürfte auf seine Kosten kommen, zumal die Veröffentlichung mit der Bonus-Sektion weiteren Appetit macht: Ein 44-seitiges Booklet, das unter anderem den originalen Comic zum Film enthält und ein Audiokommentar mit dem bewährten Duo Giesen & Naumann dürften für allerbestes Bonus-Entertainment sorgen.   

Das Grauen auf Schloss Witley • Großbritannien/USA 1965 • Regie: Daniel Haller • Darsteller: Boris Karloff, Nick Adams, Freda Jackson, Patrick Magee, Paul Farrell, Terence de Marney, Leslie Dwyer, Harold Goodwin, Sydney Bromley

 


„The Dunwich Horror“

2. The Dunwich Horror (1970)

Bei wem? Wicked-Vision Media Als was? Mediabook (Blu-ray/DVD) Wann? 17.08.2018

Worum geht’s? Wilbur Whateley versucht an der Miskatonic Universität eine Ausgabe des Necronomicons zu leihen, Dr. Armitage verweigert ihm das aber, weswegen Wilbur sich an dessen Studentin Nany ranmacht und sie überredet mit nach Dunwich zu kommen. In Dunwich sabotiert der Schuft das Auto der Arglosen und verabreicht ihr einen Drogencocktail, um sie für sein Vorhaben gefügig zu machen, das mit einem mysteriösen Wesen im Dunwich-Manor zu tun hat. Dr. Armitage und Nancy Freundin Elisabeth machen sich auf um ihre Freundin zu retten …

Prognose: Eine weitere H.P. Lovecraft-Verfilmung (die Vorlage hat dieses Mal den gleichen Titel), Regie führte wieder Daniel Haller und erneut hat die Medaille zwei Seiten: Als Adaption ist diese Umsetzung ebenso wenig tauglich, da – auch wenn man sich mit Effekt-Brimborium erfreulicherweise erstaunlich zurückhält – inhaltlich zu sehr auf Linie gebracht und zudem die Idee einen Teil der Handlung in die 1970er-Jahre zu verlagern nicht wirklich fruchtet, beziehungsweise einfach null zu Lovecraft passt. Leider versetzt einen das Werk selbst bei Ausblendung des Kultautoren nicht gerade in Extase, da die Figuren unterentwickelt sind und der Plot stellenweise über etwas zu große Inkohärenz-Schlaglöcher stolpert. Gute, aber unterforderte Darsteller und Hallers psychedelisch angehauchte Inszenierung, die das Ganze phasenweise als Projektion für den nächsten Club-Abend tauglich macht, versöhnen am Ende aber dann irgendwie doch wieder ein bisschen. Mehr als interessant wird die Veröffentlichung allerdings durch die Bonus-Abteilung, denn da wird geklotzt und nicht gekleckert: Die literarische Vorlage „Das Grauen von Dunwich“ wurde als Hörbuch auf zwei Extra-CDs beigepackt, des Weiteren finden sich unter anderem ein Booklet, das Uwe Sommerland mit dem allseits geschätzten Rolf Giesen verfasst hat, der sich außerdem zusammen mit Gerd Naumann in einem Audiokommentar austobt. Wer will kann das Paket auch noch um ein (ebenso einzeln erhältliches) T-Shirt mit dem Artwork von Simon Sherry aufstocken. Will man trotz mittelprächtigem Film dann doch haben, das Paket.        

The Dunwich Horror • USA 1970 • Regie: Daniel Haller • Darsteller: Sandra Dee, Dean Stockwell, Ed Begley, Lloyd Bochner, Sam Jaffe, Joanne Moore Jordan

 


„Leere Welt“

3. Leere Welt (1987)

Bei wem? Pidax Als was? DVD Wann? 03.08.2018

Worum geht’s? Ein Virus unbekannter Herkunft verbreitet sich durch den internationalen Flugverkehr in rasender Schnelle – wer infiziert wird, vergreist innerhalb weniger Tage und stirbt. Zuerst sind vor allem ältere Menschen betroffen, aber nach einer Weile sind auch die Jungen fällig. Nur drei Kids überleben, darunter der 15-jährige Tom …

Prognose: Eine dieser wundersamen Ausgrabungen der nimmermüden Leute von Pidax: Basiert auf den gleichnamigen Roman von John Christopher (der sich mit „Die dreibeinigen Herrscher“ in die Science-Fiction-Ruhmeshalle geschrieben hatte), die Verfilmung wurde vom ZDF produziert und verschwand nach einmaliger Ausstrahlung erstmal 30 Jahre im Archiv des Senders, weswegen Infomaterial natürlich spärlich (Reviews) bis gar nicht (Trailer) vorhanden ist. Wir behaupten jetzt trotzdem einfach mal ganz keck: Lohnt sich!

Leere Welt • Deutschland 1987 • Regie: Wolfgang Panzer • Darsteller: Tilman Schaich, Beatrice Dossi, Astrid Marshall, Hannes Kaetner, Erika Guter-Wackelnagel, Gedeon Burkhard

 


„Der wilde Planet“

4. Der wilde Planet (1973)

Bei wem? Camera Obscura Als was? Mediabook (Blu-ray, 2 DVDs) Wann? 03.08.2018

Worum geht’s? Der Zeichentrickfilm erzählt von der Beziehung zwischen den kleinen, menschenähnlichen Oms und deren großen, blauhäutigen Unterdrückern, den Draags, die den Planeten Ygam beherrschen. Die Draags haben sich die Oms lange Zeit als Quasi-Haustiere gehalten, aber nachdem ein Om-Junge dank einer jungen, weiblichen Draag in den Genuss von Bildung kam, geraten die Herrschaftsverhältnisse dank einer Om-Rebellion ins Wanken …

Prognose: Völlig zu Recht kultisch verehrter Zeichentrickfilm-Klassiker von René Laloux und Roland Topor, der einfach nur als surrealer, bildgewaltiger Trickfilm mit wunderbaren 70er-Jahre-Vibe und brettigem Prog-Rock-Soundtrack von Alain Goraguer, aber auch als smarte Allegorie auf das Verhältnis zwischen Menschen und Tieren oder, je nach Gusto, zwischen den Menschen untereinander, bestens funktioniert. Das eigentlich Tolle aber: Nach zwei Schrott-Veröffentlichungen fragwürdiger Herkunft gibt’s nun ENDLICH eine würdige Deluxe-Sonderbehandlung von Camera Obscura: Bild- und Tonqualität werden mit Sicherheit wie gewohnt top-notch sein, zum Runterspülen gibt’s hochinteressante Extras: Das Portrait „Topors Träume“, die Dokumentation „Laloux Sauvage“ über Regisseur René Laloux und drei seiner Kurzfilme. Sonnenklarer Fall: Kaufbefehl, aber so was von!

Der wilde Planet • Frankreich/Tschechoslowakai 1973 • Regie: René Loloux • Sprecher (im Original): Gérard Hernandez, Yves Barsaacq, Jacques Ruisseau

 

5. Origin Unknown (2018)

Bei wem? Splendid Als was? DVD, Blu-ray Wann? 07.08.2018

Worum geht’s? Vor ein paar Jahren endete der Landeanflug der ersten bemannten Mission zum Mars in einer tragischen Katastrophe mit tödlichem Ausgang. Expertin Mackenzie „Mack“ Milson soll den Vorfall zusammen mit der künstlichen Intelligenz A.R.T.I. rekonstruieren und stößt dabei auf ein riesiges Objekt unbekannter Herkunft auf der Oberfläche des roten Planeten. Nach und nach enthüllt die Spezialistin die Geheimnisse des rätselhaften Artefakts und gewinnt dabei Erkenntnisse, die den Lauf der Geschichte ändern werden …

Prognose: Tja. Britische Produktion, die von Hasraf Dulull inszeniert wurde, der seine täglichen Schnitzel als Effekte-Spezialist bei Großproduktionen wie „The Dark Knight“ oder TV-Serien wie „Jericho“ verdient und dessen Regie-Debüt „The Beyond“ letztes Jahr leise und unauffällig auf die Streaming-Müllhalde geschmissen wurde. Der zweite Versuch wartet mit einem ganz netten Trailer und „Kampfstern Galactica“-Ikone Katee Sackhoff auf, deren Karriere nach Ende des TV-Kults leider im Sand verlief, was ihre durchaus vorhandenen schauspielerischen Qualitäten anderseits auch nicht mindert. Mm. Mal abwarten, was das Review-Barometer nach Release anzeigt.

Origin Unknown • Großbritannien 2018 • Regie: Hasraf Dulull • Darsteller: Katee Sackhoff, Steven Cree, Julie Cox, Ray Fearon, Noush Skaugen, Joe David Walters, David Tse

 


„The Handmaid’s Tale“

… und was gibt’s im TV & Internet?

Missions, Staffel 1 – ab 01.08.2018, RTL Passion: Thriller über die erste, europäisch finanzierte, Mission zum Mars, deren Teilnehmer kurz vor Ziel erfahren müssen, dass sie doch nicht die Ersten sind… kommt aus Frankreich und soll dementsprechend sehr stylish, aber auch sehr spannend sein!

The Handmaid’s Tale, Staffel 2 – ab 02.08.2018, EntertainTV: Die zweite Season der megaerfolgreichen Buch-Adaption löst sich von Margaret Atwoods Vorlage und geht eigene Wege, soll aber – wenn man ersten Meinungen glauben schenken darf – der Vorgängerseason in Nichts nachstehen.

Arrow, Staffel 6 – ab 07.08.2018, RTL Crime: Die Macher lassen sich auch von den deutlich gesunkenen Einschaltquoten nicht einschüchtern: Im Oktober läuft in den USA bereits Staffel 7 an …

Fear The Walking, Staffel 4, zweite Hälfte – ab 13.08.2018, Amazon Prime: Gähn.

Stan Lee’s Lucky Man, Staffel 3 – ab 15.08.2018, Sky 1: Erfolgreicher Thriller nach einer Idee von Comic-Papst Stan Lee, in der sich alles um einen Detektiv dreht, der über eine ganz besondere Superkraft verfügt: Glück.

Mr. Mercedes, Staffel 2 – ab 23.08.2018, Starz Play: Auch die ursprünglich als Miniserie angelegte Stephen-King-Verfilmung geht in die Verlängerung, was aber durchaus Sinn macht, denn Meister King hatte seinen gleichnamigen Roman zu einer Trilogie ausgebaut, soll heißen: Ist genug Stoff da.

Lucifer, Staffel 3 (Episoden 1126) – ab 24.08.2018, Amazon Prime: Die vergnügliche Serie um den teuflischen Privatdetektiv wird fortgesetzt.

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.