2. Oktober 2018 1 Likes

Heimkino-Highlights im Oktober

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 8 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. Armitage III (1995 - 2001)

Bei wem? Nipponart Als was? Complete Edition (3 DVDs) Wann? 28.09.2018

Worum geht’s? 2179: Die Überbevölkerung der Erde hat zur Kolonialisierung des Mars geführt. Menschen und Androiden leben nebeneinander, aber natürlich nicht ohne Probleme, denn in den Augen der Menschen sind die Blechkameraden schuld an sozialen Schieflagen, weswegen es zu Ausschreitungen und schließlich zu einer Mordserie an den künstlichen Wesen kommt. Um diese Vorfälle sollen sich der Chicagoer Polizist Ross Sylibus und die Androidin Naomi Armitage kümmern, allerdings gestaltet sich die Zusammenarbeit der beiden nicht gerade einfach, denn die frühere Partnerin von Sylibus wurde durch einen Androiden getötet, weswegen der Cop die Roboter hasst …

Prognose: Cyberpunk-Klassiker! Sicherlich nicht ganz so bekannt wie die Kollegen „Ghost In The Shell“ und „Akira“ und inhaltlich nicht ganz so komplex, aber mit vielschichtigen Charakteren und einer wendungsreichen Story gewürzt. Zudem wabert an allen Ecken und Enden Onkel Lovecraft, insbesondere „The Dunwich Horror“, aus den Ritzen, was aber nie nerdig daherkommt, denn der Autor der Mangavorlage sowie des Drehbuchs, Chiaki J. Konaka („Ghost Hound“, „Serial Experiment Lain“), ist seit Jahrzehnten glühender Fan, betätigt sich neben seiner Hauptarbeit auch als „Cthulhu Mythos“-Autor und hat mit seinem 2004 von Takashi Shimizu verfilmten Roman „Marebito“ eindrucksvoll bewiesen, dass er nicht nur Fan ist, sondern Lovecraft tatsächlich verstanden hat. Jedenfalls: Ganz, ganz toll! Und noch viel toller: Die Box kommt zusammen mit „Poly-Matrix“ (der Anime-Fassung des OVAs) und dem Sequel „Dual-Matrix“ daher! Ein Musshaben, aber so was von!

Armitage III • Japan 1995 - 2001 • Regie: diverse • Sprecher: diverse

 


„Antiviral“

2. Antiviral (2012)

Bei wem? Busch Media Als was? DVD, BD Wann? 19.10.2018

Worum geht’s? Selfies waren gestern: Wer die ultimative Verbundenheit mit seinem persönlichen Lieblingsstar sucht, wartet bis dieser krank wird, packt ordentlich Kleingeld ein, geht zur Lucas Klinik und lässt sich die Virusinfektion seines Idols spritzen. Syd March ist einer der Top-Verkäufer der Klinik und der begehrteste Star in seinem Angebot ist das Supermodel Hannah Geist – die Leute reißen sich um eine Infektion von ihr! Doch, was niemand ahnt, March betreibt einen Schwarzhandel mit den begehrten Krankheiten, indem er sich das infizierte Blut selbst spritzt und so aus der gut abgesicherten Klinik schmuggelt. Doch eines Tages stirbt Hannah an einem Virus unbekannter Herkunft, die Infektion war womöglich ein Attentat. Syd muss nun alle Hebel in Bewegung setzen, um den Tod seines Stars aufzuklären, bevor das Virus auch ihn hinwegrafft …

Prognose: Um gleich die drängendste Frage vorwegzunehmen: Ja, Brandon Cronenberg ist der Sohn vom legendären David. Und als solcher kann man beim Debüt natürlich nicht einfach mit einer Romcom aufmarschieren, es muss schon Body Horror der extravagantesten Sorte her. Da verwundert es natürlich kaum, dass der Film – in bester Familientradition – bei der Cannes-Premiere im Jahr 2012 extrem zwiespältig aufgenommen worden ist und an dieser Rezeption hat sich bis heute nicht wirklich was geändert, weswegen die folgende Empfehlung mit Einschränkung gilt: Wer mit den Ausgeburten des Vaters was anfangen kann, liegt hier sicherlich nicht verkehrt, alle anderen sollten sich vorsichtig rantasten, könnten aber zumindest in einer Hinsicht durchaus belohnt werden, denn für die bizarr-schönen Bilder von „Antiviral“ war Multitalent Karim Hussain („Subconscious Cruelty“, 2000) zuständig und der versteht sein Handwerk.

Antiviral • USA/Kanada • Regie: Brandon Cronenberg • Darsteller: Caleb Landry Jones, Sarah Gadon, Malcolm McDowell, Douglas Smith, Joe Pingue, Nicholas Campbell

 


„Death Race: Anarchy“

3. Death Race: Anarchy (2018)

Bei wem? Universal Pictures Als was? DVD, Blu-ray Wann? 18.10.2018

Worum geht’s? Zwar der vierte Beitrag zur „Death Race“-Reihe, aber chronologisch Teil 2 – die Story des 2008er-Films wird fortgesetzt. Den Plot kann man kurz fassen, ziemlich kurz: Ein Black-Ops-Superfighter wird in einer finsteren, mit einem Tick zu wenig Budget ausgestatteten, Zukunft in einen – von Death-Race-Legende Frankenstein übernommenen – Hochsicherheitsknast eingeschleust und soll den Maskenträger platt machen. Er macht ihn platt.

Prognose: Im Jahr 2008 verpasste Big-Budget-Pop-Art-Künstler Paul W.S. Anderson der kultigen Satire „Frankensteins Todesrennen“ (1975, Originaltitel: „Death Race 2000“) eine Frischzellenkur, die leider den zynischen Humor des Originals vor der Tür lässt, aber dennoch ziemlich unterhaltsam die Laufzeit rumkriegt und besonders durch erstklassige Auto-Action erfreut, bei der Stunt-Legende Spiro Razatos sich mal so richtig austoben durfte. Natürlich waren die Kritiken – bei Anderson praktisch Pflicht – mies, aber die Fans hatten ihren Spaß und das ganze Unternehmen war finanziell zumindest lukrativ genug, um 2010 und 2013 direkt fürs Kaufhaus gedrehte, aber trotzdem überraschend ordentliche Prequels zu veröffentlichen, bei denen der niederländische B-Film-Spezialist Roel Reiné das Regie-Zepter schwang und in der Titelrolle der charismatische und eigentlich viel mehr Berühmtheit verdienende Luke Goss Jason Statham beerbte. Ein bemerkenswerter Umstand dabei ist, dass die Sequels nicht, wie sonst üblich bei DTV-Nachklapps, von fremder Hand gefertigt wurden, sondern Anderson als Co-Produzent und Co-Autor an Bord blieb, was wohl die verhältnismäßige Kohärenz der Trilogie erklärt.

Nach den Prequels nun das Sequel, was aber wie schon bei Andersons quietschfideler „Resident Evil“-Reihe keine wirkliche Rolle spielt, denn es sind letztendlich immer die gleichen Bauklötzchen, die einfach nur wieder in einer anderen Reihenfolge zusammengesteckt werden. Der Fokus liegt woanders: Style! Frauen! Gore! Und vor allem: Action! ACTION! Auch „Anarchy“ gibt sich ungeniert als prollige Bierdosen-Unterhaltung zu erkennen – der Plot bügelt straight von einer Station zur Nächsten (und zeigt überraschenderweise gelegentlich sogar einen winzigen Hauch von echtem Interesse an seinem Figureninventar), Dialogpausen werden mit so gut wie nackten Mädels und Splatter aufgefüllt und über all dem werden geschickt dosierte Actionszenen gekrümelt, die sich tatsächlich steigern, soll heißen, anders als bei so vielen großbudgetierten Vertretern wird nicht schon zu Anfang so sehr geklotzt, dass man zum Ende hin keine Lust mehr hat. Das Finale hat die Bezeichnung in diesem Fall mehr als verdient und vor allem erfreut der Blechschaden mit wohlüberlegt gesetzten, oft einfallsreichen Kamerawinkeln und einer Schnittfrequenz, der der ganzen Schönheit des Anblicks von durch die Luft wirbelnden Karosserien Raum zum Atmen lässt. Natürlich, „Death Race: Anarchy“ ist schlichte B-Ware, dessen einziges Ziel es ist, die Taschen der Macher zu füllen, aber nun mal ebenso pragmatische, effektive, gekonnte B-Ware. Und die kann sich durchaus wie eine kalte Dusche nach einem verdammt schwülen Sommertag anfühlen.

Dead Race: Anarchy • USA/Bulgarien 2018 • Regie: Don Michael Paul • Darsteller: Zach McGowan, Frederick Koehler, Christine Marzano, Danny Trejo, Danny Glover, Yennis Cheung

 


„Scanners“

4. Scanners Trilogy (1981 - 1991)

Bei wem? Wicked Vision Als was? Mediabook (2 Blu-rays, 1 CD) Wann? 05.10.2018

Worum geht’s? Cameron hört eines Tages Stimmen in seinem Kopf. Natürlich hört die gelegentlich jeder von uns, aber bei David handelt es sich um echte Stimmen, Stimmen aus seiner Umgebung und als eines Tages eine Nachbarsfrau über ihn lästert, bricht diese kurz darauf mit Schmerzen zusammen. Von Dr. Paul Ruth erfährt er die Wahrheit über sich: Er ist ein Scanner. Scanner sind psychisch besonders begabte Menschen, Nachkommen von Testpersonen medizinischer Experimente, die andere durch Kraft ihres Willens manipulieren und ihnen Schaden zufügen können, indem sie auf ihren Körper oder Geist Einfluss nehmen. Der beste Scanner heißt Darryl Revok und strebt nach der Weltherrschaft, zu deren Zweck er die anderen Scanner aufspürt und vor die Wahl stellt: Entweder schließen sie sich an oder sie werden getötet. Als Ruth bei Camerons Untersuchung entdeckt, dass es sich bei ihm ebenfalls um einen überdurchschnittlichen Scanner handelt, will er diesen als Waffe gegen Revok einsetzen …

Prognose: … und noch mal Cronenberg, dieses Mal allerdings der Papa mit vielleicht nicht unbedingt seinem besten, aber mit Sicherheit – allein schon wegen der legendären Kopfplatzszene, die seit Jahren in Dutzenden von Internetforen als Gag-Gif herhalten muss – einem seiner bekanntesten Filme. „Scanners“ stammt aus dem ungeheuer wilden ersten Karriere-Drittel des kanadischen Regie-Titanen und sorgte mit seiner Mischung aus Horror, Science-Fiction, Thriller und unverblühmtem Splatter bei der Kritik für kollektive Schnappatmung und bei den Jugendschützern für heftigstes Stirnrunzeln (gekürzt wurde hierzulande erstaunlicherweise nie was, dafür war aber der Index fällig), nur das Publikum bedankte sich mit dem bisher größten Einspielergebnis seiner Karriere, was Cronenberg dann auch für die Majors interessant machte. Der Reißer leidet damals wie heute unter einem schlechten Hauptdarsteller, die dichte Atmosphäre sowie Jennifer O’Neill und der unbezahlbare Michael Ironside als Superschurke machen’s aber wieder locker wett. Toller Film, der nach einer Reihe von verschiedenen Veröffentlichungen die ultimative Packung von Wicked Vision kriegt: Remastered, sieben Stunden Extras, 32-Seiten-Booklet, CD mit dem kompletten, wirklich sehr, sehr guten Soundtrack von Cronenbergs Haus- und Hofkomponisten Howard Shore und obendrauf gibt’s noch die beiden 1991 direkt auf dem Videomarkt veröffentlichten Pseudo-Sequels von der routinierten Allzweck-Waffe Christian Duguay, die dem Original natürlich nicht das Wasser reichen können, aber für sich dennoch in Ordnung gehen. Schade nur, dass man nicht Nägeln mit Köpfen gemacht und die Ableger „Scanner Cop“ (1994) und „Scanner Cop II“ (1995) auch noch reingepackt hat, dann wär’s komplett gewesen, aber das ist natürlich jammern auf Mount-Everest-hohem Niveau. Das Teil muss man so oder so haben, klar.

Scanners I-III • Kanada 1981 - 1991 • Regie: David Cronenberg (I), Christian Duguay (II & III) • Darsteller: Stephen Lack, Jennifer O’Neill, Patrick McGoohan, Michael Ironside, David Hewlett, Deborah Raffin, Yvan Ponton, Liliana Komorowska, Valérie Valois, Daniel Pilon

 


„Mars“

… und was gibt’s im TV & Internet?

• Humans, Staffel 3 – ab 04.10.2018, RTL Crime: Die dritte Runde des britisch-amerikanischen Remakes einer schwedischen Serie.

• The Man in the High Castle, Staffel 3 – ab 05.10.2018, Amazon Prime: Die zweite Staffel der Alternate-History-Serie nach einem Buch von Philip K. Dick kam schon nicht mehr ganz so gut an – ob’s wieder aufwärts geht?

• The Walking Dead, Staffel 9 – ab 08.10.2018, Fox Channel: Staffel 10 ist auch schon angekündigt, darüber hinaus haben die Macher bereits für die nächsten 10 Jahre in der Schublade – wird wohl so eine Art Zombie-Lindenstraße.

• The Walking Dead, Staffel 8 – ab 12.10.2018, RTL 2: Im Free-TV gibt’s die 8. Staffel wie immer mit einem Jahr Verspätung – und der Mini-Krieg gegen den Irren mit der Baseballkeule geht in die nächste Runde.

• Mars, Staffel 1 – ab 16.10.2018, Welt: National-Geographic-Serie, die Science-Fiction-Elemente dem aktuellen Entwicklungsstand der Raumfahrt und der Marsforschung gegenübergestellt. Könnte interessant werden.

• Krypton, Staffel 1 – ab 18.10.2018, Syfy: … und noch ‚ne Superhelden-Show. Dieses Mal ein Superman-Prequel, das erzählt, was 200 Jahre vor der Geburt von Supi alles passiert ist. Brauchmer’s? Nö.

• Daredevil, Staffel 3 – ab 19.10.2018, Netflix: Nach einem grandiosen Start ging die völlig überfrachtete zweite Staffel gnadenlos in die Knie. Würde keine Wetten auf die nächste Runde abschließen

• Castlevania, Staffel 2 – ab 26.10.2018, Netflix: Ganz okaye Trickserie nach der gleichnamigen Videospielfranchise. Nach der mit vier Folgen sehr kurzen ersten Staffel gibt’s jetzt acht neue Episoden.

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