„Afterburn“ – Wenn das Ende der Welt droht hilft nur… ein Museumsbesuch?
Dave Bautista in einem schön altmodischen B-Picture
Die Welt ist mal wieder untergegangen, auf den Zusammenbruch von Strom und Telefon folgte der Zusammenbruch der Ordnung. Auf der britischen Insel hat König August (Samuel L. Jackson) die Herrschaft übernommen und bedient sich regelmäßig der Fähigkeiten des Haudegen Jake (Dave Bautista). Nach dem er eine wertvolle Stradivari für das Museum des Königs gefunden hat, soll Jake nun auch die Mona Lisa finden, denn ohne Kultur kann eine Gesellschaft nicht gedeihen.
Dumm nur, dass sich das berühmteste Gemälde der Welt irgendwo auf dem Festland befinden und dort herrschen Chaos und Anarchie. Der Warlord Volkov (Kristofer Hivju) unterdrückt mit brutalen Methoden die Menschen in der Region, die einst Frankreich war. Dennoch lässt sich Jake auf den Auftrag ein und trifft bald auf die Widerstandskämpferin Drea (Olga Kurylenko), die ihn bei der Suche nach der Mona Lisa unterstützt.
Ein völlig absurdes Konzept ist die Ausgangsidee von „Afterburn“, mit dem sich Dave Bautista zum Nachfolger von 80er Jahre B-Picture-Helden aufschwingt, die stets einen lockeren Spruch auf den Lippen hatten, während sie mit oft außerordentlicher Brutalität ihre Gegner kaltmachten. Der ehemalige Stuntman und Martial Arts Coordinator J.J. Perry führt Regie und macht das schnörkellos und erfreulicherweise ohne allzu viel CGI. Die kommen in erster Linie in einem kurzen Prolog zu tragen, in dem von einer Sonneneruption erzählt wird, die die Welt ins Chaos gestürzt hat. Das gesamte europäische Festland scheint sich zu einer gesetzlosen Region entwickelt zu haben, in der der Stärkere herrscht und Widerstandsgruppen die Rebellion planen. Dass das im ehemaligen Frankreich spielt lässt einerseits an den Zweiten Weltkrieg denken, dass der Oberbösewicht Volkov unzweideutig slawisch, um nicht zu sagen russisch konnotiert ist, an die Gegenwart der östlichen Grenzen Europas, an die Ukraine.
Und so wird aus der Mission, die Jake anfangs nur aus persönlichen, egoistischen Gründen annimmt (König August hatte ihm ein Segelboot und damit die Freiheit versprochen) bald zu einem Kampf zwischen Gut und Böse. „Wenn wir Volkov nicht bekämpfen tut es niemand!“ hält Drea Jake einmal vor und fordert ihn auf, nicht einfach nur seine Mission zu erfüllen, sondern sich für sie und den Widerstand einzusetzen. Eine Französin ist Drea laut Drehbuch, doch dass die Rolle mit Olga Kurylenko besetzt wurde, sorgt für eine interessante Vermischung aus Fiktion und Realität: Das ehemalige Bond-Girl (im unterschätzten zweiten „Ein Quantum Trost“ spielte sie an der Seite von Daniel Craig) stammt nämlich aus der Ukraine und wurde in Berdjansk geboren, einer Stadt am Asowschen Meer, die seit Beginn von Putins Krieg von Russland besetzt ist.
All das verleiht „Afterburn“ eine schöne B-Picture-Atmosphäre, die aus einem im Ansatz völlig konventionellen dystopischen Film eine ganze Spur mehr macht. Ob es nun eine Sonneneruption, ein Virus oder sonst eine Katastrophe war, die die Zivilisation ins Wanken bringt, am Ende erzählen Filme dieser Art dann doch von Menschen und ihren individuellen Emotionen. Von denen ist in Dave Bautistas stets stoischer Mine zwar nicht allzu viel zu sehen, aber gerade das macht ihn zur idealen Projektionsfläche eines wunderbar altmodischen Films, in dem auf rustikale, schön krachende und oft sehr blutige Weise die Mona Lisa und damit die Welt gerettet wird.
Abb. Leonine
Afterburn • USA 2025 • Regie: J.J. Perry • Darsteller: Dave Bautista, Samuel L. Jackson, Kristofer Hivju, Olga Kurylenko • jetzt im Kino
Kommentare