Auf zu neuen Welten
Angespielt: Mit „Planetfall“ erscheint heute ein Sci-Fi-Ableger der „Age of Wonders“-Reihe
Eigentlich seit gut 20 Jahren fester Bestandteil der Fantasy-Sparte, vollzieht das Strategie-Schwergewicht Age of Wonders nun einen überraschenden Wandel hin zum Sci-Fi-Epos. Was bei manchen Titeln vielleicht heftig in die Hose gehen könnte, scheint im Fall von Planetfall, das heute für PC (und erstmals auch auf Konsole für PS4 und Xbox One) erscheint, eher ein Glücksfall. Denn die nach wie vor auf Rundenkämpfe ausgelegte Marke der Niederländer von Triumph Studios, entpuppt sich auch im neuen Setting-Gewand als Gralshüter einiger Stärken, welche die Age of Wonders zum Dauerbrenner werden ließen.
Denn Planetfall wandelt zielsicher auf den Hexfeld-Spuren von Civilization und XCOM und kombiniert daher fesselnde Rundengefechte mit der Besiedlung eines zufallsgenierten Planeten, wobei der Aufbau großer Städte und das Horten von Rohstoffen ebenso zu unseren Aufgaben zählen wie das Vorantreiben des technologischen Fortschritts oder die diplomatischen Beziehungen zu anderen Reichen. Letzteres ist schon deshalb nötig, weil wir uns laut der Story von Planetfall nach dem Zerfall der Union mit mehreren Völkern und vor allem den mächtigen Truppen des Syndikats um die Vorherrschaft auf Leave-6 bekriegen und dabei eine von sechs Fraktionen zur Wahl haben. So servieren uns die Macher ein nicht nur in spielerischer Hinsicht komplexes Gameplay, bei dem Vor- und Nachteile unserer Taktik jederzeit gut abgewogen werden müssen, um nicht in aussichtslosen Schlachten unterzugehen oder uns auf dem diplomatischen Parkett verheerende Blöße zu geben.
Innerhalb der sehr detailliert ausgearbeiteten Mythologie von Planetfall, in die wir im Verlauf des Spiels intensiv eintauchen und so auch Einblicke in die Vergangenheit längst untergegangener Zivilisationen erhalten, stechen gerade die spielbaren Völker hervor. So haben wir u.a. die Wahl, uns für reitende Amazonen, Cyborg-Zombies oder die militanten Vanguard zu entscheiden und mit ihren völlig unterschiedlichen Voraussetzungen sowohl beim Aufbau wie auch bei der Politik und in den Schlachten ein sehr abwechslungsreiches Kampagnenerlebnis zu genießen.
Dank zahlreicher Einstellungsmöglichkeiten wie etwa der Erstellung eines eigenen Kommandanten im umfangreichen Charaktereditor inklusive Spezialfertigkeiten und vielen Feinheiten rund um das Management unserer Kolonie im Konkurrenzkampf um Wissen, Nahrung oder Ressourcen, gewinnen wir schnell den Eindruck, es hier nicht mit spielerisch simpler Schnellkost zu tun zu haben. Zwar geizt das Spiel nicht mit ausführlichen Tutorials, Neueinsteiger könnten sich aber dennoch überfordert fühlen.
Planetfall macht vielmehr von Anfang an deutlich, dass es alle seine Spielelemente ernst nimmt und trotz kleinerer Redundanzen (wie etwa beim strukturell eher überschaubaren Diplomatie-System) hauptsächlich Strategie-Experten anspricht, die schon mit Civilization und Co vertraut sind. Egal ob die Zufriedenheit unserer Bewohner, der Bau militärischer Basen oder der überraschende, oft genug sehr nervenaufreibende Kampf in abgesteckten Arenen in bester XCOM-Manier – kein Element verkommt zur völlig lapidaren Fingerübung und erfordert Lust an längerer Einarbeitung, ohne allerdings in Arbeit auszuarten. Mehrere Spielmodi sowie ein Multiplayer dürfen bei einem so umfangreichen Paket natürlich auch nicht fehlen.
Die ersten Eindrücke auf Konsole sind dazu auch technisch absolut positiv. Zwar ist genrebedingt der Einsatz von Gamepads für einen Strategie-Vertreter mit all seinen Menüs nicht zwingend optimal, geht aber in diesem Fall dank übersichtlicher Organisation und des rundenbasierten Gefechtsystems gut von der Hand. Soundtrack, Grafik und Präsentation überzeugen ebenfalls sofort und motivieren Fans groß angelegter Epen sicher auch langfristig, die Geschehnisse auf Leave-6 mit verschiedenen Fraktionen zu bestreiten. Als besonderes Schmankerl sei noch auf die sehr kurzen Ladezeiten hingewiesen, die sich speziell beim Wechsel zwischen Aufbau und Kampf sehr positiv bemerkbar machen und nicht wie bei so vielen anderen Titeln den Spielspaß latent ausbremsen.
Fazit
Wer mit den genannten Referenzen schon seine Freude hatte, dürfte auch mit Planetfall als guter Mischung aus mehreren Genre-Abteilungen wochenlang beschäftigt sein.
Age of Wonders: Planetfall • Triumph Studios/Paradox Interactive • Rundenstrategie • PS4, Xbox One, PC
Abb. © Triumph Studios/Paradox Interactive
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