14. Juni 2017 2 Likes

E3 Day Three

„Age of Empires“, „Detroit: Becoming Human“ und ein erstaunlicher „Spider-Man“

Lesezeit: 7 min.

Die Spielemesse Electronic Entertainment Expo, kurz E3, läuft nun schon seit dem 10. Juni und beschauert die Fachwelt mit Informationen zu neuen und alten Franchises der Gamingbranche. Nachdem die letzten Tage Publisher wie „Electronic Arts“, „Bethesda“ und auch PC-Riese „Microsoft“ ihre mehr oder weniger erfolgreichen Pressekonferenzen hielten, samt Enthüllung der neuen Rechenmaschine XBox One X, nimmt die Expo erst richtig an Fahrt auf. Das „PC-Gaming Showcase“ richtet sein Augenmerk allein auf den Großvater des Zockens, den titelgebenden PC, während der französische Publisher Ubisoft eine der besten Pressekonferenzen seit Jahren abhält und der japanische Titan Sony seinen dunklen Schatten erneut wirft und alles andere zu verdecken versucht.

 

PC-Gaming Show

Die PC-Gaming Shows der letzten Jahre waren alle berüchtigt, ausschlaggebend durch die immense Länge der Konferenzen, die jeweils über zwei Stunden veranschlagten. Dieses Jahr betrug die Laufzeit eine Stunde und fünfzig Minuten, welche aber zu keiner Sekunde langweilte und stets einen tieferen Einblick in die Entwicklung der gebotenen Spiele gewährte. „Weniger Pressekonferenz und mehr Talk-Show“ schien das Motto zu sein, denn erneuter Moderator und „Star Craft“-Legende Sean „Day[9]“ Plott lädt zum Gespräch auf der Couch ein und witzelt mit den Entwicklern, statt dröge Fakten auszuquetschen. Von der Atmosphäre, die bei der PC Gaming Show herrscht, kann man sich ruhig einlullen lassen und sich etwas mehr Zeit mit allem lassen.

So wird unter anderem ein neues, gigantisches Add-On zur gefeierten Taktik-Rundenstrategie von „XCom 2“ gezeigt, mit dem Beinamen „War of the Chosen“. Entwickler Fireaxis entwirft eine neue Kampagne, die drei weitere Alien-Champions und drei Soldatenklassen mit sich bringt, neben vielen weiteren Neuerungen. „XCom 2: War of the Chosen“ erscheint bereits am 27. August 2017.

Beim „XBox Briefing“ bereits kurz gezeigt, wird „The Last Night“ näher vorgestellt. Ein Retro-Style Adventure, das an ein Setting von „Ghost In The Shell“, „Blade Runner“ und „Akira“ erinnert. Das wunderschön anmutende Cyberpunk-Spiel von Odd Tales erscheint 2018 für PC, XBox One und MAC.


The Last Night

Weiter geht es mit Indie-Entwickler Kleis („Dont’t Starve“/„Invisible Inc“) neuestem Sci-Fi RPG „Griftlands“, welches den Spieler in ein rundenbasiertes, taktisches Rollenspiel mit gezeichneter 2D-Grafik wirft, samt Partymanagement. Bislang erscheint das Spiel nur für den PC.

Da gerade beim PC nach wie vor Innovation am größten geschrieben wird, lenkt auch die Virutal Reality-Maschine mehr und mehr ein. Das Sci-Fi-Spiel „Lone Echo“ wurde enthüllt, in dem es gilt selbst schwerenlosen Weltraum zu erleben und erobern.

Als Abschluss wird noch der neue, unglaublich schnelle Tournament-Shooter „Lawbreakers“ von „Gears of War“-Schöpfer Cliffy B. gezeigt und ein Releasedatum enthüllt, welches auf den 8. August 2017 fällt, neben dem fast schamhaft-günstigen Preis von €29,99, wie Cliffy B. selbst stolz verkündet.

Weil aber noch nicht aller Tage Abend ist, kehrt eine absolute Legende des PC Gamings zum 20-jährigen Jubiläum zurück: Echtzeit-Strategie-Klassiker „Age of Empires“ feiert eine HD-4K-Neuauflage, samt neu gezeichneten Grafiken, neuem Interface und orchestral-aufgenommenem Soundtrack. Zur Beta der „Definitive Edition“ kann man sich auf http://www.ageofempires.com/ kostenlos anmelden.

Fazit:

Trotz der fast absurden Länge des Showcases zeigen sich beim PC keine Müdigkeitserscheinungen. Die PC Gaming Show stellt erneut unter Beweis, weshalb trotz anhaltender Konsolenkriege der PC immer noch vielen Nutzern nach die „Master Race“ bleibt und eine eigene Pressekonferenz verdient. Und jedem alteingesessenen PCler lief garantiert beim ertönen des berüchtigten „Wololooo“ aus „Age of Empires“ ein freudiger Schauer über den Rücken.

 

Ubisoft

Der französische Publisher ist seit Jahren berüchtigt mehr Wert auf „Show“ statt „Business“ zu legen, zumindest wenn es um die E3 geht. Ein Music-Act nach dem anderen und TV- und Filmstars beherrschen einen Teil der für sich beanspruchten Stunde bis 90 Minuten. Aber so nicht dieses Jahr. Zwar tanzen verkleidete Männlein und Weiblein zu Jamiroquai, so hält sich der Auftritt aber kurz und knapp und läutet auch nur einen Clip vom neuen „Just Dance“ ein. Jenes „Fehlen“ von absurden Showeinlagen stärken Ubisofts Pressekonferenz ungemein, welche sie zu einer der besten der letzten Jahre macht.

Der erste Knaller folgt sogleich als „Mr. Nintendo“ Shigeru Miyamoto selbst die Bühne betritt und mit Ubisoft-Gründer Yves Guillemot einen freundschaftlichen Plausch abhält und eine Kooperation zwischen den beiden preisgibt: „Mario + Rabbids: Kingdom Battle“ ist ein rundenbasiertes Rollenspiel ganz im Stile eines „XComs“, indem der italienische Klempner auf die verrückten Ubisoft-Maskottchen trifft. Das Spiel erscheint bereits am 29. August 2017 exklusiv für die Nintendo Switch.


Transference

Erwartete Haustitel wie „South Park: Rektakuläre Zerreissprobe“, „Farcry 5“ und ein Nachfolger zum Weltweit-Rennspiel „The Crew“ werden vorgestellt, aber ein großes Klein-Highlight ist das mysteriöse „Transference“. Hollywood-Größe und Creative Director hinter SpectreVision Elijah Wood hat gemeinsam mit Ubisoft den VR-Psychothriller entworfen. Viel ist bisher nicht bekannt, außer, dass es die Grenzen neuer VR-Erfahrung austesten will. Der Trailer wirkt noch etwas befremdlich, aber seht ihn unter dem Text selbst. „Transference“ soll 2018 für PC, XBox One und PS4 erscheinen und setzt ein passendes VR-Gerät natürlich voraus.

Weitergehend wurden ein „Spielzeug trifft auf Videospiel“-Game im Stile von Skylanders – und lego-artigen Stecksätzen – vorgestellt, das den Namen „Starlink: Battle for Atlas“ trägt. Um allem aber eine Krone aufzusetzen erschien „Rayman“-Erfinder Michel Ancel auf der Bühne und offenbarte das lange still-gebliebene „Beyond Good & Evil 2“, sichtlich den Tränen nahe. Das Sci-Fi-Action-Adventure lässt sich zwar bislang nur in einem beeindruckenden Cinematic-Trailer blicken, so stellt es aber die sehnenden Herzen des Fans ruhig. „Beyond Good & Evil 2“ wird unerwartetet als Prequel zum 2003 erschienenen Erstling dienen.

Fazit:

Alles ist gesagt. Ubisoft verzichtet auf Tratsch und Glamour und zeigt eine schon fast gefühlvoll anmutende Seite bei dieser E3, die dem Unternehmen gut steht, das oft in Verruf gerät Spiele und Spieler zu kaltschnäuzig auszuwerten. Ein Game gleicht dem anderen, nach der „guten, alten Ubi-Formel“, wie mal mehr, mal weniger scherzhaft gemunkelt wird. Von besagter „Ubi-Formel“ war hier bis auf wenige Ausnahmen aber kaum etwas zu sehen und die gesamte Pressekonferenz ist durchaus einen Blick wert, gerade für den geneigten Sci-Fi-Fan.

 

Playstation Media Showcase

Wenn sich ein Konzept für Sony in den letzten Jahren der E3 bezahlt gemacht hat, dann ist es eine „All killer, no filler“-Konferenz. Kein Marketing-Gesülze, keine Interviews, keine Ablenkung – nur 50 Minuten reine Games, Games, Games. Präsident und Geschäftsführer von Sony Interactive Entertainment Shawn Layden betritt die Bühne, bedankt sich kurz, ein straffes Palaver und sofort geht das unaufhörliche Trommelfeuer los.

„Uncharted 4: The Lost Legacy“ wird noch einmal vor Erscheinen im August mit einem Stroytrailer bedacht und unter einer beeindruckenden Ambientshow und fallendem Schnee im Saal in Los Angeles wird eine heiß erwartete Erweiterung zum Adventure-Kracher „Horizon: Zero Dawn“ enthüllt. „HZD: The Frozen Wilds“ spinnt die Story um Aloy weiter und erscheint noch in diesem Jahr selbstverständlich exklusiv für PS4.

Ebenfalls exklusiv bleibt das danach gezeigte Zombie/The Last of Us-Mashup „Days Gone“, das beeindruckende Zombiehorden und Schleicheinlagen zeigt. Die größten Überraschungen und Neuankündigungen folgen dann Schlag auf Schlag. Ein neues, auf den Westen ausgerichtetes „Monster Hunter World“ wird für diverse Konsolen enthüllt und ein waschechtes „Shadow of the Colossus“-Remake wird gezeigt. Bei letzterem handelt es sich um ein Remake, eines der wohl besten Spiele der PS2-Ära, hinter dem „The Last Guardian“-Macher Team ICO steckten.


Detroit: Becoming Human

Neben „Marvel vs Capcom Infinite“ werden diverse VR-Titel, wie das bereits gezeigte „Skyrim VR“, das „Until Dawn“-Prequel „The Inpatient“ und „Star Child“ gezeigt. Lediglich das neue „Destiny 2“ wird mit einem Cinematic-Trailer abgespeist um dann einige exklusive Items, Maps und Kosmetika „Only on Playstation“ zu zeigen.

Große Gameplay-Auftritte haben dann abschließend jedoch die allesamt beeindruckenden Titel wie das neue „God of War“, das Götterschlächter Kratos nach seinem vermeintlichen Tod in die nordische Mythologie schickt, und das lange erwartete „Detroit: Becoming Human“, von David Cage, dem Kopf hinter „Heavy Rain“. Ersteres erscheint noch im Frühjahr 2018, während „Detroit“ noch keinen Releasezeitraum hat. Sonys Media Showcase wird aber mit neun Minuten erstaunlichen Gameplays von Insomniacs neuem „Spider-Man“ abgeschlossen, dass es von den Action-Setpieces locker mit einem „Uncharted 4“ aufnehmen kann.

 

Fazit:

„Repariere nicht, was nicht kaputt ist“, oder so etwas Ähnliches müssen sich die Köpfe bei Sony gedacht haben. Dank der anderen Pressekonferenzen wissen wir, wie es noch dieses Jahr um die Bibliothek der Playstation bestellt ist und 2018 wird dieser Konferenz nach mindestens ebenso voll werden. Sony gibt immer unmissverständlich an, dies für den Gamer zu tun – und erneut muss man das abkaufen. Wer kann bei 50 Minuten reiner Games bei einer Pressekonferenz etwas dagegen sagen? Das einzig große Problem ist, dass es neben „Shadow of the Colossus“ und „Monster Hunter World“ keine neuen großen Überraschungen gibt. Bei fast allen gezeigten Titeln wusste man bereits, dass sie erscheinen werden, auch wenn es schön ist endlich „Spider-Man“-Gameplay, samt Miles Morales’ „ultimativen“ Spider-Man ganz zum Schluss geteasert zu bekommen. Sonys grundsolide Konferenz hinterlässt nur einen faden Beigeschmack, weil die der letzten Jahre solch unglaublich traumhaften Totalsiege waren.

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