25. Februar 2021 2 Likes

„Persona 5 Strikers“: Von Herzen empfohlen

Angespielt: Die Phantom Thieves zeigen sich trotz ungewöhnlichem Gameplay wieder von ihrer besten Seite

Lesezeit: 4 min.

Obwohl die Persona-Reihe in ihrer langjährigen Geschichte schon für so manche (meist eher inhaltliche) Überraschung gut war, bewies Publisher Atlus mit der jüngsten Neuerung reichlich Mut. Denn aus dem traditionellerweise mit rundenbasierten Kämpfen operierenden RPG wurde in Strikers tatsächlich ein Echtzeit-Actionfest mit Massenschlachten, wie kundige Gamer es vor allem aus Koeis Warriors-Franchise mit all seinen Ablegern wie zuletzt Hyrule Warriors kennen. Wie sich gut ein Jahr nach dem ursprünglichen Release von Strikers in Fernost sagen lässt, hat dieser Neuanstrich die Fans weder abgeschreckt noch verstört und so dürfen sich seit vorgestern auch hierzulande Besitzer von PS4, Switch und PC für gut 50-60 Euro in das auf westlichen Sprachstandard getrimmte Japan-Abenteuer mit gewohnt epischem Fantasyeinschlag stürzen. Wer also nicht des Japanischen mächtig ist, darf sich nun mit guten englischen Sprechern und soliden deutschen Unter- und Menütiteln ins Getümmel mischen.

Für alle, die es noch nicht wissen: Strikers ist eine echte Fortsetzung des fünften (von uns heißgeliebten) Ablegers der Persona-Hauptreihe und führt dessen Story fort. Verzichten müssen Fans nur auf die kleinen Zusätze der Royal-Edition, die Persona 5 einige Zeit nach dessen Release mit weiteren Inhalten und Charakteren zusätzlich aufpäppelte. Die Handlung spielt ein paar Monate nach den Ereignissen des Vorgängers und punktet mit echtem Urlaubsfeeling. Protagonist Joker und seine Freunde, die wir diesmal nicht lange zusammentrommeln oder mittels Einführung wieder „kennenlernen“ müssen, wollen eigentlich nur gemeinsam in Tokio ihre schulfreien Tage genießen.

Doch als sie eine neue Freizeit-App ausprobieren, die von einem bekannten Popsternchen beworben wird (das natürlich böse ist), findet sich die als Phantom Thieves bekannte Truppe plötzlich wieder im Bann des Meta-Universums. Dort manifestieren sich bekanntlich die dunklen Gefühle von Menschen zu teils monströsen Gestalten und riesigen Verliesen, sodass die Thieves allerhand zu tun haben, um dem Treiben des Meta-Universums Einhalt zu gebieten. Dabei schließen sich uns neue Begleiter wie die KI Sophia an, womit klar wird, dass die Story erneut modernes Leben mit starken Fantasy- und Animeelementen verquickt.

Um die bereits erwähnte Gameplay-Neuerung gleich richtig einzuordnen: Es geht nicht darum, nun mit unserer Party einfach nur durch die Dungeons zu rennen und alles weg zu dreschen, was sich uns in den Weg stellt. Strikers achtet vielmehr minutiös darauf, uns auch weiterhin für gelungenes Stealth-Vorgehen zu belohnen, sodass wir wie gewohnt u.a. Angriffsvorteile erhalten, wenn wir uns etwa von hinten an herumspazierende Gegner anschleichen – was natürlich im Umkehrschluss bedeutet, dass uns bei verpatzten Aktionen dieser Art ein Malus für das nun anstehende Gefecht droht.

Schauplatz der Kämpfe sind nach Umschalten in den Gefechtsmodus begrenzte Areale, in denen wir zwischen unseren Partymitgliedern wechseln können, während der Rest von der KI gesteuert wird. Angriff, Sprung, Schießen und Ausweichen gehören gegen die agilen Feindeshorden ebenso zum festen Repertoire wie wuchtige Spezialattacken oder die serientypischen Persona-Fähigkeiten, die wie der Rest des Spiels gut von der Hand gehen und gerade aufgrund der thematisch abwechslungsreichen Gegner gleich viel Spaß machen.

Auch das Umschalten zwischen verschiedenen Fähigkeiten bzw. Masken, mit denen jeder unserer Recken ausgestattet ist, bietet erneut Raum zum Experimentieren und beschert uns vor allem in Form aufgeladener Showtime-Attacken ein gewohnt stylish-buntes Effektgewitter auf dem Bildschirm. Schickerweise haben die Macher diesmal verstärkt auf die Einbindung der Umgebung geachtet, sodass wir beispielsweise von Anhöhen auf das Feindvolk hechten können. Spieler dürfen bei all dem zwischen drei Schwierigkeitsgraden wählen, womit klar ist, dass Strikers nicht auf den Hard Action-Pfaden von Dark Souls und Co. unterwegs ist. Trotzdem ist stets ein gutes Händchen bei der Zusammenstellung und Ausrüstung der Party gefragt, da Gegner sonst bereits auf dem normalen Schwierigkeitsgrad zu richtig harten Nüssen mit leichter Frusttendenz mutieren können.

Neben der Action, die natürlich kuriose Zwischen- und Endbosse in Petto hat, ist es aber vor allem das Storytelling, das auch diesmal den besonderen Charme von Persona ausmacht. Hier sind Kenner der Vorgänger natürlich im Vorteil und viele Details bleiben Neueinsteigern verborgen. Allerdings wirkt es nach einigen Stunden Spielzeit immerhin so, als könnte man mit Abstrichen (und dank der sympathischen Charaktere) dennoch dem nicht überkomplizierten Plot folgen. Der führt uns übrigens diesmal an mehrere Locations wie die Städte Sapporo oder Okinawa, was die Abwechslung steigert und mangels Zeitlimit beim Verweilen an den Orten noch mehr dazu einlädt, Hinweisen zu folgen, Items zu kaufen oder einfach nur die wunderschöne Animegrafik zu genießen.

Einziger Wehrmutstropfen in diesem Zusammenhang: Die aus den Vorgängern bekannten Freizeitbeschäftigungen wurden radikal zusammengestrichen, sodass Strikers zwar etwas fokussierter daherkommt als die Vorgänger, jedoch dadurch ein Stück weit einen Teil seiner RPG-Identität einbüßt. Das wirkt sich naturgemäß auf die Spielzeit aus, die nun bei um die 50 Stunden liegen soll – ein im Vergleich zu den Vorgängern deutlich geschmolzener Zeitaufwand.

Der kann jedoch z.B. mithilfe von Mehrfachbesuchen bereits bezwungener Dungeons zur Schatzsuche oder mittels der vielen Dialoge hochgeschraubt werden. Persona bleibt eben letztlich bei Strikers erneut ein Erlebnis, das dank seiner stimmig geschriebenen Figuren (und trotz so manchem Teenklischee) feinste Action-RPG-Unterhaltung zu liefern scheint. Nach gut zwölf Stunden Spielzeit auf PS4, die ohne gravierende technische Mängel (bis auf leichtes Kantenflimmern), mit vertretbaren Ladezeiten, guter Lernkurve und einem schmissigen J-Soundtrack punkteten, haben wir daran schon jetzt keinen Zweifel mehr. Kenner der Reihe müssen zugreifen, alle anderen gerne endlich einen Blick riskieren.

Persona 5 Strikers • Omega Force • RPG • PS4/Switch/PC

Abb. © Atlus

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