10. März 2017

Sumpf-Apokalypse

„Das zerstörte Leben des Wes Trench“ von Tom Cooper

Lesezeit: 2 min.

Donald Ray Pollock, Stephen King (im Shop) und Nic „True Detective“ Pizzolatto waren allesamt schwer begeistert von Tom Coopers Debütroman „Marauders“, der 2016 unter dem Titel „Das zerstörte Leben des Wes Trench“in der Übersetzung von Peter Torberg als Hardcover bei Ullstein erschienen ist. Jetzt folgt auch schon das immerhin zehn Euro günstigere Paperback.

Cooper erzählt von der kleinen, armen Bayou-Stadt Jeanette in der Nähe von New Orleans, deren Einwohner unter den Folgen von Hurrikan Katrina 2005 und der BP-Ölpest durch die Explosion der Ölbohrplattform Deepwater Horizon 2010 zu leiden haben. In kurzen Kapiteln fängt Cooper die urig-schöne, durch den Ölteppich jedoch vergiftete Sumpflandschaft ein, was fast schon apokalyptische Ausmaße annimmt (nicht umsonst setzen sich Jeff VanderMeer und viele andere für den Schutz der artenreichen Küstenregion von Louisiana und Florida ein). Der gnadenlose Sumpf ist die ungezähmte Kulisse einer guten Krimi-Geschichte, deren spannende Handlung um einen manischen einarmigen Schatzsucher, verbitterte Shrimpfischer, brutale Marihuana-Anbauer und selbstverständlich den jungen Wes Trench kreist, der seine Mutter an Katrina verloren hat und seinem Vater die Schuld dafür gibt.

Natürlich wäre es schön, könnte man die schwerwiegenden Konsequenzen von Katastrophen wie der gigantischen Ölpest als Science-Fiction abtun, und letztlich ist es sogar erschreckend, wie apokalyptisch verheerend unser Tun und Treiben für diesen Planeten in der Gegenwart und der Realität doch immer wieder ist. Die emotionalen, ökologischen und ökonomischen Auswirkungen sind jedenfalls nur allzu real, und Tom Cooper hat sie in seinem überzeugenden Südstaaten-Krimi über ein schräges Sumpfratten-Ensemble, das nicht nur Harry Crews gefallen hätte, eindrucksvoll eingefangen.

Ein starker Crime-Noir aus Cajun Country!

Tom Cooper: Das zerstörte Leben des Wes Trench • Ullstein, Berlin 2016 • 384 Seiten • Paperback: 12,00 Euro

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