3. Oktober 2017 2 Likes

Der letzte Windmönch oder: Von führenden Wollmäusen empfohlen

Die Fortsetzung des Adventure-Hits „The Inner World“

Lesezeit: 3 min.

Leider immer mehr zu einer echten Rarität gehören klug gemachte Point-and-Click-Adventures, die vor einer bunten Comickulisse auch dystopische Subtexte einbringen und diese dann auch konsequent mit ihren liebevoll sympathischen Figuren ausbuchstabieren. Neben den sehr beliebten Deponia-Titeln von Daedalic, die seit Jahren in dieser Sparte konstant gute Qualität in dieser Richtung abliefern, fallen nur wenige Games wie The Inner World auf, das nun mit Der letzte Windmönch allerdings auch eine mehr als ordentliche Fortsetzung erhält. 

Die Story schließt mehr oder weniger direkt an den Vorgänger an und schickt den schusselig-verplanten Robert als Held wider Willen auf die Suche nach dem namensgebenden Windmönch, um mit dessen Hilfe eine handfeste Tyrannei zu beenden. Denn der fiese Händler Emil hat fast alle Einwohner des Landes Asposien davon überzeugt, dass die Dynastie der Flötennasen, die das Land schon seit Jahrtausenden beschützt, mit bösen Mächten paktieren und gegen das Volk arbeiten würde. Als Thronerbe besagter Dynastie liegt es an Robert, diese Anklage zu entkräften und den Namen seines Stammbaums wieder rein zu waschen. 

Unterstützt wird der kleine Mann von seiner Freundin Laura, der flugunfähigen (dazu völlig beknackten) Taube Hack und dem kleinen bisschen Mumm, das die Natur dem eigentlich sehr furchtsamen Robert mitgegeben hat. Dazu gesellen sich einige weitere Charaktere wie die geheimnisvolle Mama Dola, denen man während der für ein Adventure recht umfangreichen Kampagne begegnet. Die Spielmechanik verläuft ganz klassisch ohne Kämpfe und konzentriert sich neben den wunderbar geschriebenen Dialogen voller Witz und Charme auf zumeist knackig komplexe Rätsel, die nur mit viel Denken um mehrere Ecken zu meistern sind.

Wie gut, dass Fizbin ganz zeitgemäß an eine optionale Hilfestellung gedacht hat, denn im Gegensatz zu Zockern früherer Jahre, die mit Monkey Island und Co groß geworden sind, können (oder wollen) viele heutige Spieler (leider) nicht mehr der wunderbaren Eigenlogik früherer Tage folgen, in der es noch selbstverständlich war, mit einem Stoßzahn inklusive Käsekeil eine Windmühle anzuhalten oder sich mit einem Kostüm aus lauter lebendigen Wollmäusen Zutritt zu einer Schererei zu verschaffen. Wer sich jedoch auf genau diese Art des Knobelns und fröhlichen Herumprobierens einlässt, ist hier genau richtig und wird mit einer schwungvollen Präsentation auch für so manche Hirnverknotung gut belohnt. 

Größter Pluspunkt des Games ist neben der überraschend vielschichtigen Story die stimmig schöne Atmosphäre, die mithilfe der hangezeichneten Settings, der vollvertonten Dialoge und speziell der schrägen Charaktere geneigte Adventure-Herzen im Sturm erobern dürfte. Wer etwa die besagten Wollmäuse erblickt oder Roberts unsicherer Art auch nur wenige Minuten lang verfolgt, kann sicher kaum anders, als alles daran zu setzen, die sympathische Flötennase auf ihrem Trip zu unterstützen. Dabei verfolgt Der letzte Windmönch bei aller Komik auch ein zutiefst moralisches Anliegen, behandelt die Story doch letztlich schwierige Themen wie Fremdenhass, Vorurteile und Tyrannei, um eine positive Botschaft für mehr Toleranz auszusenden.

So bietet Fizbin ein Erlebnis, dass einerseits bestens unterhält und immer wieder zum Schmunzeln einlädt, andererseits sich aber nicht damit begnügt, einfach nur gut gemachte Unterhaltung sein zu wollen. Und wem die Rätsel vielleicht doch das ein oder andere Mal zu verquer erscheinen, kann ja das tun, was Genre-Althasen früher nicht konnten und einfach im Netz nach der Lösung suchen. Auch wenn Puristen da nicht ganz zu unrecht die Nase rümpfen - lieber das, als sich diesen feinen Trip entgehen zu lassen.

Der letzte Windmönch ist ab dem 20. Oktober für PS4, Xbox One und PC erhältlich.

The Inner World: Der letzte Windmönch • Studio Fizbin • Point-and-Click-Adventure

Abb. © Studio Fizbin

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