4. Januar 2018 1 Likes

Last Frontier

Das Cinematic-Adventure zur „Planet der Affen“-Trilogie hinterlässt einen gemischten Eindruck

Lesezeit: 3 min.

Es mag ein wenig überraschen, dass zu den stärker kommunizierten Titeln von Sonys exklusiver Playlink-Reihe (dazu hier nochmal unser Review zu Hidden Agenda, in dem der zugängliche Ansatz von Playlink genauer erklärt wird) nicht das Adventure Planet der Affen: Last Frontier zählte. Immerhin erschien der Titel Ende letzten Jahres (logischerweise für PS4) und hätte so noch ein wenig vom Glanz des insgesamt gelungenen Finales der Kinotrilogie abschöpfen können (auch dazu sei nochmal auf unseren Review verwiesen). Last Frontier orientiert sich explizit an den Filmen und erzählt eine gut dreistündige Story, die zwischen dem zweiten und dritten Film angesiedelt ist, jedoch mit einigen neuen Figuren eine insgesamt eigenständige Handlung entwickelt. Kenntnisse der Vorlage sind insgesamt essentiell, um den Plot wirklich genießen zu können.

Wir übernehmen sowohl die Rolle der Affen wie ihrer menschlichen Gegenspieler in Person von Affenführer-Sohn Bryn und Menschen-Leaderin Jess, die ganz im Sinne der Vorlage in den USA einen erbitterten Kampf um die jeweilige Existenzberechtigung bzw. der Machtansprüche ausfechten. Innerhalb der Sequenzen gibt es spielerisch allerdings kaum etwas zu tun. So erschöpft sich das Gameplay in der Auswahl verschiedener Dialog- und damit verbundener Handlungsoptionen, aus denen variierende Erzählfäden gesponnen und am Ende der Durchgang mit einem von drei Abspännen belohnt wird. Rätsel oder echte Action vermisst man dabei allerdings komplett. Mehr als ein paar Buttonclicks, um beispielsweise Waffen in bestimmten (Entscheidungs-)Situationen abzufeuern, gibt es nicht. Adrenalin- und Geschicklichkeitsfans sollten daher eine von den sehr actionlastigen Filmen evozierte Gameplay-Erwartung sofort fallenlassen. 

Spötter würden sagen, dass selbst die spielerisch ohnehin schon reduzierten Telltale-Abenteuer noch mehr Gameplay bieten würden; allerdings punkten die in der von Last Frontier ebenfalls ausgerufenen Kernkompetenz des Storytellings mit einer Qualität, die dem Planet der Affen-Game über weite Strecken abgeht, nämlich Subtilität. Denn während die meisten Telltale-Games permant eine latente Spannung über die Konsequenzen selbst kleinerer oder vermeintlich nebensächlicher Dialoge am Köcheln halten, holt Last Frontier zu oft die narrative Brechstange raus und bietet uns zu klar in ihren Folgen vorhersehbare Situationen an.

Gerade als Playlink-Titel, der per se verstärkt auf ein Gaming in der Gruppe inklusive (im besten Fall) kontroverser Diskussionen über einzelne Optionen nach sich ziehen sollte, fallen die Abzweigungen häufig zu schematisch zwischen gut und böse aus. Der Wiederspielwert erhöht sich eigentlich erst, wenn man mit mindestens einer Seite komplett auf Angriff setzt und jede Chance auf friedliche Koexistenz völlig untergräbt. Da wäre trotz einiger konsequent harter Szenen rund um Folter und die Wahl der Mittel definitiv mehr drin gewesen und so bleibt unter dem Strich ein erzählerisch solider, aber eben nicht ausgereizter Ritt durch den Planet der Affen-Stoff, der eigentlich mehr (moralisch-politische) Tiefe anbieten würde.

Auf der Habenseite verbucht das Adventure seine gelungene Inszenierung, die es ohne echte Highend-Grafik versteht, eine sehr überzeugende Kinoatmosphäre zu kreieren. Nicht umsonst ist Last Frontier genau genommen ein Cinematic-Adventure, das eher als interaktiver Film und weniger als Game betrachtet werden sollte und will. Steuerung und Sound bewegen sich ebenfalls auf gutem Niveau, sodass wir an der Performance nicht wirklich meckern wollen. 

Fazit

Guter Ansatz, ordentliche Umsetzung, leider trotzdem kein rundum überzeugendes Ergebnis. So oder so ähnlich ließe sich das Planet der Affen-Adventure von The Imaginarium Studios auf wenige Nenner bringen. Speziell das zu schematische Storytelling ohne jeden spielerischen Anspruch lässt Last Frontier nicht aus der Masse an primär narrativ ausgerichteten Adventures herausstechen. Fans der Kinoreihe sollten aber auch ohne wirklich brillante Story schon aufgrund der filmreifen Atmosphäre einen Blick drauf werfen; Gameplay-Puristen, denen schon die Telltale-Titel zu wenig Action bieten, dürften mit anderen Adventures aber deutlich besser bedient sein. 

Planet der Affen: Last Frontier • The Imaginarium Studios • Cinematic-Adventure

Abb. © The Imaginarium Studios

 

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