Einhornjagd mit Drohne

Peter S. Beagle ist ohne Zweifel einer der größten Fantasy-Autoren aller Zeiten. Nicht nur, dass er vor genau 50 Jahren mit seinem Klassiker „Das letzte Einhorn“ zum ultimativen Einhornflüsterer wurde und dieses Wesen aus Sagen, Mythen und Fantastik stärker und nachhaltiger prägte als sonst jemand. Darüber hinaus glänzt Beagle seit Jahren als einer der besten Kurzgeschichtenautoren der Szene. Ob neue Storys über Schmendrick den Zauberer oder über Drachen, Zentauren und Trolle im Hier und Jetzt: Beagles stilsichere Prosa bezaubert und begeistert. Hin und wieder schreibt er auch mal eine Science-Fiction-Story – etwa über seinen Kollegen und Freund Avram Davidson (1923–1993), mit den Beagle in einer Geschichte durch die Dimensionen hinter der Realität springt und abkürzt; oder über eine kosmische Cyber-Fernbeziehung für Orson Scott Cards (im Shop) Online-Magazine „InterGalactic Medicine Show“.

In seinem just erschienenen Kurzroman „In Kalabrien“, einer ebenso überfälligen wie erfreulichen neuen Buchveröffentlichung Beagles auf dem deutschen Markt, holt der1939 geborene Amerikaner sein literarisches Totemtier nun mit wenigen Sätzen ins 21. Jahrhundert. Im Roman gibt der knurrige italienische Landwirt Claudio Bianchi alles, um die Anwesenheit sowie das Geheimnis eines edlen Einhorns auf seinem Grundstück vor der Öffentlichkeit zu verbergen, obwohl die rücksichtslosen, sensationsgierigen Einhornjäger irgendwann sogar mit einer Drohne über Bianchis Land fliegen. Bei Beagle ein genau kalkulierter Halbsatz über dieses technische Gerät, der einen so modernen und aktuellen Kontext herstellt, wie ihn bisher noch keine Story über ein Einhorn hatte. Peter S. Beagle ist eben ein absoluter Meister, und ja, noch immer der unangefochtene Einhornflüsterer.

Hier schnaubt eine Leseprobe zu „In Kalabrien“.

Peter S. Beagle: In Kalabrien • Klett-Cotta, Stuttgart 2018 • 164 Seiten • Hardcover: 16,00 Euro