How I Met Michael Moorcock
Comic-Autor Dan Slott enthüllt, wie er als junger Fan ein Treffen mit dem Altmeister ergaunerte
Seit Jahren lenkt Dan Slott die Geschicke in „Spider-Man“, und mit „Silver Surfer“ hat er jetzt auch noch eine herrlich bunte und sympathische Science-Fiction-Marvel-Serie lanciert, deren erster Band dieser Tage auf Deutsch erschienen ist, übersetzt von Kollege Kronsbein und mit redaktionellen Texten von yours truly, wie an dieser Stelle nicht verschwiegen werden soll – die Begeisterung ist trotzdem echt.
Der Ideenreichtum seiner charakter-orientierten Storys mit dem galaktischen Grübler und dessen junger irdischer Begleiterin Dawn reflektieren dabei sehr schön Slotts Vorliebe für britische Science-Fiction, allen voran natürlich die Kultserie „Doctor Who“. Doch auch New-Wave-Altmeister Michael Moorcock hat einen besonderen Platz in Slotts Herzen, und das schon sehr lange.
Auf Facebook teilte Slott kürzlich eine Geschichte, die sich während Slotts Jugendzeit in London zutrug. Damals gab es in der Bibliothek von Slotts Schule einen Briefkasten, um Vorschläge einzureichen hinsichtlich lokaler Autoren, die zu einer Lesung eingeladen werden sollten. Wurde ein Autor oft genug auf den Zetteln im Kasten genannt, versuchte die Schule ihr Glück. Der junge Mr. Slott, zu jener Zeit bereits ein großer Fan von Moorcocks Büchern um Elric und Hawkmoon, schnappte sich also ein paar verschiedenfarbige Stifte und brachte mehrere Hundert Mal „Michael Moorcock“ in so vielen Fake-Handschriften wie möglich zu Papier. Und so kam es, dass Mr. Michael Moorcock im Juni 1983 Slott und sechs Freunden gegenübersaß – in einem Raum, der Hunderte Moorcock-Fans erwartete. Slott zufolge wurde es ein sehr privates Treffen mit seinem Idol, und man plauderte über Moorcocks Figuren und Welten und das Handwerk des Schreibens und bekam selbstverständlich auch ein Buch signiert.
„Es war einer der besondersten und erleuchtendsten, denkwürdigsten Momente für mein Leben und meine Bildung“, so Slott in seinem Facebook-Posting Anfang Februar. „Und ich verdanke alles dem Umstand, ein fürchterlicher Mensch zu sein. Macht daraus, was ihr wollt.“
Da Dan Slott es der Welt seit Jahren mit starken Comic-Storys wie in „The Thing“, „She-Hulk“, „Die Ruhmreichen Rächer“ oder „Spider-Man“ zurückzahlt, sollte sein Karma inzwischen wieder ausgeglichen sein. Und innerhalb der Science-Fiction-Gemeinde leistet er für seine schurkische Aktion aus Jugendtagen ja spätestens jetzt mit „Silver Surfer“ kreative Wiedergutmachung.
Interessant wäre allerdings, was Mr. Moorcock nach all den Jahren zu dieser Beichte zu sagen hätte, und ob er sich noch an eine gähnend leere Schulbibliothek vor über 30 Jahren erinnern kann …
Foto via The Quietus
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