21. März 2018 2 Likes

Machen wir Städte platt!

„Pacific Rim Uprising“ – Gigantomanie pur

Lesezeit: 3 min.

Früher war alles einfacher. Wenn in einem typischen B-Western jemand einen schwarzen Hut trug wusste man: Das ist der Böse. Auch Narben oder sonstige äußerliche Zeichen waren in Hollywood-Filmen gern benutzte Marker, und Ausländer sowieso. Doch mit der zunehmenden Bedeutungen des internationalen Marktes muss man ein bisschen vorsichtiger sein, sonst macht man sich leicht wichtige Märkte kaputt. Und kaum ein Markt ist für große, teure Hollywood-Produktionen heutzutage wichtiger als der chinesische, der immer noch wächst und vor fünf Jahren Guillermo del Toros „Pacific Rim“ gerade so rettete. Während den Rest der Welt del Toros Roboter gegen Monster-Phantasie nur bedingt interessierte – vielleicht erinnerte das Konzept auch etwas zu sehr an Michael Bays Transformers-Exzesse – liebten die Chinesen den Film und machte die nun ins Kino kommende Fortsetzung erst möglich.

Regie führt nicht mehr del Toro sondern Steven S. DeKnight, der bislang nur fürs Fernsehen arbeitete, doch das sieht man „Pacific Rim Uprising“ nicht an. Und auch vom bemüht epischen Erzählen, wie es momentan der Standard für große teure Hollywood-Filme ist, die oft in jeder Hinsicht überladen sind, ist dieser kurze, knackige Film weit entfernt. Insgesamt 111 Minuten, doch ohne den ewig langen Abspann kaum 95. Dementsprechend rasant wird die rudimentäre Handlung abgespult, man könnte auch sagen: abgehakt. Nicht mehr Idris Elba und Charlie Hunman sind das gemischtrassige Duo, das anfängliche Streitigkeiten überwindet, um gemeinsam einen der hochhaushohen Roboter zu lenken, sondern John Boyega (Star Wars) und Scott Eastwood (Fast & Furious 8). Boyega soll dabei Elbas Sohn sein, aber das ist eigentlich egal, denn seine anfänglichen Aversionen, sich in den Dienst der guten Sache zu stellen sind – kaum angedeutet – auch schon wie weggewischt. Also wird er zum Trainer neuer Piloten, die bald dringend benötigt werden, denn neue Kaijus tauchen auf, mutmaßlich durch sinistre Chinesen auf die Erde gelockt, aber wie gesagt: „Pacific Rim Uprising“ schielt so sehr auf den chinesischen Markt wie kaum ein anderer Hollywood-Film…

Doch wer hier warum was tut ist noch egaler als die absurd umständlichen Handlungen der jüngsten „Transformers“-Filme, was zählt ist der Exzess. Und da lässt sich DeKnight wahrlich nicht lumpen und inszeniert Zerstörungsorgien, die selbst die in den jüngsten Marvel oder DC-Filmen übertrumpfen. Sorgen um mögliche zivile Opfer muss man sich aber nicht machen. Bevor etwa Tokio im finalen Duell praktisch komplett dem Erdboden gleich gemacht wird, heißt es aus der Kommandozentrale: „Sämtliche Bewohner haben sich in unterirdische Bunker in Sicherheit gebracht.“ Das beruhigt natürlich ungemein und so kann man sich ganz dem Bestaunen einer Gigantomanie hingeben, die in keinem Moment zu verhehlen versucht, dass es sich hier um einen B-Picture-Stoff handelt. Fast anachronistisch mutet das in einer Zeit an, in der fast jeder Superheldenfilm, fast jede Comicverfilmung den Anspruch zu haben scheint, etwas Substanzielles über den Zustand der Menschheit zu erzählen. „Pacific Rim Uprising“ will dagegen nur 95 Minuten Hochhäuser zerstören. Das ist zwar konsequent, aber am Ende auch etwas wenig.

„Pacific Rim Uprising“ startet am 22. März 2018.

Pacific Rim Uprising • USA 2018 • Regie: Steven S. DeKnight • Darsteller: John Boyega, Scott Eastwood, Rinko Kikuchi, Cailee Spaeny

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