Voltron? Voltron!

So ein bisschen ist sie an uns vorbei gegangen, die Neuauflage von „Voltron“. Dabei genoss die japanische Zeichentrickserie von Tōei Animation in den 1980ern durchaus Kultstatus. Was mag der (junge) SF-Fan auch nicht an einem Setting, in dem fünf Löwen-Roboter-Raumschiffe einen großen, mächtigen Roboter-Krieger formen, der auch noch das Universum verteidigen soll?

Netflix gefiel die Idee dahinter anscheinend so gut, dass sie mit ihrem Langzeitpartner DreamWorks Animation Television und dem Distributor World Events Productions eine neue Voltron-Serie aus der Taufe hoben. Diese wurde von Studio Mir animiert und orientiert sich stark an dem Original. Geekherzen dürften vor allem aus einem Grund höher schlagen: Hinter „Voltron“ stehen mit Lauren Montgomery und Joaquim Dos Santos zwei Kreativköpfe der Zeichentrickserien „Avatar – Der Herr der Elemente“ und „Die Legende von Korra“. Ihre Handschrift tritt bei den vielen kleinen und großen Änderungen zu Tage, vor allem beim Humor, dem Charakterdesign und der Darstellung von starken Frauenfiguren. Davon hat Voltron gleich zwei, die mit Stereotypen brechen. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.

Wo eine 78-teilige Trickserie ist, sind Comics zumeist nicht weit. Die bringt nun Cross Cult auf Deutsch heraus. Eins vorweg: Nein, die Comics lassen sich nicht ohne Kenntnisse der Netflix-Serie geniessen. Für den ersten Band sollten comicbegeisterte SF-Enthusiasten daher die erste Staffel gesehen haben. Die Abenteuer von Band 1, „Die Prüfung“, spielen zwischen der achten und neunten Folge der ersten Staffel. Nachdem die Helden Shiro, Keith, Lance, Pidge und Hunk die fünf Löwenroboter gefunden, zum ersten Mal „Voltron“ geformt und ihren ersten Planeten aus den Fängen von König Zarkon befreit haben, sollen sie als Gruppe trainieren. Denn so richtig gut harmoniert die SF-Version der „Fünf Freunde“ noch nicht; zumal sie in der Lage sein sollten, jeder Zeit „Voltron“ zu formen und nicht nur dann, wenn Hopfen und Malz verloren scheint. Um das Team zu formen, nimmt ihr Mentor Coran die Helden-wider-Willen mit auf eine Reise ins Karthulia-System. Dort haben schon die ersten Helden, die Paladine, trainiert. Doch vor Ort angekommen, soll Coran erst einmal seine Schulden begleichen. Die sind nach einem 10.000 Jahre währenden Schlaf ziemlich hoch. Um ihren Freund zu retten, muss das Quintett eine nahezu unlösbare Aufgabe bewältigen.

Mitch Iverson („Voltron“), Tim Hedrick („Voltron“, „Avatar – Der Herr der Elemente“) und das Team von den Digitalart Chefs haben es geschafft, in „Die Prüfung“ den Charme der Serie einzufangen. Zugleich erweitern sie das Universum um weitere interessante Figuren, Spezies, und Planeten. Statt auf einen auktorialen Erzähler zu setzen, machen sie jeden der fünf Paladine für eine Heftlänge zum Erzählern. Das funktioniert wunderbar, sorgt für jede Menge Spannung, aber auch für witzige Momente. Für Fans ist der Comic auf jeden Fall ein Muss. Band 2 ist übrigens für August angekündigt.

Abb. Cross Cult 2019

Mitch Iverson, Tim Hedrick, Digitalart Chefs: VOLTRON – Legendärer Verteidiger 1. Die Prüfung • Aus dem amerikanischen Englisch von Michael Schuster • Cross Cult, Ludwigsburg 2019 • 136 Seiten • 15,00 €