26. Mai 2019 1 Likes

Once Upon a Time in Cannes

Preise für Bong Joon-ho und Emily Beecham

Lesezeit: 2 min.

In Cannes drehte sich in diesem Jahr alles um Quentin Tarantinos neuen Film „One Upon a Time in Hollywood“ und um dessen glattgebürstete Altstars Brad Pitt und Leonardo diCaprio. Selbst der Hund des Films wurde plötzlich zum Feuilletonthema, als er den „Palm Dog Award“ bekam, den Preis für den besten Filmhund des Jahres, der am Rande des Festivals verliehen wurde. Sogar der eingebaute Skandal – der Ehrenpreis für Alain Delon, dem einige nicht verzeihen wollten, dass er in einer anderen Zeit geboren wurde – wurde von Tarantino und seiner Entourage weitgehend überschnattert.

Da kann man sich eigentlich nur Wundern, mit welcher Gelassenheit die Jury um den Mexikaner Alejandro González Iñárritu (Amores Perros, Babel) den Film von Hollywood über Hollywood ignorierte – und stattdessen dem neuesten Werk des südkoreanischen Genre-Spezialisten Bong Joon-ho (SF-Stoffe: The Host, Snowpiercer, Okja; Thriller: Memories of Murder, Mother) die Goldene Palme verlieh. In „Parasite“ schleicht sich eine auf den Hund gekommene Familie ins Leben einer reichen Familie ein, um zu überleben. Das trägt – wenn man sich den Trailer ansieht – deutliche Züge einer schwarzen Komödie mit starken Thrillermotiven, Terrain also, das Bong Joon-ho liegt.

Ebenfalls hocherfreulich ist, dass der Preis für die beste Darstellerin an die britisch-amerikanische Schauspielerin Emily Beecham ging, denn das dürfte etwas mehr Aufmerksamkeit auf „Little Joe“ lenken, den neuen Film der Österreicherin Jessica Hausner, deren bisherige Langfilme „Lovely Rita“ (2001), „Hotel“ (2004), „Lourdes“ (2009) und „Amour Fou“ (2014) von spektakulärer Qualität waren. (Ich behaupte hier einfach mal, dass Hausner Österreichs Kubrick ist, auch wenn’s vielleicht keinen interessiert.) „Little Joe“ ist ihr erster SF-Film (siehe dazu den Cannes-Bericht von unserem Kollegen Michael Meyns) und dreht sich um eine Wissenschaftlerin, die eine genetisch manipulierte Pflanze erschaffen hat, die Glücksgefühle erzeugt.

Beecham kannte man bisher vor allem durch Nebenrollen in „28 Days Later“, „Hail, Cesar“ oder der Serie „Into the Badlands“. Man wünscht ihr natürlich, dass der Preis in Cannes ihrer Karriere einen schönen Schub versetzt. Und wir wünschen uns auch, dass „Parasite“ und „Little Joe“ bald bei uns im Kino auftauchen.

Großes Bild oben: Emily Beecham in „Little Joe“.

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