22. Januar 2020

Light is Life

Das Puzzle-Adventure „Lightmatter“ entführt uns in eine gefährliche Welt alternativer Energie

Lesezeit: 4 min.

Nanu, das ist doch wie mit GlaDOS? Dieser Gedanke könnte manche Spieler von Lightmatter recht schnell beschleichen, denn der am 15. Januar für PC veröffentlichte Puzzler von Tunnel Vision Games geizt nicht nur beim Einsatz einer fies anekdotenreichen Sprachbegleitung aus dem Off mit Verbeugungen vor der legendären Portal-Reihe und dessen eigentlicher „Hauptfigur“. Wie beim offensichtlichen Vorbild, geht es auch in Lightmatter darum, komplexe futuristische Rätselräume zu meistern und dabei die eingeführten physikalischen Gesetze zu beachten. Die Aufgaben bestehen vorrangig in der Manipulation von Licht und Schatten, wobei genaue Beobachtung sowie ausgeprägte Experimentierfreudigkeit Grundprämissen des gut 5-6 Stunden dauernden Gameplays bilden.

Schon der Auftakt hat es in sich. Ein Notfall hat die Forschungseinrichtung zur Erschaffung einer neuartigen Energiequelle weiträumig beschädigt und wir müssen mit unserem Avatar aus der Ego-Perspektive entkommen. Das gelingt unserem verwirrten Alter Ego zunächst natürlich nicht und wir erhalten durch den Leiter der Firma, einen gewissen Virgil, dessen Selbstherrlichkeit ähnlich wenige Grenzen zu kennen scheint wie seine wissenschaftliche Moral, ein kleines Update unserer Situation. Bei einer Führung durch die Fabrik gab es einen Zwischenfall und da die eigentlichen Notfallmaßnahmen uns nicht mehr helfen können, liegt es nun an uns selbst, einen Weg aus der riesigen Anlage unter Anleitung Virgils zu finden.

Unser Charakter bleibt über die gesamte Kampagne stumm und nimmt die sarkastisch bissigen Kommentare unseres Führers wider willen einfach hin (der im englischen Original ausgezeichnet vertont wird von Hitman-Sprecher David Bateson). Die Story wird ausschließlich über Off-Kommentare vorangetrieben und auch Cut-Scenes fehlen nahezu gänzlich. Im Kern dreht sich die Narration darüber, warum es uns tatschlich in die Anlage verschlagen und was Virgil mit seiner neuen, aber eben gefährlichen Energiequelle vorhat. Einige wenige Nebenfiguren (u.a. eine Katze namens Lux) sorgen für kleinere Auflockerungen des zwar nicht elaborierten, aber gerade zum Schluss gar nicht mal dumm abgerundeten und bezogen auf unsere Energiepolitik durchaus kritischen Storygerüsts.

Die Areale sind während unserer Flucht – passend zum Konzept – in hell-dunkle Kontraste getaucht, die das Spielerauge aufgrund sehr weniger Details und grober Liniengrafik eher nicht verwöhnen. Die Farbarmut führt zudem dazu, dass sich die Gebiete trotz motivischer Abwandlungen zwischen Schürfmine, High-Tech-Fabrik und Tunnelanlagen grafisch kaum unterscheiden. Schlimm ist das jedoch nicht, da der Stil sehr gut zum Rätsel-Gameplay von Lightmatter passt und die Suche nach dem nächsten Ausgang auch dank der knackig kurzen Spielzeit und abwechslungsreicher Aufgaben nie abflaut.  

Jedes Gebiet ist unterteilt in beleuchtete und dunkle Bereiche, die wir mithilfe von tragbaren Leuchten, automatischen Maschinen oder einfach nur dem richtigen Timing beim Laufen und Springen meistern müssen. Feinde oder Kämpfe warten nicht auf uns, doch mit zunehmender Spieldauer gesellt sich zum gediegenen Knobeln ohne Zeitdruck auch so manche Fluchtpassage, die noch mehr Geschick von uns einfordert.

Gerade die erste Stunde gibt uns buchstäblich viel Raum, alle Mechaniken kennenzulernen und auszuprobieren. Da gilt es etwa, Lichtkegel von Stehlampen so auszurichten, dass wir Schatten überqueren können und dabei klug mit den begrenzten Strahlern umzugehen oder wir müssen die Lampen so positionieren, dass wir mittels beweglicher Plattformen stets von einem Lichtbereich zum nächsten kommen. Kleine Einschränkungen erschweren unser Fortkommen zusätzlich. So ist es beispielsweise nicht möglich, mit einer Lampe in Händen zu springen und gelegentliches Flackern von Lichtquellen zwingt ebenfalls zu genauer Planung unseres Timings.

Stehen bzw. landen wir in einem Schatten, bedeutet das sofort unser Ableben, wobei die Rücksetzpunkte so unmittelbar vor dem Bildschirmtod gesetzt sind, dass Frust nur dann aufkommt, sollte man wirklich nicht auf des Rätsels Lösung kommen. Die gute Rätselbalance und die Fokussierung auf die Kernelemente Licht und Schatten laden jederzeit zum Herumprobieren ein und richtig hart wird Lightmatter tatsächlich nie. Leider ist die schwammige Steuerung (gerade auch mit Gamepad) meist unser größter Widersacher. Punktgenaue Sprünge und ein sicheres Laufgefühl bleiben da oft auf der Strecke. Auch die Orientierung könnte in den hektischen Phasen definitiv leichter fallen, sodass die Knobelaufgaben letztlich mehr Spaß machen als die actionreicheren Sequenzen.

Lightmatter ist aktuell für knapp unter 17 Euro auf Steam erhältlich. Wer erstmal Probespielen will, kann die erste Stunde kostenfrei installieren und seinen Fortschritt im Fall des nachträglichen Kaufs behalten.

Fazit

Gelungener Knobelspaß mit stimmiger Fusion aus Konzept, Setting und Gameplay – schwammige Steuerung sowie manchmal fehlende Übersicht sorgen hingegen für Abzüge in der B-Note.

Lightmatter • Tunnel Vision Games/Aspyr • Puzzle-Adventure • PC

Abb. © Tunnel Vision Games/Aspyr

 

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