20. Februar 2020

Wünsch dir was!

Aber muss es unbedingt ein „Fantasy Island“-Reboot sein?!

Lesezeit: 3 min.

Musste das sein? Eine weitere Kinoversion einer Fernsehserie, die schon während ihrer Laufzeit zwischen 1977 und 1984 weniger auf Grund ihrer Qualität beliebt war, sondern wegen ihrer Absurdität. In „Fantasy Island“ spielte damals der unfassbar schmierige Ricardo Montalban Mr. Roarke, den Herren einer magischen Insel, der jede Woche Zahlungswilligen ihre Träume erfüllte. Ihm zur Seite stand der von Hervé Villechaize gespielte Tattoo, ein kleinwüchsiger Franzose, der als Killer im Bond-Film „Der Mann mit dem Goldenen Colt“ bekannt wurde.

Im Reboot sind nun der augenscheinlich unterforderte Michael Peña als Mr. Roarke zu sehen, an seiner Seite die vor allem hübsche Parisa Fitz-Henley als seine Assistentin Julia. Das Duo empfängt die Gäste im Paradies – gedreht wurde auf den Fiji Inseln – wo die Gewinner eines Quiz‘ gespannt auf die Erfüllung ihrer Wünsche warten, ohne zu ahnen, dass sich der Satz „Sei vorsichtig, was du dir wünschst“ auf üble Weise bewahrheiten wird: Elena (Maggie Q) bedauert, dass sie vor fünf Jahren einen Heiratsantrag ablehnte und hofft auf eine zweite Chance, Patrick (Austin Stowell) wäre gern Soldat an der Seite seines Vaters, den er nie kannte, die Proleten Bradley (Ryan Hansen) und sein schwuler Stiefbruder Brax (Jimmy O. Yang) wollen feiern bis zum abwinken und Melanie (Lucy Hale) möchte sich unbedingt an Sloane (Portia Doubleday) rächen, von der sie in der Schule gemobbt wurde.

Was sich wie Versatzstücke aus allen möglichen, besonders bei Teenagern beliebten Filmgenres anhört, fühlt sich auch so an: Elenas wiedergefundene Liebe ist für romantische Momente zuständig, Bradleys und Brax für ausgelassene Party-Exzesse, Sloanes Rachephantasie für Torture-Porn-Momente. Zumindest im Ansatz, denn um eine Jugendfreigabe zu erhalten, musste Regisseur Jeff Wadlow (Kick-Ass 2, Wahrheit oder Pflicht) seine Phantasie bremsen und konzentriert sich statt dessen auf, ja, auf was eigentlich?


Da ist noch alles in Ordnung…


… hier nicht mehr. „Fantasy Island“, Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

„Fantasy Island“ beginnt wirr und geht wirr weiter. So wenig, wie die unterschiedlichen Phantasien zusammenpassen, so wenig fügen sich die Elemente des Films zu einem Ganzen. Dass sich jede Episode früher oder später ins Negative bewegt, die Figuren mit ihren Abgründen konfrontiert werden, ist absehbar, doch ob dies am Mastermind der Insel, dem sinistren Mr. Roarke selbst liegt oder einfach an der Insel selbst, bleibt offen.

Bald drängt sich der Eindruck auf, die Drehbuchautoren hätten sich damit begnügt, Versatzstücke von „Lost“, „Inception“ und „Saw“ zusammenzuwürfeln. Anschließend wurden ein paar oberflächlich attraktive Schauspieler gecastet und am Ende gehofft, dass die Schönheit der Fiji-Inseln schon von den Plotlöchern ablenken würde. Und das, obwohl „Fantasy Island“ eine Blumhouse Produktion ist, das unabhängige Studio, das sich in den letzten Jahren mit Filmen wie „The Purge“, „Get Out“ oder „Split“ einen Namen für nicht nur originelle, sondern auch sehr erfolgreiche Genre-Filme gemacht hat. Dieses Mal kann von Originalität keine Rede sein, aber im Tagesgeschäft der Kinobranche, abseits von Oscars und Filmfestival, kann man auch mal danebengreifen. Zumal nächste Woche schon das nächste Blumhouse-Remake startet: „Der Unsichtbare.“

„Fantasy Island“ startet am 20. Februar im Kino. Abb. Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Fantasy Island • USA 2020 • Regie: Jeff Wadlow • Darsteller: Michael Peña, Maggie Q, Lucy Hale

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