23. März 2020

Angriff der Klonmarsianer

Angespielt: „Memories of Mars“ lässt uns auf dem roten Planeten mal wieder ums Überleben kämpfen

Lesezeit: 3 min.

In den letzten Jahren explodierte das Survival-Genre förmlich aufgrund fast schon zu vieler Titel, in denen beinharter Überlebenskampf und ein oft genug unbändiges Einsammeln von Craftingressourcen dominieren. Gerade auf PC konnte man dieses Gemisch in zig Varianten im ohnehin sehr breit gestreuten Feld der Early Access-Titel beobachten. Also Spielen, die sich noch in der Entwicklung befinden, daher nicht ganz fertig sind und mit ihrer Vorveröffentlichung schon mal das nötige Geld und Feedback für den Finalrelease einholen. Auch Memories of Mars zählt zu dieser Kategorie und verlagert das Survival-Geschehen auf den Mars in Form einer entsprechend kargen offenen Spielwelt. Der Titel von Limbic Entertainment (u.a. bekannt für ihre kultige Autokraten-Simulation Tropico) ist nach dem PC-Early Access nun für gut 20 Euro seit dem 12. März ebenso für PS4 und Xbox One erhältlich.

In leichter Mark Watney-Manier, sind wir in den Weiten von Memories of Mars auf uns allein gestellt. Im Rahmen eines knappen Intros innerhalb einer Forschungsstation, erwacht unser Klonavatar mit Ego-Sicht aus dem Tiefschlaf und lernt erstmal die Prinzipien des Spiels. Neben dem üblichen Waffen- und Itemhandling, müssen wir uns mit den Eigenheiten unseres mobilen, leider eher fummeligen 3D-Druckers beschäftigen, mit dem wir (passendes Material natürlich vorausgesetzt) massig Ausrüstung herstellen. Hat man den eher sperrigen Einstieg hinter sich, landet man irgendwo auf der Planetenoberfläche und weiß zunächst erstmal gar nicht, was eigentlich abgeht. Eine richtige Story zeichnet sich nämlich zunächst nicht ab. Wir wissen nur, dass wir herausfinden sollten, warum der Mars und das Labor, aus dem wir gekrochen sind, so verlassen sind. Das ist ein wenig dünn und wird durch die lapidare Präsentation leider auch nicht besser.

So geht es uns zunächst ebenso mit dem Gameplay. Denn wirklich griffig fühlt sich Memories of Mars selbst mit etwas Übung nicht an und die doch sehr ereignisarme Oberfläche kann nicht mit Referenzen wie No Man´s Sky mithalten. Die erste Zeit rennt man durch eine immer gleich aussehende Ödnis, sammelt Felsbrocken, stellt irgendetwas her und wird von viel zu flinken und mangels viel Munition fast überharten Spinnenrobotern in die Schranken gewiesen. Natürlich kann man sich das Erlebte so zurechtlegen, hier tatsächlich ein Erkundungsgame vorzufinden, in dem uns nicht alles haarklein vorgegeben wird und wir uns tatsächlich im Sinne der Rahmenhandlung als Klon ohne Ahnung spürbar verloren vorkommen.

Macht man sich diese Perspektive zu Eigen und erkämpft, craftet und skillt sich mit etwas Anstrengung hoch, lässt diese Mars-Mission mehr von ihren eigentlichen Reizen erkennen. Denn Limbic Entertainment setzt uns nicht nur bereits besagte Spielelemente vor, sondern macht uns sogar zum Erbauer eigener Raumstationen und Basen. Da es sich außerdem um ein Online-Game handelt, treffen wir neben den natürlich immer größer und etwas vielfältiger aufgerüsteten KI-Robotern auf menschliche Spieler, sodass sich ein Mix aus PvE und PvP-Multiplayer inklusive integrierter Events ergibt, bei denen wiederum Ressourcen auf dem Spiel stehen. Dabei haben wir stets die Wahl, uns mit anderen Spielern zu verbünden oder gegeneinander zu agieren. Der Ressourcenverlust ist nach dem Ableben allerdings in jedem Fall garantiert, erworbene Skills bleiben dafür erhalten.

Wer von Multiplayer-Elementen wenig bis nichts wissen will, folgt einem sogenannten Notfallprotokoll-System, dessen Funktion darin besteht, uns Aufgaben zur weiteren Erkundung des Mars und der Story an die Hand zu geben. Zu den besuchten Orten gehören Minen, Fabriken oder gar ganze Städte, jedoch darf man hier – trotz solider, wenn auch nicht berauschender Technik – eben kein blühendes Leben wie bei einem Triple A-Blockbuster wie Assassin´s Creed erwarten.

Nach drei Stunden (PS4-)Spielzeit ist man trotz klarer Tendenz noch leicht unentschlossen in der Bewertung. Einerseits türmen sich Verbesserungen wie bei der trotz des Mars-Motivs öden Spielwelt, den Texturen (Stichwort Kantenflimmern), dem zu unhandlichen Inventar, den ungeschmeidigen Shootings oder der Gegner-KI auf. Andererseits deutet Memories of Mars in Nuancen an, eigentlich ein ganz brauchbarer Survival-Titel sein zu können, der sein Thema eines (einsamen) Überlebens in einer feindlichen Welt ernstnimmt und echte Herausforderungen sowie stellenweise Abwechslung mithilfe der PvP-Elemente bietet. Ob man dafür aktuell 20 Euro und genug Eingewöhnungszeit investieren will, lässt sich da schwer sagen. Beinharte Mars-Fans können es riskieren, alle anderen finden sicher Alternativen. Es herrscht schließlich kein Mangel in der Survival-Sparte.

Memories of Mars • Limbic Games Entertainment/505 Games • Open World-RPG/Survival • PS4/Xbox One/PC

Abb. © Limbic Games Entertainment/505 Games

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.