„Space Dogs“: Hund vs. Mensch 1:0
Bildgewaltiger Einblick in eine ganz andere Welt
Die Hündin Laika wurde 1957 als erstes Lebewesen ins All geschickt und damit traurigerweise in den sicheren Tod. Ihre Mission war deswegen umstritten, machte sie aber weltweit bekannt. So wurde unter anderem ihr Bild auf Briefmarken gedruckt, es gibt Laika-Schokolade- und Zigaretten, eine Graphic Novel, die ihre Geschichte erzählt und ein Monument. Einer Legende nach kehrte sie als Geist zurück und streift seitdem durch die Straßen von Moskau. „Space Dogs“ begleitet, komplett aus der Perspektive der haarigen Protagonisten gedreht, zwei ihrer Nachfahren, die durch Moskaus Straßen streunern, was mit bisher unveröffentlichtem Material aus der Ära der sowjetischen Raumfahrt verwoben wird.
Der Film ist dabei weniger konventioneller Spielfilm als vielmehr ein Essayfilm, der die gerne genutzte Phrase „Tiere sind die besseren Menschen“ illustriert und vertieft, ohne dabei allerdings in verklärenden Kitsch zu verfallen. Das Hundeleben hat brutale Seiten, keinen Zweifel. Eine Katze hat das Pech zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein und muss in einer langen Sequenz dran glauben, was nicht gerade angenehm anzuschauen ist. Wenn dann aber in Originalaufnahmen aus den späten Fünfzigern zu sehen ist, wie weitere Hunde in Test-Apparaturen gesteckt werden oder Operationen durchleiden müssen, um sie für die Raumfahrt vorzubereiten; wenn zu sehen ist, wie Lebewesen aus ihrer natürlichen Umgebung herausgerissen wurden, um dem Menschen nach Belieben zu Verfügung zu stehen, formuliert der „Space Dogs“ zwischen den Bildern nicht nur die Frage nach der wahren Bestie, sondern relativiert auch die Bedeutung des gesamten Unterfangens: Das alles nur deswegen?
Sowieso, der Mensch, der hier, egal ob in der Vergangenheit oder in der Gegenwart, nur am Rande auftaucht, wirkt durchgehend befremdlich, wie ein Störfaktor in einem Kreislauf, der vielleicht manchmal grausam, aber letztendlich auch harmonisch organisiert ist. Die schönsten, poetischsten Augenblicke finden sich, wenn die beiden Protagonisten mit der ihnen eigenen Anmut durch die nächtlichen Straßen der Stadt tigern. Augenblicke, die erahnen lassen, wie eine neue, bessere Welt aussehen könnte. Momente, in denen man sich fragt, ob wir eigentlich wirklich nötig sind.
Ein Erlebnis von einem Film, der dankenswerterweise eine Kino-Auswertung bekommen hat, denn „Space Dogs“ zeigt Bilder, die man noch nie zuvor gesehen hat und die sollte man in einem gebührenden Rahmen auf sich wirken lassen.
„Space Dogs“ läuft seit dem 24. September 2020 im Kino. Die Termine finden sich hier! Abb.: Raumzeitfilm.
„Space Dogs“ (Deutschland/Österreich 2019) • Regie: Elsa Kremser, Levin Peter • Darsteller: Alexey Serebryakov (Sprecher)
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