„Life is Strange: True Colors“ – Die Kraft der Emotion

So wirklich überraschen konnte es die Community eigentlich nicht, dass Publisher Square Enix weiter an seiner beliebten Indie-Reihe Life is Strange festhält und gestern offiziell den dritten Hauptableger bereits für dieses Jahr ankündigte. Schließlich sackte speziell Teil 1 zahlreiche Kritikerpreise und – viel wichtiger – unzählige Spielerherzen ein und auch die beiden Nachfolger, also Teil 2 sowie das Spinoff Before the Storm, konnten trotz spielerischer Kurzatmigkeit vor allem mit tiefgründigen Charakteren, wendungsreichen Plots und verdammt viel Atmosphäre begeistern.

Der mit dem Zusatztitel True Colors ausgestattete Neuableger will aber dann doch so manches anders machen als seine Vorgänger. Um die wohl spannendste Neuheit gleich zu verraten: Life is Strange goes Open World – zumindest mehr als bislang. Denn nun soll es möglich sein, Nebenaufträge innerhalb der weitläufigeren Spielwelt anzunehmen und damit wesentlich mehr optionale Entdeckungen zu machen. Wer also die linear stark vorgegebenen Wege der Vorgänger als zu beengt empfunden hat, darf sich offenbar über einen echten Sprung in neue Gameplay-Gewässer freuen.

Ebenfalls neu: Der Titel wird zum Start komplett verfügbar sein und nicht in kleinere Episodenhäppchen wie bei einer Serie aufgeteilt. Oder anders gesagt: Spieler erwartet gleich das ganze Erlebnis ohne monatelange Warterei und fiese Cliffhanger.

In Sachen Story, Setting und atmosphärisches Beiwerk scheint sich Before the Storm-Entwickler Deck Nine Games allerdings ebenso treu zu bleiben wie bei der Indie-Sounduntermalung und dem für die Reihe typischen Einsatz bzw. der Motivik von Superkräften. Heldin ist diesmal eine gewisse Alex, die nach längerer Zeit in einer Pflegefamilie ihren großen Bruder Gabe wiedertrifft und in der Kleinstadt Haven Springs neu anfangen will. Ihre besondere Kraft besteht darin, dass Alex die Gefühle und Gedanken ihrer Mitmenschen genau wahrnehmen kann. Allerdings hat diese Fähigkeit einen besonderen Haken, da Alex bei starken Emotionen von diesen regelrecht infiziert werden und damit außer Kontrolle geraten kann.

Die Geschichte nimmt allerdings dadurch Fahrt auf, dass Gabe bei einem Unfall ums Leben kommt, Alex jedoch nicht davon überzeugt ist, es hier nur mit einer tragischen Unvermeidbarkeit zu tun zu haben. So begeben wir uns mit Alex auf die Spur nach dem wahren Tathergang und erleben – wie bei einem Life is Strange nicht anders zu erwarten – viele Dialoge, Charaktere und (vermeintlich?) gewichtige Entscheidungen. Als kleines Schmankerl für Fans gibt es sogar ein Wiedersehen mit Ryan und Steph aus Before the Storm. Sicherlich mit Blick auf das Kleinstadtsetting und weitere Facetten, die im stimmungsvollen Ankündigungstrailer angedeutet werden, nicht die einzigen Referenzen an die Vorgänger.

True Colors, das sogar erstmals für die Reihe auch mit deutschen Sprechern aufwartet, soll am 10. September für PC, Stadia, PS4, PS5, Xbox One und Xbox Series X erscheinen. Wer übrigens die Vorgänger noch nicht gespielt hat und so langsam auf den Geschmack kommen sollte, darf sich auf eine ebenfalls für den Herbst angekündigte Remastered Version von Teil 1 und Before the Storm freuen. Als Fans der Reihe bleiben wir natürlich an True Color dran und sind gespannt, was etwa speziell die Erweiterung der Spielwelt und der Einbau von Nebenmissionen letztlich für das Gesamterlebnis bedeuten.

Life is Strange: True Colors • Deck Nine Games • Adventure • PC/PS4/PS5/Xbox One/Xbox Series X/Stadia

Abb. © Square Enix