1. Mai 2021

„Voyagers“ – Eine Reise zu bekannten Gefilden

Neil Burgers Sciece-Fiction-Abenteuer ist okay, aber nicht mehr

Lesezeit: 3 min.

Als „Herr der Fliegen“ im Weltall wurde Neil Burgers „Voyagers“ im Vorfeld bezeichnet, was zum Teil stimmt, aber doch zu kurz greift. Denn nicht nur William Goldings Romanklassiker stand Pate, sondern unzählige andere Sci-Fi- und Young-Adult-Filme der letzten Jahre, ach was: Jahrzehnte. Mit der zunehmenden Anzahl von Streaming-Diensten, die nicht etwa für eine zunehmende Anzahl von unterschiedlichen Erzählungen führt, sondern zu zunehmender Wiederholung der immer gleichen Muster, stellt sich immer mehr die Farge, wie man aus dem kaum noch zu übersehenden Wust an Filmen und Serien herausragen kann. Eine Antwort hat Neil Burger nicht, nach 100 Minuten weiß der Zuschauer jedoch: So nicht.

Ursprünglich sollte „Voyagers“ letztes Jahr ins Kino kommen, durch oder dank Corona reicht es jedoch nur für einen Streamer, Amazon in diesem Fall, wo Neil Burgers Film für leidlich unterhaltsame 100 Minuten Abwechslung sorgt, nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Einmal mehr ist die Zukunft des Planeten bedroht, von wegen Umweltzerstörung und so, allein eine Mission zu einem fernen Planeten könnte die Menschheit noch retten. Dieser ist allerdings so weit entfernt, dass es unmöglich ist, ihn in einer Generation zu erreichen. Und so wird das Raumschiff mit dem hübsch sprechenden Namen „Humanitas“ auf den Weg geschickt. An Bord: 30 Jugendliche, die speziell dafür gezeugt wurden, die Sperrspitze einer neuen Ära der Menschheit zu sein. Nie haben Christopher (Tye Sheridan), Sela (Lily-Rose Depp), Zac (Fionn Whitehead) und die Anderen auf einer Wiese gespielt, den blauen Himmel gesehen, die Wärme der Sonne gespürt. Die Logik dahinter: Was sie nicht kennen, können sie nicht vermissen.

Mittels eines blauen Getränks, das zu jeder Mahlzeit gereicht wird, werden sie kontrolliert, werden ihre Emotionen im Zaum gehalten. Als einziger Erwachsene ist Richard (Colin Farrell) an Bord, eine Art Vaterfigur und Leitbild, der nach einem guten Drittel jedoch bei einem Weltraumausflug ums Leben kommt. Fortan sind die Teenies auf sich selbst gestellt, der zurückhaltende Christopher wird zum Chef gewählt, was seinen noch-Kumpel Zac ziemlich wurmt. Und nun kommt es, wie es kommen muss: Das blaue Getränk wird abgesetzt, die künstliche Betäubung endet, die natürlichen Hormone können sich unbehelligt ausbreiten. Nicht nur die Lust auf das andere Geschlecht entdecken die plötzlich hormonell überkochenden Teenies, auch die Lust an Gewalt und Machtkämpfen macht sich im Raumschiff breit.

Hübsche Ideen sind das, mit einer Riege junger Nachwuchsschauspieler in Szene gesetzt, in einem schönen futuristischen Set und mit ansprechender Kameraarbeit und Musik. Das „Voyagers“ dennoch kein wirklich guter Film ist, liegt an der weitestgehend überraschungsfrei ablaufenden Handlung, die in keinem Moment die ausgetretenen Pfade ihres Ansatzes verlässt. Zumal es Burger nicht wagt, seine Prämisse wirklich ernst zu nehmen und in solche Exzesse zu führen, wie sie einst Golding in seinem Roman auslotete. Um aus dem Wust an neuem Content herauszuragen wäre mehr Originalität und Wagemut nötig gewesen.

Voyagers • USA 2021 • Regie: Neil Burger • Darsteller: Tye Sheridan, Lily-Rose Depp, Fionn Whitehead, Colin Farell • ab jetzt bei Amazon Prime

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