19. Mai 2021 2 Likes

Cixin Lius „Wandernde Erde“ als Comic

Eine Adaption von Christophe Bec und Stefano Raffaele im Albumformat

Lesezeit: 2 min.

Bei Splitter startete dieser Tage eine Reihe mit Comic-Adaptionen der inzwischen weltberühmten Science-Fiction-Geschichten des chinesischen Autorensuperstars Cixin Liu (im Shop). Den Anfang macht der Einzelband „Wandernde Erde“ im sehr imposanten, sehr angemessenen Albumformat – immerhin geht es um die Comic-Interpretation der grandiosen Titelstory von Cixin Lius 2019 bei Heyne auf Deutsch erschienener Prosa-Storysammlung, die im selben Jahr in China als teurer Blockbuster verfilmt wurde, der bis auf den internationalen Markt und ins Angebot von Netflix vorgedrungen ist. Eine logische Wahl für den Auftakt des Projekts, für das 26 Künstlerinnen und Künstlern aus Europa und China am Ende 15 Erzählungen und Alben umsetzen sollen. Die Comic-Fassung von „Wandernde Erde“ oblag Autor Christophe Bec und Zeichner Stefano Raffaele.

Der französische Szenarist Bec („Carthago“, „Prometheus“) wendet seine Routine als Vielschreiber und Genre-Spezialist an, um Cixin Lius starke Erzählung ordentlich zu adaptieren: Die Geschichte der unter die Erdoberfläche flüchtenden Menschheit, die versucht, den vereisten Planeten mithilfe zahlreicher riesiger Triebwerke wie ein gigantisches Raumschiff aus dem Sonnensystem zu steuern, das dem Untergang geweiht ist. Die Hauptlast der grafischen Adaption trägt allerdings der italienische Zeichner Raffaele („Prometheus“, „Heiligtum Genesis“), der schon einige Male mit Bec zusammengearbeitet hat – eine Zeitlang hieß es zudem, Regisseur Eduardo Rodríguez wolle Raffaeles Zombie-Comic „Fragile“ aus dem „Heavy Metal Magazine“ verfilmen, woraus bisher nichts wurde. Der Zeichenstil des Italieners, der einen hin und wieder an auf dem US-Markt aktive Künstler wie Salvador Larocca oder Greg Land denken lässt, bildet alles solide ab: Die irdischen, technologischen und kosmischen Konzepte, die Dimension des ganzen Unternehmens, und die Nöte und Emotionen derer, die um die Zukunft der Menschheit kämpfen – nicht zuletzt gegeneinander, wenig überraschend, in der Zeit von Corona wohl noch weniger als ohnehin.

Das Albumformat und ein Umfang von fast 90 Seiten geben Bec und Raffaele den nötigen Raum, um Cixin Lius eindrucksvolle Story als Comic umzusetzen, ohne hetzen oder viel kürzen zu müssen. Wie gewaltig die Ideen des international gefeierten Bestsellerautors aus China wirklich sind, wird bei dieser Panel-Version seines Werks am ehesten deutlich, wenn man recht früh für die erste totale Ansicht der Triebwerke plötzlich zwei Seiten ausklappen und dadurch vier Albenseiten als XXL-Splashpage nebeneinander jonglieren muss. Das hat einiges an Impact und wiederholt sich später im Band noch einmal.

Kein schlechter Einstieg in Cixin Lius faszinierende Science-Fiction-Welt und in diese Comic-Reihe, die sich seinem Schaffen mit je einem frischen Kreativteam pro Einzelband widmen wird. Die nächsten Alben sind „Yuanyuangs Blase“ von Valérie Mangin und Steven Dupré im Juli, „Meer der Träume“ von Rodolfo Santullo und JOK im Oktober sowie „Der Dorflehrer“ von Zhang Xiaoyu im November.

Abb: © Ft Culture (Beijing) Co., Ltd/dt. Ausgabe Splitter Verlag

Cixin Liu, Christophe Bec, Stefano Raffaele: Die wandernde Erde • Splitter, Bielefeld 2021 • 88 Seiten • Hardcover: 25 Euro

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